Bestattungsgelder eingesackt

Heiliger Bimbam! Ex-Kirchen-Mann zockt fast 167.000 Euro ab

Vor Gericht legte der Ex-Kirchen-Mann und Familienvater jetzt ein Geständnis ab. Es ging um Untreue in 234 Fällen. Das Geld hat er verjubelt.

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Der Angeklagte Sebastian S. (r.) mit seinem Verteidiger in Berlin vor Gericht
Der Angeklagte Sebastian S. (r.) mit seinem Verteidiger in Berlin vor GerichtPressefoto Wagner

Als Kirchenmitarbeiter steckte er Geld für Bestattungen dreist in die eigene Tasche: Sebastian S. (50) zockte 166.886 Euro ab.

Geständig saß er nun vor dem Berliner Amtsgericht, wirkte allerdings nicht wie ein reuiger Sünder. Der Ex-Kirchenmitarbeiter sprach von mangelnder Kontrolle: „Es wurde meistens durchgewunken, es sah niemand hin.“ Er war Mitarbeiter des Evangelischen Friedhofsverbandes Berlin Süd-Ost. Angeklagt war Untreue in 234 Fällen seit 2017. Doch möglicherweise ging der Schwindel viel länger – „etwaige Taten vor Juli 2017 wären allerdings verjährt“, so die Staatsanwaltschaft.

Drei Komplexe wurden ermittelt. 32 Fälle, in denen er Bargeld aus den Verbandsbüros in Berlin-Karlshorst, Berlin-Mahlsdorf und Berlin-Mariendorf an sich weiterleitete – und so über die Jahre hinweg insgesamt 91.850 Euro kassierte. Zweite Quelle: Weitere 67.940 Euro eingesackt, indem er Zahlungen von 161 Kunden für sich behielt, die bereits zu Lebzeiten Anzahlungen für später fällige Bestattungskosten leisteten. Und schließlich steckte er in 41 Fällen Geld ein, das an den Friedhofsverband für Blumen und Grabgestecke gezahlt wurde.

Ex-Kirchen-Mann soll die Summe abstottern

Erste Ermittlungen brachte laut Staatsanwaltschaft einer der Kunden ins Rollen. Im Rahmen einer Systemumstellung seien dann auch durch eine Mitarbeiterin fehlende Buchungen bemerkt worden. Nachdem der Fall aufgeflogen war, wurde dem scheinheiligen S. Ende 2021 gekündigt. Bereits 2012 war S. in dem Friedhofsverband als Hauptbuchhalter tätig, wurde später auch zum stellvertretenden Geschäftsführer befördert.

Er war dafür zuständig, Beträge zu erfassen, sogenannte Vorsorgeverträge abzuschließen oder Verträge über Grabgestecke abzuschließen. Wie dreist: Er gab bei Schummeleien den Kunden seine private Kontonummer. Der Richter: „Wo ist das Geld geblieben?“ Der Familienvater aus Berlin-Mahlsdorf: „Aufgebraucht.“ Verprasst für schöne Dinge, die er sich mit seinem Gehalt nicht hätte leisten können.

Der Angeklagte wie zum Trost: „Geschädigt wurden aber nicht die Kunden, sondern in allen Fällen die Kirche.“ Bedauern äußerte er nicht. Nach einem „Deal“ im Prozess das Urteil: Ein Jahr und neun Monate Haft auf Bewährung und Einziehung der erlangten 166.886 Euro. S. soll die Summe abstottern – 500 Euro monatlich. Der Richter: „Er hat seine Vertrauensstellung missbraucht und mangelnde Kontrolle ausgenutzt.“ ■