Seit Monaten wird darüber berichtet, dass in Spanien die Wut auf den Massen-Tourismus wächst – nun hat sich der Frust auch auf den Straßen entladen: Laut Polizei kamen am Sonnabend mehr als 10.000 Menschen im Zentrum der Hauptstadt Palma, um gegen den jährlichen Ansturm der Urlauber zu protestieren. Die Menschen seien aus allen Teilen der Insel gekommen, heißt es in ersten Berichten. Wer im Sommer einen Urlaub auf Mallorca geplant hat, dürfte dem mit gemischten Gefühlen entgegenblicken…
Etliche Menschen kamen zur Massendemo auf Mallorca, protestieren gegen Tourismus
Zu der Mega-Kundgebung hatte die Organisation „Banc de Temps de Sencelles“ aufgerufen – sie macht die riesige Anzahl der Besucher etwa für die Wohnungsnot auf Mallorca verantwortlich, weil mit dem Massentourismus auch die Anzahl der Ferienwohnungen wächst. Außerdem wird dem Massentourismus die „Zerstörung“ der Mittelmeerinsel zugeschrieben. Zur Großdemonstration kamen auch etliche Familien, Schüler, Studenten, Rentner – sie riefen laut Berichten Parolen wie „Wer Mallorca liebt, zerstört es nicht“.
Schon seit Monaten gibt es immer wieder Berichte über die Unzufriedenheit der Menschen in den Urlaubsgebieten. „Die Tourismusphobie nimmt zu“, stellte der Radiosender „Cadena Ser“ fest. Nicht nur an traditionellen „Sauftourismus“-Hotspots wie Mallorca oder Barcelona, sondern auch in anderen Regionen. Im Netz machte etwa ein Video von der Ferieninsel Teneriffa die Runde, in dem zu sehen war, wie Anwohner auf einer Strandpromenade Touristen beschimpften. „Geh zurück nach Hause“, riefen einige, andere drohten mit Schlägen.

Auch auf den Kanaren gilt: Vom Massentourismus profitieren nur wenige, heißt es. „Die Armut nimmt zu, die Lebensqualität ab, auf den Straßen sieht man so viele Obdachlose wie nie zuvor“, behauptete Aktivist Rubén Pérez. Man nähere sich dem „sozialen und ökologischen Kollaps“. Sein Kollege Jaime Coello warnt: „Alles scheint in den Dienst des Tourismus gestellt zu werden. Die Bedürfnisse der Bevölkerung werden nicht berücksichtigt“, klagte er.
Nicht nur Mallorca: Der Frust auf vielen Ferien-Inseln wird größer
Auch auf den Balearen wird der Frust größer – auf Mallorca wurde zuletzt deshalb etwa schon ein Alkoholverbot eingeführt. Auf den wildesten Partymeilen der Insel darf man nun auf offener Straße und am Strand keinen Alkohol mehr trinken. Das Verbot gilt für die bei Deutschen beliebte Playa de Palma mit dem berühmt-berüchtigten Ballermann sowie für weitere Party-Zonen auf Mallorca und auch Ibiza. „Wir begrüßen, dass Verbesserungen vorgenommen wurden, um das angestrebte Ziel zu erreichen: die Ausrottung des unzivilisierten Tourismus in den vier Gebieten, die unter seinen Auswirkungen leiden“, hieß es dazu vom Hotelverband.