95 Prozent zu schnell

Großstadt stellt DIESE dreisten Raser an den Online-Pranger

Bei einer anonymen Messung in Berlin waren 95 Prozent aller Autofahrer zu schnell unterwegs – eine andere Stadt stellt solche Raser jetzt an den Online-Pranger und sorgt für heftige Diskussionen.

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Erwischt werden Raser nur, wenn sie in Blitzerkontrollen geraten. Meist kommen Geschwindigkeitssünder ungeschoren davon.
Erwischt werden Raser nur, wenn sie in Blitzerkontrollen geraten. Meist kommen Geschwindigkeitssünder ungeschoren davon.imago/diebildwerft (Symbolbild)

Rasen gilt bei vielen Autofahrern weiter als Kavaliersdelikt, Tempo-Ausschilderungen werden als unverbindliche Empfehlungen belächelt. Der Einsatz von sogenannten „Geschwindigkeitsmesskästen“ in Berlin hat jetzt ein bezeichnendes Ergebnis: In einer Straße in Berlin-Pankow waren sage und schreibe 95 Prozent aller motorisierten Fahrzeuge zu schnell unterwegs. Da die Geräte jedoch keine individuellen Geschwindigkeitsverstöße erfassen, entwischen Raser unbehelligt.

95 Prozent zu schnell: Diese Stadt stellt Raser an den Facebook-Pranger

Eine Großstadt im Süden von Berlin geht einen entgegengesetzten Weg. Besonders dreiste Raser werden an den Online-Pranger gestellt. Auf ihrer Facebook-Seite hat die Stadt Dresden ein neues Format präsentiert: den „Verstoß des Monats: Rasen ohne Limit!“ Zwar gepixelt, aber für Bekannte, Verwandte, Freunde und Arbeitskollegen gut identifizierbar, wird das Fahrzeug eines besonders dreisten Geschwindigkeitssünders im Netz vorgeführt – die User sind ausdrücklich aufgerufen, ihrer Meinung zu der Tat freien Lauf zu lassen.

In welche Richtung das führen soll, wird in dem Facebook-Post gleich vorgegeben: „Was sagen Sie dazu? Leichtsinn oder pure Ignoranz?“ Der Verstoß selbst war sicher kein Kavaliersdelikt: das Fahrzeug war mit 96 km/h in einer Tempo-30-Zone unterwegs. Auf einer Schautafel werden die Konsequenzen dargelegt: Auf den Raser kommen 1400 Euro Bußgeld, drei Monate Fahrverbot sowie zwei Punkte in Flensburg zu.

Die Aktion hat verkehrserzieherische Ziele: „Diese hohe Geschwindigkeit hätte schlimme Folgen haben können“, heißt es – als wenn Raser das nicht wüssten. Sie nehmen es für den Rausch der Geschwindigkeit in Kauf, oder den scheinbaren Vorteil, 30 Sekunden früher am Ziel zu sein. Die Stadt Dresden warnt die Facebook-User deutlich: „Runter vom Gas! Wer rast, gefährdet sich und auch andere.“

Hitzige Diskussion über Raser: User fordern drastische Strafen

Der Lokalzeitung Freie Presse sagte ein Sprecher der Stadt Dresden, man plane den „Verstoß des Monats“ nun regelmäßig auf Facebook und Instagram zu veröffentlichen. Es gehe bei der Rubrik darum, zu sensibilisieren, nicht primär um den jeweiligen Vorfall. In der Kommentarspalte fordern User höhere Strafen für Raser. „In anderen Ländern ist man bei solchen Verstößen nicht nur den Führerschein, sondern auch sein Auto los - das darf man sich dann bei der Bußgeldstelle zurückkaufen.“ Ein anderer will dem Raser den Führerschein ganz entziehen und ihn zur Medizinisch-Psychologischen Untersuchung schicken. „Solche Leute sind einfach geistig nicht reif genug, um ein Auto zu führen.“

Aber es finden sich durchaus auch einige Stimmen, die die Aktion für übertrieben halten: „Wer gänzlich frei von eigener Schuld ist, werfe den ersten Stein“, meint ein User, eine Dame bringt das in solchen Diskussionen beliebte Stilmittel des Whatsaboutism ein, vom Thema ablenken und andere beschuldigen: „Wo sind die ganzen Bilder der Radfahrer, die über rote Ampeln fahren, durch Fußgängerzonen, sich und andere gefährden?“

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