Immer wieder geraten Feuerwehrleute bei Brandstiftungen nicht nur als Retter in den Fokus der Ermittlungen, sondern als Täter. Was veranlasst Angehörige der Feuerwehren zu solchen bizarren Taten: die Faszination des Feuers, die Lust zur Grenzüberschreitung? Bei einem Prozess zu einer spektakulären Brandserie hat ein Feuerteufel Einblick in sein Seelenleben gegeben, der bei der Feuerwehr beschäftigt ist – und sich um deren Ansehen besorgt zeigte.
Eine bizarre Brandserie in Bayern ist weitestgehend aufgeklärt: Die Ermittler standen vor einem Rätsel, doch nun klärte der Feuerteufel die Taten selbst auf: ein Feuerwehrmann, der vor dem Landgericht Aschaffenburg die Taten nicht nur gestand, sondern seine Motivation für die Brandserie am Untermain erklärte. Vor Gericht starrte der Angeklagte (47) auf seine rund 120 Seiten umfassende schriftliche Einlassung, die der Strafkammer vorliegt, und erklärte der Presse: „Ich habe jeden einzelnen Fall, für den ich verantwortlich bin, eingeräumt.“
Allerdings räumte das Mitglied einer Freiwilligen Feuerwehr im südhessischen Odenwaldkreis nicht für alle der ihm zugeschriebenen verübten und versuchten Brandstiftungen die Verantwortung ein – einige der Fälle bleiben somit weiter unaufgeklärt. Auch habe er niemanden schädigen wollen, behauptete der Mann.
Brandtaten clever mit dieser Technik verschleiert
Nach Erkenntnis der Ermittler baute der Angeklagte eine sich selbst entzündende Vorrichtung, die er an den Tatorten platzierte und die erst 12 bis 24 Stunden nach der Ablage in Brand geriet. Bei der Spreng- und Brandvorrichtung handelt es sich laut Anklage um eine Konstruktion aus Batterien, einem Relais, eine Art Schalter, sowie Behältnissen, die mit brennbaren Flüssigkeiten wie Desinfektionsmitteln gefüllt waren.
„Zur weiteren Verschleierung seiner Täterschaft überzog der Angeklagte die Konstruktion mit einem brennbaren Lack“, erläuterte Staatsanwalt Simon Schultheiß. „Damit wollte der Angeklagte sicherstellen, dass Spuren auf der Oberfläche der Konstruktion wie Fingerabdrücke oder DNA vernichtet würden.“
Feuerwehrmann wollte ein Gefühl der Überlegenheit, Ermittler und Bevölkerung verwirren
Ziel des Feuerwehrmannes sei es gewesen, „aus den Brandstiftungen für sich ein Gefühl der Überlegenheit zu ziehen und die vermeintliche Hilflosigkeit und Verwirrung der Ermittlungsbehörden und der Bevölkerung zu genießen“.
Vorwiegend brannten Holzstapel, Wälder, Wiesen und Hochsitze ab. Mit den Jahren soll der Mann immer höherwertige Ziele zum Anzünden gewählt haben, darunter das Wochenendhäuschen einer Familie und eine Waldhütte mit Bienenhaus - beides immer wieder genutzt für Übernachtungen der Besitzer. Verletzt wurde bei den Bränden niemand.
Feuerwehrmann legte Brände, weil er Lob und gute Presse für die Feuerwehr wollte
Anlass für seine Taten war dem Angeklagten zufolge Verbitterung. Er habe der Feuerwehr für ihre Arbeit Lob und Anerkennung der Bevölkerung verschaffen wollen und gute Presse. „Es ging nie um mich.“
Die Staatsanwaltschaft wirft dem IT-Techniker vor, von 2018 bis 2024 für mehr als 20 Brände im bayerisch-hessischen Grenzgebiet verantwortlich zu sein. Es geht um 2 Fälle der schweren Brandstiftung, 20 Fälle der vollendeten Brandstiftung und 3 Fälle der versuchten Brandstiftung. ■