Parteiinterner Unmut

Verunglückter Silvester-Tweet: Grünen-Politikerin sorgt für Entsetzen

„Männer, die ihre Hand beim Böllern verlieren, können zumindest keine Frauen mehr schlagen“: Für diesen Spruch entschuldigte sich Jette Nietzard mit einer Nonpology.

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Jette Nietzard, Sprecherin der Grünen Jugend, zog mit ihren Tweets zur Silvesternacht auch parteiinternen Unmut auf sich.
Jette Nietzard, Sprecherin der Grünen Jugend, zog mit ihren Tweets zur Silvesternacht auch parteiinternen Unmut auf sich.dpa/Michael Kappeler

Ein verunglückter Tweet zur tragischen Silvesternacht ist der Grünen-Politikerin Jette Nietzard um die Ohren geflogen. Anlass für Ihren Post auf der umstrittenen Plattform X war die Bilanz der Nacht zum Neujahr: fünf Personen hatten sich mit illegalen Böllern zu Tode gesprengt, darunter ein 21-Jähriger in Kremmen nordwestlich von Berlin.

„Männer, die ihre Hand beim Böllern verlieren, können zumindest keine Frauen mehr schlagen“

Zahlreiche weitere Personen wurden teils schwer verletzt, darunter mindestens ein Kleinkind in Berlin sowie ein Polizist, auf den Böller-Chaoten eine Kugelbombe geworfen hatten. Davon ungerührt twitterte Jette Nietzard, Vorsitzende der Grünen Jugend: „Männer, die ihre Hand beim Böllern verlieren, können zumindest keine Frauen mehr schlagen.“

Böllerei als Ausdruck toxischer Gewalt, das war wohl der Gedanke der Nachwuchspolitikerin; doch der missglückte Spruch weckte umgehend Widerspruch, auch in ihrer eigenen Partei. Ein User kommentierte: „mit allem Respekt, aber das ist ein furchtbarer Post. Lösch ihn, und denk mal drüber nach, was du da geschrieben hast.“ Noch am Neujahrstag kam Nietzard der Aufforderung nach.

Doch ihre Entschuldigung liest sich mehr als eine Nonpology, also eine als Entschuldigung getarnte Rechtfertigung: „Niemand sollte Silvester verletzt werden. Ich entschuldige mich für meinen Tweet. Hätte ich so nicht formulieren sollen.“ Die Nonpology steckt im letzten Satz: Den Gedanken findet Nietzard weiterhin richtig, sie hätte ihn aber wohl anders formulieren sollen.

„Wäre gut über systematische Lösungen für häusliche Gewalt zu sprechen, statt über gekränkte Männeregos“

Davor hatte Nietzard auf X erklärt, sie habe den strittigen Tweet gelöscht. „Wäre gut über systematische Lösungen für häusliche Gewalt zu sprechen, statt über gekränkte Männeregos.“ Mit dem Begriff „Männeregos“ knüpft Nitzard offenbar auf eine Äußerung von Jochen Kopelke, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei: „Ich ertrage dieses Macho-Verhalten auf den Straßen und in den sozialen Medien nicht mehr“, so Kopelke gegenüber Zeitungen der Funke Mediengruppe. Kopelkes scharfe Kritik richtete sich gegen junge Männer aus sozialen Brennpunkten, die meinten, sie beherrschten die Straße, so der Polizeigewerkschafter.

Eben diese Diskussion wollte die Grünen-Politikerin jedoch nicht führen, stattdessen auf das Thema häusliche Gewalt lenken – was zweifellos ein massives Problem darstellt, aber eben nicht im Vordergrund der tragischen Silvesternacht stand, sondern die unmittelbaren Folgen unverantwortlicher Böllerei. ■