Zug um Zug ins Minus

Deutsche Bahn - mit Volldampf in die Krise

Verspätung? Verluste? Verärgerte Fahrgäste? 2024 hat die Deutsche Bahn geliefert – leider genau so, wie alle es erwartet haben.

Author - Veronika Hohenstein
Teilen
Richard Lutz, Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Bahn AG, spricht auf der Pressekonferenz.
Richard Lutz, Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Bahn AG, spricht auf der Pressekonferenz.Carsten Koall/dpa

Trotz Milliardenhilfen vom Bund steckt die Deutsche Bahn in einem richtig tiefen Schlamassel. Im Fernverkehr kam im vergangenen Jahr jeder dritter Zug zu spät, Milliardenverluste klaffen in der Kasse und dann auch noch weniger Fahrgäste. Der Bahn-Boss Lutz warnt nun vor der „größte Krise seit der Bahnreform.“

Die Deutsche Bahn hat unter 2024 erneut Verluste gemacht, nach Angaben der AFP beträgt das Minus um die 333 Millionen, kurz: Das Tagesgeschäft läuft nicht so gut. Dass die Zahlen nicht schlimmer wurden, ist wohl vor allem den großen Finanzhilfen des Bundes zu verdanken. Laut Bahn lag das schlechte Ergebnis vor allem am maroden Schienennetz. Auch die GDL-Streiks Anfang 2024 und die schwache Entwicklung im Güterverkehr hätten sich negativ ausgewirkt, so der Konzern gegenüber der AFP.

Baustellen, Streiks, Verluste und ein Drittel aller DB-Fernzüge zu spät

Und als wenn das nicht schon genug Sorgen wären, kommt hinzu, dass die Züge im Fernverkehr noch unpünktlicher wurden, obwohl man eigentlich das Gegenteil gehofft hatte. Die Pünktlichkeit sank auf 62,5 Prozent (64,0 Prozent im Jahr 2023) – jetzt kommt fast jeder dritte Zug verspätet. Die Verspätungen sollen wiederum Fahrgäste verscheucht haben.

Die Verkehrsleistung sank um drei Prozent auf 44,1 Milliarden Personenkilometer. Der Umsatz sank um rund 50 Millionen Euro, der operative Verlust stieg von 43 auf 96 Millionen Euro. Nur beim Regio-Verkehr lief es besser. DB Regio schaffte nämlich den Sprung zurück in die Gewinnzone und machte operativ 108 Millionen Euro Plus. Auch dank des Deutschlandtickets stieg die Verkehrsleistung um 7,7 Prozent.

Umso schlimmer sieht es beim DB Cargo aus. Dort häufen sich die Verluste seit Jahren – und weil der Staat die Fehlbeträge regelmäßig ausgleicht, greift inzwischen sogar die EU ein, da die Zuschüsse als mögliche unerlaubte Beihilfen gelten.

Bis Ende 2026 muss DB Cargo deshalb profitabel werden – derzeit läuft ein umfangreiches Sanierungsprogramm. Ein zentraler Hebel: Personalabbau. 2024 wurden bereits rund 1000 Stellen in Vertrieb und Verwaltung gestrichen, bis Ende 2027 sollen es etwa 10.000 weniger sein – vor allem in der Verwaltung.

Konzernchef Richard Lutz: „größte Krise seit der Bahnreform“

Die Bahn hofft nun auch auf frisches Geld aus dem von Union und SPD vereinbarten Sondervermögen für die Infrastruktur im Umfang von 500 Milliarden Euro. 150 Milliarden Euro davon sollten an die Bahn gehen, wie der Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft und DB-Aufsichtsratsmitglied Martin Burkert am Donnerstag dem ARD-„Morgenmagazin“ sagte.

Die Gewerkschaften dämpfen die Erwartungen: EVG-Chef Martin Burkert warnt vor einem langen Weg. „Das Tal der Tränen wird noch dauern“, sagt er – hofft aber, dass die Bahn bis zur 200-Jahr-Feier in zehn Jahren wieder glänzen kann. ■