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Dreiste Steuer-Masche? Tesla enthält deutschem Fiskus Milliarden vor

Von Milliarden-Umsätzen aus Elon Musks Gigafactory bei Berlin sieht der deutsche Staat nur einen Bruchteil. Wo die Tesla-Gewinne stattdessen landen!

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Die Tesla Straße vor dem Werk der Tesla-Gigafactory Berlin-Brandenburg. Einem Bericht zufolge werden hier Gewinne kleingerechnet und an andere Tesla-Töchter verschoben.
Die Tesla Straße vor dem Werk der Tesla-Gigafactory Berlin-Brandenburg. Einem Bericht zufolge werden hier Gewinne kleingerechnet und an andere Tesla-Töchter verschoben.dpa/Patrick Pleul

Neue Enthüllungen zur Brandenburger Gigafactory dürften das angeschlagene Image des Elektroauto-Unternehmens Tesla kaum verbessern: Ein offenbar auf Steuervermeidung angelegtes Firmengeflecht sorgt dafür, dass Milliardengewinne der Firma von Elon Musk am deutschen Staat vorbei ins Ausland geschleust werden.

Bis vor wenigen Monaten galt die Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin als Wirtschaftsmotor für die Region, doch nun kommen neue Details ans Licht, wie der reichste Mann der Welt, Elon Musk, dem deutschen Fiskus offenbar auf der Nase herumtanzt. Bis Ende März 2025 liefen in der Brandenburger Fabrik rund eine halbe Million Tesla Model Y vom Band. Laut des Rechercheportals Follow the Money (externer Bezahl-Inhalt) erzielte die Gigafabrik damit im Jahr 2023 Umsätze von 7,8 Milliarden Euro. Steuern zahlte Tesla dem Bericht zufolge dagegen lediglich auf einen sehr bescheidenden Gewinn von bilanzierten 80 Millionen Euro, auf die 26,2 Millionen Steuern fällig geworden seien.

Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin erwirtschaftet angeblich nur Mini-Gewinn – ein Steuer-Trick?

Die Gemeinde Grünheide, an die Tesla Grund- und Gewerbesteuer abführt, wundert sich schon seit Jahren über angebliche Mini-Gewinne, auf deren Grundlage die Steuer-Vorauszahlungen festgelegt werden.

Die Steuerunterlagen legen nahe, die Tesla-Gewinnmarge sei aufgrund extrem hoher Kosten sehr knapp kalkuliert. Tatsächlich seien Gewinne aber in einem raffiniert ausgeheckten Firmengeflecht verschoben worden. Die Hauptrolle spielt dabei ein bereits bekannter Fertigungsvertrag. Steuerexperten sind sich sicher, dieser sei darauf angelegt, die tatsächlich erwirtschafteten Gewinne kleinzurechnen. Dem Vertrag zufolge fertigt die Gigafactory die Autos für ein Tesla-Unternehmen in den Niederlanden, TMN. Lange Jahre galten die Niederlande weltweit als Steuerparadies Nummer zwei hinter den Bermudas; Reformgesetze erschweren Unternehmen allerdings inzwischen offensichtliche Steuervermeidung. Die aktuell geltenden Steuersätze sind teils höher als in Deutschland.

TMN wurde bereits 2011 gegründet – ein im Bericht zitierter Experte geht davon aus, dass das Unternehmen damals spezielle Konditionen mit dem niederländischen Fiskus vereinbart hatte. Dieser sogenannte „Dutch Sandwich“ genannte Deal sollte damals in Konkurrenz zu anderen Steuerparadiesen gezielt Tochtergesellschaften von US-Firmen in die Niederlande locken.

Milliarden-Kosten bei Tesla in Brandenburg, die die Gigafactory bei Tesla in den Niederlanden geltend macht

Der Steuertrick des Tesla-Firmengeflechts läuft dem Bericht zufolge so: Brandenburger Tesla-Fertigungsunternehmen TMBS veranschlagt gegenüber dem niederländische Tesla-Sitz TMN 7,5 Milliarden Euro Produktionskosten bei 7,8 Milliarden Euro Umsatz – für den deutschen Fiskus und die Gemeinde Grünheide bleibt da relativ wenig übrig. Tatsächlich gehen die Verfasser des Berichts aufgrund von Steuerunterlagen jedoch von 26 Milliarden Euro Umsatz aus, die TMN zum Teil mit Aufträgen an Grünheide, zum Teil aber auch an die US-Fertigungsstätte vergab. Diesen Umsätzen sollen wiederum nur vergleichsweise geringe Gewinne von 300 Millionen Euro gegenübergestanden haben, für die 101 Millionen Euro Körperschaftssteuer abgeführt worden seien.

Stutzig macht Steuerfachleute vor allem, dass den Unterlagen keine detaillierte Aufschlüsselung über die angegebenen Ausgaben enthalten. Tesla unterhält in den Niederlanden insgesamt sieben Firmen, TMN ist mit 800 Mitarbeitenden die größte. In Grünheide sind dagegen rund 12.000 Mitarbeitende beschäftigt, wodurch neben den Fertigungskosten massive Personalausgaben auflaufen.

Ob die erwirtschafteten Gewinne tatsächlich noch vollumfänglich in den Niederlanden versteuert werden, zweifelt der Bericht an: Eine erst im Januar 2025 gegründete Firma namens VESPB Global GmbH im schweizerischen Zug sei den niederländischen Tesla-Firmen nunmehr vorgeschaltet. Geleitet wird die Mini-Firma vom Tesla-Manager Joseph Aaron Gruber. In der Schweiz, soviel ist bekannt, gilt ein extrem niedriger Körperschaftssteuersatz von 11,8 Prozent, deutlich weniger als in Deutschland oder den Niederlanden.