Mit der neuen Bahnchefin Evelyn Palla, einer Senkung der Ziele bei der Pünktlichkeit und einem Fokus auf Sauberkeit und Sicherheit will Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) die Krise der Deutschen Bahn angehen. Was sich verändern soll, hat er heute offiziell in Berlin verkündet.
Evelyn Palla, Vorständin für den Regionalverkehr, wird künftig den Konzern führen. Schnieder gibt zudem das Ziel aus, dass bis Ende 2029 mindestens 70 Prozent der Fernzüge ohne größere Verzögerungen im Netz unterwegs sind. Die bisherigen, deutlich höheren Ziele der Bahn selbst kritisiert er als „jenseits aller Realität“ und als nicht annähernd erreichbar.
Die Bahn wollte bereits im Jahr 2027 eine Pünktlichkeit von mindestens 75 Prozent schaffen. Mittelfristig soll die Quote nun laut Ministerium bei mindestens 80 Prozent liegen, langfristig bei mindestens 90 Prozent. Im Nahverkehr soll die Pünktlichkeit dauerhaft mehr als 90 Prozent betragen. Ein konkreter Zeitraum für die Umsetzung dieser Ziele geht aus der Strategie nicht hervor. Wann die Fahrgäste tatsächlich fest mit pünktlichen Zügen rechnen können, bleibt also unklar.
Evelyn Palla: Wer ist die neue Bahnchefin?
Mit Evelyn Palla soll erstmals eine Frau die Bahn lenken. Um die neuen Ziele der Bahn zu erreichen, sei Palla auf dem Chefsessel die beste Kandidatin, sagt Bundesverkehrsminister Schnieder. Sie folgt auf Bahnchef Richard Lutz, der die vielen Krisen der Bahn nicht gelöst hatte. Mit Palla – die übrigens seit vergangenem Jahr einen Triebfahrzeugführerschein besitzt – rückt eine Managerin an die Spitze des Konzerns, die bei Mitarbeitern zuletzt Gehör fand, als interessiert gilt an ihren alltäglichen Herausforderungen.

Die 1973 in Bozen geborene Südtirolerin gilt als empathischer als ihr Vorgänger Richard Lutz, auch als charismatischer. Gleichzeitig versuchte die Mutter von drei Kindern – anders als andere Mitglieder des Bahn-Vorstands – zuletzt nicht, sich übermäßig in den Vordergrund zu spielen und medial zu inszenieren. Sie lieferte in erster Linie wirtschaftlich ab. Im ersten Halbjahr schaffte die für den Regionalverkehr zuständige Konzerntochter DB Regio unter Palla eine Trendwende, verbuchte einen operativen Gewinn von 103 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2024 hatte an dieser Stelle noch ein dickes Minus gestanden.
Sofortprogramme für ein besseres Reiseerlebnis
„Heute drücken wir auf Neustart“, sagt Verkehrsminister Schnieder zur neuen Bahn-Strategie. Diese sieht auch drei „Sofortprogramme für ein besseres Reiseerlebnis“ vor.
Das erste soll zu mehr Sicherheit und Sauberkeit an Bahnhöfen führen. Ziel sei es, „eine objektiv wie subjektiv verbesserte Sicherheit und Sauberkeit durch einen Mix aus Personal und Technik“ zu erreichen, heißt es darin, etwa durch Videoüberwachung. Das Sofortprogramm soll ab dem ersten Quartal 2026 greifen.
Für eine bessere Kundenkommunikation soll die Fahrgast-App DB Navigator verbessert werden. „Ziel ist, dass Veränderungen im Reiseverlauf in dem Augenblick weitergegeben werden, wenn diese Informationen innerhalb der DB vorliegen“, heißt es in der Strategie.