Deutschlands bekannteste Hochstaplerin

Fake-Millionenerbin Anna Sorokin: Social-Media-Bann schlimmer als Knast

Sorokin alias Anna Delvey, deren Story Netflix in der Miniserie „Inventing Anna“ nacherzählt, wurde 2019 wegen Hochstapelei und Bankbetrug verurteilt

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Die deutsche Hochstaplerin Anna Sorokin, auch bekannt als Anna Delvey, posiert in ihrer Wohnung in New York.
Die deutsche Hochstaplerin Anna Sorokin, auch bekannt als Anna Delvey, posiert in ihrer Wohnung in New York.John Carucci/AP

Sie muss nicht mehr in der Gefängniszelle auf die Entscheidung der amerikanischen Einwanderungsbehörde warten, ob man sie zurück nach Deutschland oder womöglich nach Russland abschiebt. Dennoch beschwert sich Anna Sorokin jetzt bitterlich darüber, dass ihr Hausarrest für sie schlimmer sei als Knast. Der Grund: Das Gericht hat der deutschen Fake-Millionenerbin untersagt, Social Media zu benutzen.

Sorokin alias Anna Delvey, deren Story Netflix in der Miniserie „Inventing Anna“ nacherzählt, wurde 2019 wegen Hochstapelei und Bankbetrug verurteilt. Im Oktober 2022 kam sie vorzeitig auf freien Fuß – sollte aber als Vorbestrafte sofort aus den USA abgeschoben werden. Dagegen legte die 33-Jährige Einspruch ein. Der Immigrationsrichter Charles Conroy entschied, dass sie gegen 10.000 Dollar Kaution mit einer elektronischen Fußfessel nach Hause entlassen werden könnte. Mit der Auflage, dass sie ihr Heim im Bundesstaat New York nur bei medizinischen Notfällen und zu ihren wöchentlichen Treffen mit der Ausländerbehörde verlassen darf – und dass Social Media für sie tabu ist.

Anna Sorokin bei ihrem Gerichtsprozess am New York State Supreme Court im April 2019.
Anna Sorokin bei ihrem Gerichtsprozess am New York State Supreme Court im April 2019.Richard Drew/AP

Laut einem neuen Antrag Sorokins vor dem Obersten Gerichtshof von Manhattan ist das Internetverbot „einschränkender für mich als Gefängnis“. Laut ihrem Anwalt wird seine Mandantin „exzessiv bestraft, indem ihr Recht auf freie Meinungsäußerung beschnitten wird“.

Er verlangt, dass das Social-Media-Verbot aufgehoben wird und dass Sorokins „drakonischen Einschränkungen in Bezug auf den Hausarrest“ gelockert werden: „Sie hält sich seit über einem Jahr an alle Regeln. Von ihr geht weder eine Fluchtgefahr noch eine Gefahr für die Gemeinschaft aus!“ Er verlangt, dass „Anna auch zum Einkaufen, zum Workout und für Arztbesuche mit ihrer Fußfessel ihr Haus verlassen darf“. Der freie Zugriff auf ihren Computer steht für Sorokin allerdings an erster Stelle.

Julia Garner spielt die Hochstaplerin Anna Sorokin in der Netflix-Miniserie „Inventing Anna“.
Julia Garner spielt die Hochstaplerin Anna Sorokin in der Netflix-Miniserie „Inventing Anna“.Picturelux/Imago

Anna Sorokin und ihre betrügerische Masche

Anna Sorokin hat sich über mehrere Jahre als deutsche Erbin Anna Delvey ausgegeben und mit einer cleveren und überzeugenden Masche Bekannte, Banken und Luxushotels um eine sechsstellige Summe betrogen. Mal gab sie an, ihre Kreditkarte vergessen zu haben, mal machte sie deutsche Feiertage oder die Zeitverschiebung für eine ausbleibende Überweisung verantwortlich. So konnte sie sich sogar einen Flug mit einem Privatjet und einen Luxusurlaub nach Marokko erschleichen.

Potenziellen Investoren erzählte sie von Plänen, einen ähnlichen Klub wie das Soho House aufzubauen, der zugleich auch Kunstraum sei. Als sich die unbezahlten Hotelrechnungen häuften, Anna aus Hotels in Manhattan geflogen war und einige ihrer Freunde Verdacht schöpften, dass die vermeintliche reiche Erbin nur einfallsreich wäre, klickten die Handschellen. Für die Netflix-Serie soll sie 300.000 Dollar bekommen haben. Weiteres Geld verdiente sie außerdem aus dem Knast heraus mit Ausstellungen und dem Verkauf von NFTs (Non-Fungible Token). ■