Drei Wochen nach ihrem Antritt baut die neue Bahn-Chefin Evelyn Palla den Vorstand des Unternehmens um. Dass die für den Güterverkehr zuständige Konzernvorständin Sigrid Nikutta vor dem Aus steht, zeichnete sich bereits in den vergangenen Tagen ab. Wie der Spiegel nun aus Konzernkreisen erfuhr, soll die 56-Jährige am 30. Oktober abberufen werden und danach das Unternehmen verlassen.
Der Konzern zieht damit einen Schlussstrich unter Nikuttas Bemühungen, DB Cargo zu sanieren und profitabel aufzustellen. Die Abberufung der Managerin muss noch vom Aufsichtsrat beschlossen werden. Eine Sondersitzung des Gremiums ist für den 30. Oktober geplant.
Der Konzern hatte eine Untersuchung für Nikuttas Sanierungskonzept für die Gütersparte in Auftrag gegeben – das Ergebnis fiel laut Spiegel und Süddeutscher Zeitung vernichtend aus. Das Konzept sei „objektiv ungeeignet, die Krisenursachen zu beseitigen und eine Wettbewerbsfähigkeit (...) herzustellen“, zitierte der Spiegel. Auch von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG war die Cargo-Chefin erst vergangene Woche scharf kritisiert worden; die EVG forderte ihren Rücktritt.
Gewerkschaft forderte Rücktritt von Sigrid Nikutta
DB Cargo gilt seit Jahren als Sorgenkind der DB und schreibt rote Zahlen. Bislang wurden die Bilanzen stets vom Bahn-Konzern ausgeglichen, das hat die EU-Kommission im Rahmen eines Beihilfeverfahrens inzwischen aber untersagt. DB Cargo muss aufgrund des Verfahrens ab 2026 wieder schwarze Zahlen schreiben.
Sigrid Nikutta hat bereits eine lange Karriere bei der Deutschen Bahn und speziell im Bereich Güterverkehr hinter sich. 1996 übernahm sie erstmals eine Stelle beim bundeseigenen Konzern. Von Mai 2010 an war sie fast zehn Jahre lang Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), ehe sie Anfang 2020 als Vorstandsvorsitzende von DB Cargo zum Bahn-Konzern zurückkehrte.