Einfallstor für Hacker

Sicherheitslücken: Ärzte empfehlen, elektronische Patientenakte abzulehnen

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sagte, dass er seinen Patienten momentan von der Nutzung der elektronischen Patientenakte (ePA) abraten würde

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Auf einem Bildschirm ist eine elektronischen Patientenakte mit einem E-Rezept zu sehen.
Auf einem Bildschirm ist eine elektronischen Patientenakte mit einem E-Rezept zu sehen.picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Ab dem 15. Januar 2025 wird die elektronische Patientenakte (ePA) für alle gesetzlich Versicherten bundesweit eingeführt, es sei denn, Sie widersprechen ausdrücklich. Diese digitale Akte ist dazu gedacht, wichtige Gesundheitsdaten an einer zentralen Stelle zu sammeln und und den Kontakt zwischen den einzelnen behandelnden Ärzten zu erleichtern Dadurch soll eine individuellere und effektivere Behandlung möglich ein, so die Krankenkassen.

So die Theorie: Viele Ärztinnen und Ärzte sind vom Konzept einer digitalen Akte, die hochsensible und vor allem sehr private Daten enthält, nicht überzeugt. Sicherheitslücken wären Einfallstore für Hacker. Daher rät die Ärzteschaft vorerst von der Nutzung der ePA ab, berichtet das das Ärzteblatt.

Die Befürchtungen basieren auf erheblichen Sicherheitslücken, die der Chaos Computer Club (CCC) während des 38. Chaos Communication Congress aufgedeckt hat. Laut CCC wäre es für Unbefugte möglich gewesen, Zugang zu fremden Gesundheitsdaten zu erhalten, da es theoretisch relativ einfach ist, gültige Heilberufs- und Praxisausweise zu beschaffen. Die Ursachen dafür liegen in Mängeln bei den Ausgabeprozessen, den ePA-Beantragungsportalen sowie im täglichen Umgang mit den Patienten-Karten.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sagte, dass er seinen Patienten momentan von der Nutzung der elektronischen Patientenakte (ePA) abraten würde. Das Bundesgesundheitsministerium hingegen sieht das anders: Es betrachtet die Erkenntnisse des CCC als ein „theoretisches Problem“, das bis zur umfassenden Einführung der ePA gelöst werden soll, berichtet das Ärzteblatt weiter.

Auch datenschutzrechtliche Bedenken gegen Patientenakte

Doch die Kritik aus der Bundesärztekammer ist nicht die einzige: Auch laut Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) birgt die digitale Patientenakte erhebliche Datenschutzprobleme. „Es ist frustrierend, dass die Verantwortlichen eine für professionelle Angreifer leicht überwindbare Sicherheitslücke kleinreden und den Eindruck erwecken, die ePA würde für Datensicherheit sorgen“, äußerte Dr. Michael Hubmann, Präsident des BVKJ, deutliche Bedenken.

Ein weiteres erhebliches Problem, so Hubmann, besteht darin, dass es keine Möglichkeit gibt, den ehemals Berechtigten den Zugriff auf sensible Daten zu entziehen. Der BVKJ rät daher jungen Patientinnen und Patienten sowie ihren Eltern, sich aktiv gegen die Nutzung der ePA zu entscheiden, solange die Rechte von Kindern und Jugendlichen nicht angemessen umgesetzt sind.

„Es wäre jetzt richtig, die Notbremse zu ziehen und ein sicheres System zu entwickeln“, fordert Hubmann. Grundsätzlich befürworte der Verband das Konzept einer elektronischen Patientenakte, jedoch müsse diese „funktional und sicher sein“. ■