Wutwellen toben in den sozialen Medien: Der Unmut richtet sich einmal mehr gegen die EU. Die Brüsseler EU-Kommission will nämlich die Halter älterer Fahrzeuge in die Pflicht nehmen: Sind die Autos älter als zehn Jahre, müssen sie künftig jährlich zum TÜV. Ziel sei es, die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Doch User im Netz wittern den Versuch von EU-Politikern, den Leuten „den letzten Cent aus der Tasche“ zu ziehen.
EU-Vorstoß: Jährlicher TÜV soll tödliche Verkehrsunfälle reduzieren
Das Argument der EU-Kommission: ältere Fahrzeuge fallen deutlich häufiger durch sicherheitsrelevante Mängel auf. „Da Autos für den weitaus größten Teil der Todesfälle verantwortlich sind, und selbst wenn technische Defekte nur einen relativ geringen Anteil an den Unfallursachen ausmachen, kann die jährliche Inspektion älterer Autos einen erheblichen Unterschied machen. Dies gilt insbesondere für die Sicherheit“, argumentiert die EU-Kommission.
Das Durchschnittsalter der zugelassenen PKW nimmt in Deutschland seit Jahren zu und liegt nach letzten Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes KBA bei 10,6 Jahren (externer Link). Vor allem der Bestand an uralten Fahrzeugen, die seit 30 oder 40 Jahren vor allem herumstehen und statistisch gerade mal eine Stunde am Tag unterwegs sind, steigt signifikant.
Jährlicher TÜV für ältere Fahrzeuge: Autofahrer fühlen sich gegängelt
Die Anschaffung von Neuwagen ist erst vor Kurzem wieder verhalten in Schwung gekommen, nachdem Autokäufer lange Zeit haderten, ob sie sich ein E-Auto, ein Hybrid-Modell oder doch einen Verbrenner zulegen wollen. Inzwischen stehen die Zeichen auch in Deutschland auf Elektromobilität, doch Tesla-Modelle will auch kaum jemand kaufen. Statt teurer Neuwagen werden derzeit die älteren Fahrzeuge länger gefahren.
Einige Autofahrer fühlen sich von der EU-Kommission gegängelt und vermuten den Versuch, den Absatz neuer E-Autos anzukurbeln. Wie andere Neuwagen auch müssen diese erst nach drei Jahren wieder zur Hauptuntersuchung, wobei bei diesen die Abgasuntersuchung entfällt. Bestandsautos über 10 Jahre sollen dagegen jährlich zur Inspektion.
Aber wie sinnvoll ist dieser jährliche TÜV für ältere Autos tatsächlich? TÜV-Daten bestätigen, dass ältere Fahrzeuge durch sicherheitsrelevante Mängel auffallen – jedes vierte Fahrzeug ab zehn Jahren muss nachgebessert werden oder wird gleich aussortiert.
EU-Vorstoß für jährlichen TÜV sinnvoll? ADAC lehnt ihn ab
Fahrzeughaltern entstehen im Laufe der Zeit immer höhere Kosten durch Reparaturen. Ein jährlicher TÜV würde zusätzliche Kosten und Zeit beanspruchen. Ist es das mehr an Sicherheit wert? Der ADAC beantwortet die Frage mit nein: Eine Verschärfung der Prüfintervalle sei „nicht angemessen“. Der Automobilclub fürchtet um die„ gesellschaftliche Akzeptanz“ der Hauptuntersuchung. Widerstand kommt vor allem von Politikern der CSU.
Lob für den Vorstoß kommt dagegen vom TÜV-Verband: „Die Reform adressiert zentrale Herausforderungen im Bereich der Verkehrssicherheit und der Erreichung der Vision Zero, indem sie die Prüfpflichten modernisiert und den Fokus stärker auf sicherheits- und emissionsrelevante Defizite lenkt“.
Vision Zero ist der Plan, die Zahl schwerer und tödlicher Verkehrsunfälle mittelfristig um 50 Prozent zu senken und langfristig durch mehr Verkehrssicherheit und intelligente Systeme tödliche Verkehrsunfälle ganz zu vermeiden. ■