Die Bundesregierung hat ein Entlastungspaket für Stromkunden geschnürt. Doch wer sich schon auf ein sattes Plus im Geldbeutel freut, muss genauer hinschauen: Je nach Region fällt der Effekt ganz unterschiedlich aus – manche Haushalte profitieren deutlich, andere fast gar nicht. In Berlin mussten die Menschen ab Juli tiefer in die Tasche greifen, denn die Energie-Preise in der Grundversorgung stiegen dort ordentlich.
Das Kabinett hat zwei Hebel in Bewegung gesetzt:
• Die Stromsteuer für Industrie und bestimmte Handwerksbetriebe wird auf den EU-Mindestsatz gedrückt.
• Ab 2026 fließen Milliarden an die Übertragungsnetzbetreiber, um die Netzentgelte zu senken.
Das große Versprechen der Koalition, den Strompreis um fünf Cent pro Kilowattstunde zu drücken, wird damit nicht eingelöst. Im Schnitt sollen es nur rund zwei Cent sein – und auch das verteilt sich höchst ungleich.
Das Geld landet bei den vier großen Netzbetreibern Amprion, 50Hertz, TenneT und TransnetBW. Diese geben es an über 800 regionale Verteilnetzbetreiber weiter.

Besonders spürbar wird die Senkung in westlichen und nördlichen Bundesländern. Ein Haushalt in Hamburg spart bei durchschnittlichem Verbrauch ab 2026 rund 80 Euro im Jahr, in München sind es nur gut 50 Euro. In einigen Gegenden kommt nach Berechnungen von Fachleuten praktisch gar nichts an.
Strompreise in westlichen und nördlichen Bundesländern günstiger
Ein Haken für Verbraucher: Energieversorger sind nicht verpflichtet, die Entlastung tatsächlich an ihre Kunden weiterzugeben. Das heißt: Ob die niedrigeren Netzentgelte wirklich auf der Rechnung landen, hängt am Ende stark vom Anbieter ab.
Wie geht es 2027 weiter? Die jetzige Entscheidung gilt nur für 2026. Ob auch in den Folgejahren erneut Milliarden in die Netzentgelte fließen, ist offen. Denkbar ist, dass ab 2027 stattdessen eine andere Umlage – etwa für Offshore-Windstrom – gesenkt wird. Das hätte den Vorteil, dass alle Haushalte im Land gleich profitieren würden.
Industrie profitiert stärker: Die Stromsteuer sinkt für mehr als 600.000 Unternehmen aus Industrie, Handwerk, Landwirtschaft und Forstwirtschaft. Bäckereien, Metallbauer oder andere produzierende Betriebe können dadurch ihre Kosten drücken. Doch längst nicht alle sind eingeschlossen: Laut Schätzungen werden höchstens 15 Prozent der Firmen im Land entlastet.
Kritik von allen Seiten: Wirtschaftsverbände halten die Maßnahmen für unzureichend. Viele Unternehmen kämpfen mit hohen Energiepreisen und fürchten um ihre Wettbewerbsfähigkeit. Auch Verbraucherschützer bemängeln, dass die Unterstützung ungleich verteilt sei.
13 Milliarden Euro steckt die Bundesregierung also in Strom- und Energiekostenentlastungen für 2026. Doch die Rechnung fällt sehr unterschiedlich aus: Manche Haushalte und Betriebe sparen spürbar, andere merken fast nichts – und ob die Hilfe über 2026 hinaus Bestand hat – unsicher.
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