Auf Berlins Straßen geht es immer mehr zu wie im Gangsterfilm. Täglich heulen Sirenen, wenn in der Hauptstadt die Waffen sprechen. Die Zahl der Schusswechsel steigt, und die Hemmschwelle, eine Schusswaffe zu zücken, sinkt auf ein erschreckend niedriges Niveau. Eine aktuelle Auswertung zeigt ein bedrohliches Bild. So gefährlich ist es in Ihrem Berliner Kiez.
Allein bis August 2024 knallte es in Berlin schon in 40 Fällen, davon 24 Mal scharf, schreibt die „Berliner Morgenpost“ (Bezahlschranke). Besonders heftig: Auch die Polizei musste in sieben dieser Fälle zur Waffe greifen und schießen. Doch damit nicht genug: Weitere 23 Mal wurde in Raubüberfällen und Streitereien mit einer Waffe gedroht, in vier dieser Fälle mit einer Schreckschusspistole.
Richtig gefährlich ist die Lage im ansonsten doch eher als gediegen bekannten Bezirk Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf. Hier, im Herzen der City West, rund um den Kurfürstendamm, registrierte die Polizei ganze neun Schießereien. Anfang August kam es zu einem spektakulären Vorfall auf der Schlüterstraße: Ein Streit unter Männern eskalierte dermaßen, dass am Ende auch Schüsse fielen. Der Täter, der letztlich verletzt wurde, trug sowohl eine Schusswunde als auch einen gebrochenen Nasenknochen davon. Die Berliner Bezirke und Ortsteile Neukölln, Spandau, Kreuzberg und Gesundbrunnen folgen dichtauf, mit jeweils vier Schusswechseln.
Senior wurde in seiner Wohnung in den Kopf geschossen
Einige Fälle erregten besondere Aufmerksamkeit, wie die tödlichen Schüsse auf einen syrischen Flüchtling in Spandau und der eiskalte Mord an einem 44-Jährigen in der Nähe des Checkpoint Charlie. Noch schockierender: Ein 80-Jähriger wurde in seiner Wohnung in den Kopf geschossen, als Räuber ihn überfielen – der Senior überlebte nur knapp.

Immer wieder scheinen Clan-Strukturen hinter solchen Gewaltakten zu stecken. Ein Schussattentat im Juli auf dem Leopoldplatz in Berlin-Wedding und ein Drive-by-Shooting in nahem Gesundbrunnen deuten auf diese Machenschaften hin. Die Polizei deckte kürzlich in der Neuköllner Reuterstraße einen möglichen Clan-Machtkampf auf, nachdem sie Einschusslöcher in einer Bar und einem Café entdeckte.
175 Mal wurde in diesem Jahr schon mit einer Schusswaffe gedroht
Es ist kaum noch zu leugnen: Berlin versinkt in einem Strudel der Gewalt, der vor allem durch bewaffnete Auseinandersetzungen in zwielichtigen Etablissements befeuert wird. Die offiziellen Zahlen sprechen eine klare Sprache: 175 Mal wurde in diesem Jahr schon mit einer Schusswaffe gedroht, 261 Mal knallte es tatsächlich – ein alarmierender Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Da war in den ersten Monaten in 146 Fällen mit einer Schusswaffe gedroht und 199 Mal geschossen worden.

Auch die Zahl der Schusswaffendrohungen und -einsätze bei der Polizei bleibt erschreckend hoch. Vorfälle wie die Schüsse einer Polizistin auf eine verwirrte Frau (61) Anfang August in der Charlottenburger Sömmeringstraße zeigen, wie dünn die Nerven in der Stadt mittlerweile liegen. Mit einem Anstieg der Waffenbesitzer in Berlin wird die Lage zusätzlich verschärft. In der Morgenpost heißt es dazu: „Parallel hat sich auch die Zahl der Waffenbesitzer und der waffenrechtlichen Erlaubnisse im Jahr 2024 weiter erhöht. Waren 2023 noch 10.924 Personen im Besitz von insgesamt 46.913 Waffen, also durchschnittlich 4,29 Waffen pro Person, waren es 2024 schon 47.752 Waffen im Besitz von 11.023 Personen, was im Durchschnitt 4,33 Waffen pro Person entspricht.“