Sechs Frauen überfallen

Brutaler Halsketten-Räuber schleift Opfer mit dem Auto mit!

Seit Dienstag steht der Mann in Berlin vor Gericht. Er behauptet, unter Drogen gestanden zu haben.

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Der Halsketten-Räuber steht neben seinem Anwalt vor Gericht. Später gibt er alles zu.
Der Halsketten-Räuber steht neben seinem Anwalt vor Gericht. Später gibt er alles zu.Pressefoto Wagner

Der Schmuck-Räuber ging rabiat vor: Sechs Frauen wurden Ketten vom Hals gerissen, eine von ihnen mit einem Auto mitgeschleift und schwer verletzt.

Nach der Tatserie vor einem Jahr steht nun Nenad R. (37) vor dem Landgericht. Vater einer kleinen Tochter. Er hatte seiner Partnerin einen Heiratsantrag gemacht. Doch dann klickten vor zehn Monaten die Handschellen. Die Anklage lautet unter anderem auf versuchten Mord, Raub, räuberischen Diebstahl, Körperverletzung, Fahren ohne Führerschein. Innerhalb von drei Wochen waren es sechs Attacken auf Frauen, die Schmuck trugen.

Am 6. Juni 2023 schlug Nenad R. in einem Späti an der Sonnenallee (Neukölln) zu. Gegen 14.15 Uhr trat er von hinten an eine Kundin (51). Zack, war ihre goldene Kette weg. R. flüchtete, Lena L. (Name geändert) hinterher. Der Räuber stürmte zu seinem Auto – geparkt in zweiter Reihe, falsches Kennzeichen an der Heckscheibe, laufender Motor. Lena L. lehnte sich mit dem Oberkörper durch das geöffnete Beifahrerfenster, verlangte ihre Kette zurück.

Nahm der Halsketten-Räuber den Tod seines Opfers in Kauf?

Skrupellos gab R. laut Anklage Gas: „Unter starker Beschleunigung fuhr er an, wodurch die Frau mitgeschleift wurde.“ Er sei bewusst ganz dicht an einem geparkten Transporter vorbeigefahren – „um sich ihrer endgültig zu entledigen“. Ihre Beine prallten gegen den Kleintransporter, sie wurde dadurch aus dem Opel Astra von R. geschleudert, blieb auf der Straße liegen. Die Anklage: „Er nahm ihren Tod billigend in Kauf.“ Lena L. erlitt potenziell lebensgefährliche Brüche – Becken, Oberschenkel, Schlüsselbein.

Sechs Tage später suchte er am U-Bahnhof Frankfurter Allee nach möglichen Opfern. Modus Operandi: Von hinten nähern, kräftiger Ruck, vielleicht noch ein Ruck, Zerren – und dann: eilige Flucht mit der Beute. Am 16. Juni traf es eine Rentnerin (59). Die Frau als erste Zeugin im Prozess: „Ich stand auf dem Bahnsteig, die Bahn fuhr ein, ich wollte gerade den Fuß heben und einsteigen, da zog mich etwas am Hals nach hinten.“ Ein großer Schmerz am Hals. Die Frau: „Ich merkte, dass meine silberne Kette weg ist und sah noch, wie ein schlanker Mann weghuschte.“

Nenad R., der aus Serbien stammt, wohnte nicht weit vom U-Bahnhof Frankfurter Allee entfernt. Eine Treppe des Bahnhofes wurde Tatort des dritten Überfalls. Ein Griff an den Hals einer Frau, doch sie reagierte schnell, hielt ihre goldene Kette mit beiden Händen fest. Er drückte sie brutal weg. Es folgten drei weitere Taten bis zum 28. Juli.

Halsketten-Räuber hat Erinnerungslücken

Es gibt Videoaufnahmen und DNA-Spuren, die R. belasten. Er behauptet: „Kaum Erinnerungen.“ Dennoch ein Geständnis: „Ich habe leider viele solcher Taten begangen und möchte nicht bestreiten. Ich bitte um Entschuldigung.“ Er habe damals „sehr viele Drogen konsumiert“.

Nur im Fall von Lena L. – aus Sicht der Anklage unter anderem ein versuchter Mord aus Habgier und um eine andere Straftat zu verdecken – kamen konkretere Angaben des Räubers. R.: „Ich habe nicht mitbekommen, dass sie mir folgte.“ Nur ein paar Erinnerungslücken habe er – „ich legte den ersten Gang ein, sie erschien am Beifahrerfenster, ich gab Gas“.

Nicht Absicht habe zur Kollision mit dem Transporter geführt: „Ich denke, ich habe die Kontrolle verloren.“ Was mit der Frau geschah, habe er erst nach seiner Festnahme gehört. R.: „Ich dachte, sie sei stehen geblieben.“ Der Prozess geht am 18. Juni weiter. ■