Er war der wichtigste Oppositionelle in Russland. Immer wieder stand er vor Gericht. Zuletzt hatte man ihn zu 19 Jahren Haft in einem Straflager verurteilt. Seine Anhänger sorgten sich schon lange um den Inhaftierten. Jetzt berichten russische Medien, dass der Putin-Gegner Alexej Nawalny laut Angaben der Gefängnisbehörden in der Haft gestorben sei.
Der prominenteste Kremlkritiker Russlands starb am Freitag in der Strafkolonie in der russischen Polarregion, wie die Gefängnisbehörden mitteilten. Die Gründe für seinen Tod würden untersucht, hieß es weiter.

Nawalny „fühlte sich nach einem Spaziergang schlecht und verlor fast unverzüglich das Bewusstsein“, erklärte die Behörde. Medizinisches Personal sei sofort zur Stelle gewesen, auch sei ein Krankenwagen gerufen worden. „Es wurden Wiederbelebungsmaßnahmen durchgeführt, die keine positiven Ergebnisse brachten“, gab FSIN weiter an.
Russischer Präsident Putin informiert
Der russische Präsident Wladimir Putin sei über den Tod des Oppositionellen „informiert“ worden, erklärte ein Kreml-Sprecher. Das Team des Oppositionellen hingegen erklärte, über Nawalnys Tod nicht unterrichtet worden zu sein. Ein Anwalt begebe sich zu dem Gefängnis, hieß es.
Der ukrainische Präsident Selenskyj, dessen Land von Russland mit Krieg überzogen wird, sagte: „Es ist für mich offensichtlich: Er wurde getötet. Wie andere Tausende, die zu Tode gequält wurden wegen dieses einen Menschen.“ Putin sollte dafür zur Verantwortung gezogen werden.
Die US-Regierung nannte den Tod des russischen Oppositionspolitikers eine „schreckliche Tragödie“. Der Sicherheitsberater von Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, sagte im Gespräch mit dem Radiosender NPR, dass Washington Regierung noch keine eigene Bestätigung für den Tod habe und sich daher mit Kommentaren zurückhalte. „Angesichts der langen und schmutzigen Geschichte der russischen Regierung, ihren Gegnern Schaden zuzufügen, wirft dies reale und offensichtliche Fragen darüber auf, was hier passiert ist“, sagte Sullivan.
Nawalnys Frau fordert Bestrafung Putins
Bei der Münchner Sicherheitskonferenz rief Nawalnys Frau Julia die Weltgemeinschaft auf, gegen Putin und sein Regime zusammenzustehen und es zu besiegen. „Dieses Regime und Wladimir Putin persönlich sollten zur Verantwortung gezogen werden für all diese Gräueltaten, die sie in den letzten Jahren in meinem Land, in unserem Land Russland verübt haben“, sagte Nawalnaja. Eine eigene Bestätigung für den Tod ihres Mannes habe sie nicht. Sie riet zu Skepsis gegenüber den Moskauer Angaben.
Aus dem europäischen Teil Russlands war Nawalny erst vor wenigen Wochen in das Straflager im Ort Charp in Sibirien nördlich des Polarkreises verlegt worden. Vor der Präsidentenwahl am 17. März habe der Kreml ihn dort noch stärker isolieren wollen, mutmaßte Nawalny.
Nawalny galt als Putins schärfster innenpolitischer Kritiker. Nach einem Giftanschlag, für den er den Kreml verantwortlich macht, war er zu seiner Behandlung nach Deutschland ausgereist. Im Januar 2021 kehrte Nawalny nach Russland zurück und wurde sofort verhaftet.
Gemäß einem im Sommer gegen ihn ergangenen Urteil musste Nawalny seine Strafe in einer Kolonie mit schärferen Haftbedingungen verbringen. Diese sind üblicherweise nur für lebenslänglich Verurteilte und besonders gefährliche Gefangene vorgesehen. ■