Der Mordfall Fabian (8) aus Güstrow: Seit dem Haftbefehl gegen die Ex-Freundin von Fabians Vater am 6. November schweigen Polizei und Staatsanwaltschaft zu den Ermittlungen. Schon zuvor hatten sich die Behörden in dem erschütternden Fall bedeckt gehalten, was nicht zuletzt Fabians Familie öffentlich kritisiert hatte.
Doch die Ermittlungsbehörden scheinen aus der Vergangenheit gelernt zu haben. Besonders mit Blick auf den Fall Rebecca Reusch aus Berlin, der wohl größte Vermisstenfall der letzten Jahre. 2019 verschwand die damals 15-jährige Rebecca aus dem Haus der Schwester und gilt seitdem als vermisst. In dem mysteriösen Fall tat die Polizei genau das Gegenteil wie ihre Kollegen im Fall Fabian: Sie preschte vor mit einem Tatverdächtigen, dem Schwager von Rebecca, Florian R. Und das nur wenige Tage nach Rebeccas Verschwinden.
Wie im Fall Fabian fehlten jedoch die Beweise. Auch gegen die Tatverdächtige im Mordfall Fabian, Gina H. (29), sprechen nur Indizien. Im Fall Rebecca erlitten die Ermittler wegen ihrer offensiven Vorgehensweise einen herben Rückschlag. Sie mussten Florian R. aus der Haft entlassen, weil sich der Verdacht gegen ihn nicht erhärten ließ.

Offensives Vorgehen der Polizei birgt Gefahren
Dies wollten die Ermittler im Fall Fabian offensichtlich unbedingt vermeiden. „Unterschiedliche Fälle bedingen unterschiedliche Herangehensweisen. Es gibt einmal eine sehr offensive Öffentlichkeitsarbeit wie im Fall Rebecca Reusch und es gibt andere Fälle, da ist mehr Ruhe nötig, um wichtige Ermittlungsschritte nicht zu gefährden“, erklärt Kriminalwissenschaftler Christian Matzdorf von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin im Münchner Merkur die unterschiedliche Taktik. Matzdorf war 30 Jahre lang bei der Landespolizei Berlin tätig.


