Die EU-Wahl wurde in Deutschland zur Stunde der rechten und linken Populisten. Als zweitstärkste Partei ging die AfD hervor, im Osten sogar stärkste Kraft – dabei wurde sie in einigen Bundesländern vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft.
Als Sieger jubelt auch das vor einem halben Jahr gegründete links-konservative Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Die Partei der Ex-Linken-Bundestagsabgeordneten holte aus dem Stand fast sechs Prozent, im Osten trumpft sie sogar zweistellig auf. Mit 27,1 Prozent (AfD) undf 13,1 Prozent (BSW) kommen beide Parteien im Osten auf insgesamt 40 Prozent.
EU-Wahl: AfD und Wagenknecht-Partei kommen in Ostdeutschland auf 40 Prozent
In der AfD-Bundesgeschäftsstelle im Norden Berlins brach um 18 Uhr Jubel aus, Deutschlandfähnchen wurden geschwenkt, als die erste Prognose verkündet wurde. Parteichef Tino Chrupalla nannte das Ergebnis historisch und zeigte sich vor allem zufrieden damit, dass die AfD noch vor der Kanzlerpartei SPD auf Platz zwei landete. Co-Chefin Alice Weidel führte den Erfolg auf die „europakritische Stimmung“ im Land zurück.
Der Höhenflug der AfD wurde bei der Wahl leicht gebremst. Die Rechten hofften noch vor Monaten mit einem Ergebnis von über 20 Prozent. Die Werte gingen aber nach den Berichten über ein Rechten-Treffen in Potsdam, bei dem es um sogenannte Remigration ging, und nach wochenlangen Negativschlagzeilen über AfD-Spitzenkandidat Maximilian Krah und die Nummer zwei auf der AfD-Liste, Petr Bystron, deutlich zurück. Bei beiden geht es um mögliche Verbindungen nach Russland, bei Krah auch solche nach China.
Siegeszug der Populisten bei EU-Wahl: AfD und BSW holten viele Stimmen bei jungen Wählern
Kurz nach den ersten Ergebnissen präsentierte sich BSW-Chefin Sahra Wagenknecht im ARD-Studio als strahlende Siegerin. Das Abschneiden ihrer Partei bei der Europawahl bezeichnete sie als „grandios“. „Ich bin so erleichtert und freue mich riesig.“ Gleich beim ersten Antritt bei einer Wahl aus dem Stand über fünf Prozent der Stimmen zu holen: „Ich glaube, das gab es überhaupt noch nie in der bundesdeutschen Geschichte gegeben“, sagte Wagenknecht.
Die AfD wird im künftigen EU-Parlament 16 und die BSW sechs Sitze haben. Beide Parteien profitierten mit ihrer populistischen Stimmungsmache von der Unzufriedenheit der Deutschen gegenüber der Bundesregierung. Erschreckend: Laut ARD-Umfrage bekamen sie viel Zustimmung bei den jungen Wählern zwischen 16 und 24 Jahre. Bei der AfD waren es über 17 Prozent, beim BSW sechs Prozent.
AfD und BSW sehen in ihrem Erfolg nun den nötigen Rückenwind für die Landtagswahlen in Brandenburg, Thüringen und Sachsen im September. ■