Rund eine Million Kinder sind auf dem Rücksitz im Auto Tabakrauch ausgesetzt, wenn Vati oder Mutti im Auto qualmen! Mehrere Bundesländer – darunter Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen – wollen jetzt damit Schluss machen und starten eine Gesetzesinitiative für ein Rauchverbot im Auto, wenn Kinder oder Schwangere mitfahren.
Erwartungen auf freiwilliger Rücksichtnahme hätten sich nicht erfüllt, heißt es in dem Gesetzentwurf zur Begründung. Der Antrag zur Änderung des Bundesnichtraucherschutzgesetzes soll am 26. September erneut in den Bundesrat eingebracht werden. Stimmt die Länderkammer zu, muss sich der Bundestag mit dem Vorschlag befassen.
Passivrauchen schuld an Krebserkrankungen
Ein Verbot sei dringend, sagte Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) dem NDR Niedersachsen: „Es ist wichtig, weil werdende Mütter und Kinder extrem unter Nikotin leiden. Gerade in engen Räumen wie in Autos kommt es zu hohen Konzentrationen von Schadstoffen.“ In geschlossenen Fahrzeugen sei die Belastung mit Tabakrauch schon durch eine einzige Zigarette innerhalb weniger Minuten um ein Vielfaches größer als in einer stark verrauchten Gaststätte.

Auch dies führe zur großen Zahl von Krebserkrankungen – Erkrankungen durch das Rauchen, aber eben auch durch Passivrauchen: „Wir wissen, dass Kinder von Eltern, die rauchen, beispielsweise häufiger an Lebertumoren und an Leukämie erkranken“, so Philippi.
Auch der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hält die Initiative für „überfällig“. In Anwesenheit von Minderjährigen oder Schwangeren nicht zu rauchen, sollte selbstverständlich sein. „Wo diese Einsicht fehlt, muss der Staat eingreifen“, sagte er der Funke-Mediengruppe.
Rauchverbot im Auto greift zu kurz
Für die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag, Simone Borchardt, greift der Vorstoß mehrerer Länder für ein Rauchverbot im Auto in Anwesenheit von Minderjährigen oder Schwangeren zu kurz. Viele Kinder seien auch zu Hause oder in einem anderen Umfeld Tabakrauch ausgesetzt. „Wir müssen verhindern, dass Menschen überhaupt mit dem Rauchen beginnen und gleichzeitig allen, die aussteigen wollen, bessere Unterstützung bieten“, sagte sie. „Gesundheitspolitik darf nicht bei symbolischen Einzelmaßnahmen stehenbleiben.“ (mit dpa)