Ein Geldtransporter parkte den Radweg zu, Radfahrerin Laëtitia G. (37) wich aus, wurde von einem Sattelzug überrollt. Hätte der Brummi-Fahrer den tödlichen Crash vermeiden können?
Drei Jahre nach dem Unfall ein zweiter Prozess gegen Frank W. (59). Auf Freispruch entschied ein Amtsrichter, die Staatsanwaltschaft legte Berufung ein, nun verhandelte das Berliner Landgericht. W. versagte die Stimme, als er zu seinem jetzigen Leben etwas sagen wollte. Er ist seit dem Horror-Crash arbeitsunfähig.
Der 27. Mai 2021. Die Französin Laëtitia G. (Übersetzerin, Herausgeberin des Comic-Magazins „Beton“ und Musikerin) ist unterwegs auf der Frankfurter Allee in Berlin-Friedrichshain. Sie fuhr zügig auf dem Pop-up-Radweg. Aufnahmen einer Dashcam zeigen die letzten Sekunden im Leben der jungen Frau, die so gern in Berlin lebte. Ein Schrei. Dann die geschockte Stimme des Lkw-Fahrers: „Die ist mir einfach untergefahren. Sie war erst neben mir.“
Musikerin war erst neben dem Lkw gefahren und scherte plötzlich ein
Die Bilder zeigen auch: Die Radfahrerin wich dem Geldtransporter aus und machte einen Schlenker auf die Fahrbahn, ohne sich zuvor umzusehen. Unvermittelt bog sie auf die Fahrspur und wurde erfasst. Sie hatte keine Chance. Ein Augenzeuge: „Sie verschwand unter dem riesigen Laster und wurde hinten rausgeschleudert.“ Bis heute habe er die Bilder vor Augen, habe Albträume, so der Augenzeuge (60).
Die Staatsanwaltschaft warf dem Brummi-Fahrer fahrlässige Tötung vor. Er habe keine Vollbremsung durchgeführt, obwohl er den verkehrswidrig abgestellten Geldtransporter und die Radfahrerin wahrgenommen habe. Der Staatsanwalt: „Die Frankfurter Allee ist schwierig zu befahren, er hatte die gesamte Verkehrssituation vor sich.“ W. fuhr nicht zu schnell – keine 30 km/h, erlaubt war Tempo 50. Sein Verteidiger: „Er verhielt sich vorbildlich.“ W. habe nicht erkennen können, was die Radfahrerin tun würde.