Der Untersuchungsbericht

Die Todes-Seilbahn von Lissabon: Seil gerissen, Bremsen versagt

Drei Tage nach dem Standseilbahn-Unglück in Lissabon hat eine staatliche Untersuchungskommission einen ersten Bericht zur Ursache vorgelegt.

Author - Berliner KURIER
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Ein Blumenkranz und ein Luftballon sind nahe der Stelle zu sehen, an der die Standseilbahn „Elevador da Gloria“ entgleiste und 16 Menschen starben.
Ein Blumenkranz und ein Luftballon sind nahe der Stelle zu sehen, an der die Standseilbahn „Elevador da Gloria“ entgleiste und 16 Menschen starben.Armando Franca/AP

Jetzt ist wohl der Auslöser für das tödliche Unglück von Lissabon bekannt. Weil das Stahlseil zwischen den beiden Wagen riss und Bremsen versagten, nahm der bergabwärts rollende Wagen unkontrolliert Fahrt auf und entgleiste. 16 Menschen kamen dabei am Mittwoch ums Leben.

Die portugiesischen Ermittler haben erste Erkenntnisse zu dem Standseilbahn-Unglück in Lissabon bekannt gegeben. Der verunglückte Waggon sei entgleist, nachdem sich das Verbindungskabel zwischen den Waggons gelöst habe, erklärt die portugiesische Ermittlungsbehörde für Flug- und Bahnunglücke.

Lissabon: Der Wagen rast mit 60 km/h den Berg hinab

Bei der routinemäßigen Kontrolle der Standseilbahn am Morgen wenige Stunden vor dem Unglück seien jedoch keine Auffälligkeiten an dem Kabel oder am Bremssystem bemerkt worden, betonten die Ermittler.

Den ersten Zwischenergebnissen der Untersuchung zufolge sei der Waggon bei einer Geschwindigkeit von etwa 60 Stundenkilometern entgleist. Der gesamte Vorfall habe weniger als 50 Sekunden gedauert, erklärt die Ermittlungsbehörde.

„Wenige Augenblicke nach dem Start und nachdem sie nicht mehr als etwa sechs Meter zurückgelegt hatten, verloren die Kabinen plötzlich das Gleichgewicht, das durch das Verbindungsseil zwischen ihnen gewährleistet wurde“, zitiert BILD aus dem Untersuchungbericht. Das automatische Bremssystem versagte, ein Bremser „betätigte sofort die Druckluftbremse sowie die Handbremse, um die Bewegung zu stoppen“ – doch das funktionierte alles nicht.

Kurz nach 18 Uhr riss die Verbindung zwischen beiden Wagen

„Diese Maßnahmen hatten keine Wirkung, um die Geschwindigkeit des Fahrzeugs zu verringern. Die Kabine beschleunigte weiter den Hang hinunter“, heißt es weiter in dem Bericht. Der Waggon der bei Touristen beliebten Gloria-Standseilbahn entgleiste dann in einer Kurve, prallte erst gegen einen Laternen- und einen Oberleitungsmast und dann gegen ein Haus.

Die Standseilbahn besteht aus zwei durch ein unterirdisches Kabel verbundenen Waggons, die durch ein Gegengewicht-System einen steilen Hang in Lissabon hinauf- und hinabfahren. Den Ermittlern zufolge waren die beiden Waggons am Mittwochabend um kurz nach 18 Uhr gerade von ihren Stationen am Fuße und am Gipfel des Hanges abgefahren, als die Verbindung zwischen ihnen plötzlich abbrach.

Der Wagen der Standseilbahn war nach dem Crash gegen eine Hauswand nur noch ein Trümmerhaufen. Darin starben 16 Menschen, fünf Portugiesen und elf ausländische Touristen.
Der Wagen der Standseilbahn war nach dem Crash gegen eine Hauswand nur noch ein Trümmerhaufen. Darin starben 16 Menschen, fünf Portugiesen und elf ausländische Touristen.Zed Jameson/imago

Der am Fuße des Hügels gestartete Waggon sei daraufhin abrupt rund zehn Meter zurück Richtung Tal gerutscht und der am Gipfel befindliche Waggon trotz Bremsversuchen des Fahrers mit zunehmendem Tempo bergab gerast.

Das verwendete Kabel bestehe aus sechs Strängen mit je 36 Stahldrähten und einem Faserkern mit einem Gesamtdurchmesser von 32 Millimetern. Die Bruchlast beträgt etwa 68 Tonnen. Der Kabeltyp werde in dieser Standseilbahn seit etwa sechs Jahren verwendet.

Die veranschlagte Lebensdauer eines solchen Kabels liege bei 600 Tagen. Das zum Unfallzeitpunkt vorhandene Kabel sei erst seit 337 Tagen im Einsatz gewesen, ging aus dem GPIAAF-Bericht hervor. Wie es dazu kommen konnte, dass sich das Kabel von dem Wagen löste, müsse jedoch bei weiteren Untersuchungen geklärt werden. (mit afp, dpa)