Kanzleramt angeschmiert

Klimaprotestler angeblich zu arm, um vor Gericht zu erscheinen

Der Anwalt des angeklagten Klimaaktivisten sagte vor Gericht: Mein Mandant kann sich keine Fahrkarte leisten.

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Der Klimaaktivist Wolfang Metzeler-Kick ist angeblich bettelarm und kann deshalb nicht vor Gericht erscheinen.
Der Klimaaktivist Wolfang Metzeler-Kick ist angeblich bettelarm und kann deshalb nicht vor Gericht erscheinen.Jens Kalaene/dpa

Radikal protestierte er in Berlin: Klima-Hungerstreik, der Kanzler sollte sprechen. 92 Tage ohne Nahrung. Inzwischen hat er sich erholt, doch angeblich ist der Umweltingenieur (49) bettelarm.

Eine Berliner Richterin wartete auf den Mann mit Adresse in München. Er hatte Einspruch gegen einen Strafbefehl eingelegt – 2000 Euro sollte er nach einer Farbattacke auf das Kanzleramt in Mitte zahlen. Doch nur der Verteidiger erschien im Saal 456 des Moabiter Kriminalgerichts.

Der Anwalt von Wolfang Metzeler-Kick mit einer Vollmacht: „Ich vertrete meinen Mandanten. Er kann sich keine Fahrkarte leisten.“ Die Richterin war überrascht. Der Anwalt: „Er hat keine Einkünfte, keine Ersparnisse, er bezieht auch kein Bürgergeld mehr.“ Weil es sich um einen Einspruch gegen einen Strafbefehl handelt, kann ohne den Angeklagten verhandelt werden.

Klimaprotestler gegen Bundeskanzler Olaf Scholz

Der 23. Juni 2022. Bei einer Aktion der Klimaprotestgruppe Letzte Generation rückten mehrere Männer mit Farbe an. Schwarzes Zeug, das Öl symbolisieren sollte. Sie schmierten und spritzten es gegen den Südostflügel des Bundeskanzleramts. Die Gruppe forderte Olaf Scholz (SPD) auf, wegen der Klimakatastrophe die Ölbohrungen in der Nordsee einzustellen.

Das Bundeskanzleramt in Berlin wurde von den Klimaprotestlern mit schwarzer Farbe beschmiert.
Das Bundeskanzleramt in Berlin wurde von den Klimaprotestlern mit schwarzer Farbe beschmiert.photothek/imago

Sie bejubelten es als eine „bildstarke Protestaktion“. Für die Staatsanwaltschaft ist es Vandalismus. Eine Putzfirma wurde beauftragt. Die Geschäftsführerin (54) im Prozess: „Drei Reinigungsgänge waren erforderlich. Nur mit Wasser war nichts zu machen.“ Chemikalien wurden aufgebracht, dann alles mit Hochdruck weggespritzt. Kosten: 2.784 Euro.

Klimaprotestler war 92 Tage im Hungerstreik

Der Umweltingenieur ist inzwischen ein „Dauerkunde“ der Justiz. Verfahren bundesweit. In Berlin erhielt er im Juni 2023 eine Geldstrafe von 1800 Euro – Nötigung, wegen blockierter Straßen im Berufsverkehr. Er legte Berufung ein. Diverse Verfahren der Berliner Ermittler sind gegen ihn noch anhängig. Der Verteidiger: „Im zweistelligen Bereich.“ Es seien allerdings „unter 50 Verfahren“.

Im März ging der Klimaprotestler – Vater eines 14-jährigen Sohnes – im Invalidenpark in Mitte in einen Hungerstreik. Er rührte keine feste Nahrung mehr an. Nach 89 Tagen musste er in ein Krankenhaus gebracht werden. Dann hungerte er noch ein paar Tage – nach 92 Tagen endete die Kampagne „Hungern, bis ihr ehrlich seid“. Die Forderungen wurden nicht erfüllt.

Der Verteidiger im Schmierereien-Prozess: „Mein Mandant äußert sich nicht.“ Es sei fraglich, ob die Sache eine Sachbeschädigung sei. Die Richterin entschied: „Fortsetzung am 15. August mit fünf weiteren Zeugen.“ ■