4500 Euro Beute

Kreuzberg: Falsche DHL-Paketboten rauben Rentner (73) aus

Am Montag begann der Prozess in Moabit: Einer der miesen Typen soll Abdul H. (23) gewesen sein. Opfer war ein Oldtimer-Schrauber.

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Der Student Abdul H. (23) soll als falscher Paketbote einen Rentner ausgeraubt haben.
Der Student Abdul H. (23) soll als falscher Paketbote einen Rentner ausgeraubt haben.Pressefoto Wagner

Als ein Mann in DHL-Jacke klingelte, war Konstantin F. (73) völlig arglos. Weil er in seiner Werkstatt an Oldtimern schraubt, lässt er sich oft Ersatzteile schicken. Doch brutale Räuber hatten es auf ihn abgesehen. Ein falscher Paketbote und dessen Komplize hatten den Rentner überfallen. Einer der miesen Typen soll Abdul H. (23) gewesen sein. Ein Student, der Bauingenieur werden möchte. Nun steht er vor Gericht. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft soll er vor mehr als zwei Jahren als Gangster unterwegs gewesen sein.

Es war 9.45 Uhr, als ein angeblicher Paketbote am 16. Februar 2022 bei Konstantin F. in Kreuzberg klingelte. Der Rentner: „Für den Tag erwartete ich tatsächlich eine Sendung.“ Er sah vom Fenster aus in den Innenhof. Ein Mann in DHL-Jacke stand vor dem Mehrfamilienhaus, in seiner Hand ein Paket. Er hatte sich verkleidet.

„Sie fesselten Hände und Füße mit Panzertape, verklebten mir auch den Mund.“

Der Rentner wollte, dass die Sendung vor der Tiefgarage abgelegt wird. Das Paket schien ihm auch komisch verschnürt. Der angebliche Bote forderte: „Ich brauch Unterschrift“. F. öffnete per Summer, wartete in der 3. Etage vor seiner Wohnung. Der Rentner: „Er drückte mir das Paket in die Hand, da tauchte plötzlich eine zweite Person auf.“

Sie schlugen zu, Boxhiebe gegen den Oberkörper. Er wurde zu Boden gedrückt. F.: „Sie fesselten Hände und Füße mit Panzertape, verklebten mir auch den Mund.“ Immer wieder fragten die Räuber: „Wo ist der Tresor?“ Konstantin F.: „Den habe ich gar nicht.“ Sie hatten einen Trennschleifer dabei, legten die Flex in Sichtweite ihres Opfers. F.: „Sie wollten wohl den Druck erhöhen.“

Er wehrte sich nicht. Der Rentner: „Ich drehte mich weg und tat so, als hätte ich gesundheitliche Probleme.“ Er ist überzeugt: „Ich habe mich objektiv richtig verhalten. Ich lebe.“

Fingerabdrücke an einer Rolle Klebebank sollen zum Verdacht gegen Abdul H. geführt haben

Wie die Wilden durchsuchten sie die Wohnung, entdeckten dann im Sekretär insgesamt 4500 Euro. Die hatte F., der Oldtimer auf Vordermann bringt und so seine Mini-Rente aufbessert, gerade mit zwei Aufträgen verdient. Die Täter steckten die Scheine ein. Einer der Typen drohte noch: „Wir brauchen 10.000 Euro, sonst bringen wir dich um.“ Dann flohen sie.

Der Oldtimer-Mann konnte die Gesichter nicht erkennen: „Beide Männer trugen schwarze Mützen und schwarze FFP2-Masken.“ Profis waren es aus seiner Sicht nicht: „Die ließen ein paar von ihren Sachen am Tatort zurück.“

Fingerabdrücke an einer Rolle Klebebank sollen zum Verdacht gegen Abdul H. geführt haben. Im Prozess wegen schweren Raubes und gefährliche Körperverletzung schwieg er zunächst. Fortsetzung: Freitag. ■