Urlauber in großer Sorge

„Deutsche raus!“ Hass auf Mallorca: Muss ich meinen Urlaub stornieren?

In den vergangenen Tagen kam es auf der Lieblingsinsel der Deutschen zu Hetze und Schmierereien gegen Deutsche. Wie sicher ist der Urlaub auf Malle?

Author - Florian Thalmann
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In Santanyi auf Mallorca kam es in den vergangenen Tagen immer wieder zu Schmierereien gegen Touristen. Hier hat jemand Raus an die Fassade eines Ladens geschrieben.
In Santanyi auf Mallorca kam es in den vergangenen Tagen immer wieder zu Schmierereien gegen Touristen. Hier hat jemand Raus an die Fassade eines Ladens geschrieben.Clara Margais/dpa

Auch für die Menschen in Berlin steht der Sommerurlaub vor der Tür – viele werden sich auch dieses Jahr auf den Weg zu Deutschlands Lieblings-Insel Mallorca machen. Doch die Vorfreude auf den entspannten Urlaub am Strand wird aktuell ordentlich getrübt: Die Insel wird laut Berichten von einer regelrechten Hass-Welle gegen deutsche Touristen erfasst. In den vergangenen Tagen tauchten immer wieder „Deutsche raus!“-Schmierereien auf der Insel auf. Denn die Wut auf Menschen aus Deutschland, die die Sonneninsel einnehmen, wird immer größer.

Hassparolen auf Mallorca: Täter schmieren „Deutsche raus!“ an Geschäfte und Autos

Noch immer boomt der Tourismus auf Mallorca – doch schon lange wird erbittert darum gestritten, ob die Insel eigentlich so viele Menschen verträgt. Immer wieder kam es auch zu Demonstrationen und Kundgebungen, bei denen die Menschen auf Mallorca gegen die Inselbesucher wetterten, sich gegen den Massentourismus einsetzten. Jetzt nimmt der Hass gegen Deutsche offenbar neue Formen an – und wendet sich auch gegen Menschen, die sich auf der Insel niedergelassen haben.

Wie die „Mallorca Zeitung“ seit Tagen berichtet, tauchen immer wieder Schmierereien auf der Insel auf. Zuerst wurden die Schriftzüge offenbar in dem kleinen Ort Santanyi entdeckt. Unbekannte Täter hatten sie auf Dutzende Autos oder an Geschäfte gesprüht. Die Botschaften: „Deutsche raus“ oder „Ausländische Käufer fahrt zur Hölle“. Auch beschriftete Aufkleber wurden auf Autos mit ausländischen Kennzeichen geklebt.

Auch touristische Unterkünfte wie diese wurden mit Stickern versehen. Hier steht Tourists go home, Touristen, geht nach Hause. Immer wieder wird auf Mallorca gegen den mAssentourismus protestiert.
Auch touristische Unterkünfte wie diese wurden mit Stickern versehen. Hier steht Tourists go home, Touristen, geht nach Hause. Immer wieder wird auf Mallorca gegen den mAssentourismus protestiert.Clara Margais/dpa

Auch die Polizei des Ortes bestätigte die Vorfälle inzwischen. Zu den Schmierereien hat sich bisher niemand bekannt. Doch bei den Attacken blieb es offenbar nicht: Inzwischen sind die Schmierereien auch in anderen Orten aufgetaucht, etwa in Palma und in Campos. 20 bis 30 Geschäfte sollen laut Beobachtern von den Angriffen betroffen gewesen sein. Ein Galerist, dessen Laden in Santanyi mit Farbe attackiert wurde, sagte der „Mallorca Zeitung“, die Angriffe machten ihm Angst. „Es ist erschreckend, nach 34 Jahren auf der Insel, in denen ich Steuern zahle und aktuell neun Angestellte beschäftige, so eine Welle des Hasses zu spüren.“

Die Strände von Mallorca machen die Insel zu einem beliebten Urlaubsziel für die Deutschen. Doch jetzt trüben Proteste gegen Touristen die Urlaubsfreude.
Die Strände von Mallorca machen die Insel zu einem beliebten Urlaubsziel für die Deutschen. Doch jetzt trüben Proteste gegen Touristen die Urlaubsfreude.Clara Margais/dpa

Hass auf Deutsche auf Mallorca: Kann man noch auf die Insel reisen?

Viele Urlauber fragen sich angesichts der Vorfälle: Kann man nun noch guten Gewissens nach Mallorca fliegen und dort die Sonne genießen? Eine Reisewarnung gibt es beim Auswärtigen Amt jedenfalls noch nicht. Hier wird nur vor der Terrorwarnstufe zwei in Spanien gewarnt, die seit den Anschlägen im Jahr 2017 in Barcelona und Cambrils gilt  - und es wird darauf hingewiesen, dass vor allem die touristischen Zentren beliebt bei Taschendieben und anderen Kleinkriminellen sind. Die Behörden und die Reiseveranstalter auf Mallorca distanzieren sich außerdem von den Angriffen – die Angreifer seien eine Minderheit. „Wer Gäste drangsaliert, verliert jede Glaubwürdigkeit“, betonte etwa der Hoteliersverband Fehm.

Zudem richtete sich ein großer Teil der bisherigen Proteste nicht unmittelbar gegen Touristen, sondern gegen das System des Massentourismus. Auch, weil sich die meisten der rund 950.000 Bewohner der Insel darüber im Klaren sind, dass Mallorca einfach vom Tourismus lebt. Laut Schätzungen hängen etwa 75 Prozent der Arbeitsplätze auf der Sonneninsel vom Tourismus ab. Jorge Perez, der Stadtrat von Santanyi, versprach nach den Schmierereien gegen Deutsche, für Sicherheit in der Gemeinde zu sorgen. Diese Art von Schikane könne nicht mit Kritik am Tourismus gerechtfertigt werden.