Mieser Frauenheld

Geldgeiler Liebesschwindler zockt vier alte Damen ab

Freundlich, gepflegt, redegewandt. Vor dem Saal Frauen. Einsame Herzen, die der Liebesschwindler belogen und um Geld gebracht haben soll.

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Der Angeklagte Egon G. (66) mit seiner Verteidigerin vor dem Landgericht Berlin. Der Liebesschwindler soll vier Frauen reingelegt haben.
Der Angeklagte Egon G. (66) mit seiner Verteidigerin vor dem Landgericht Berlin. Der Liebesschwindler soll vier Frauen reingelegt haben.Pressefoto Wagner

Er gab den Unternehmensberater, erfolgreich und attraktiv. Doch hinter der Fassade steckt ein Hochstapler und Betrüger: Vier Frauen soll Egon G. (66) als Liebesschwindler umgarnt, dann beklaut oder betrogen haben.

Der Mann mit grauem Kinnbart auf der Anklagebank. Freundlich, gepflegt, redegewandt. Vor dem Saal mehrere Frauen, die gar nicht gut auf ihn zu sprechen sind, die als Zeuginnen vor Gericht auspacken wollen. Einsame Herzen, die er belogen und um Geld gebracht haben soll.

Monika D. (66, Namen der Opfer geändert): „Ich koche innerlich!“ Sie lernte G. über eine seriöse Singlebörse im Internet kennen. Nach schweren Jahren mit viel Leid dachte sie: „Ich habe doch noch mal das Glück.“ Doch dann meldeten sich Frauen bei ihr per Telefon, denen er auch Gefühle vorgegaukelt haben soll. Monika D: „Ich bin so verletzt.“

Egon G. zum Richter: „Zuletzt war ich Angestellter einer Bank.“ Unklar, ob das stimmt. Fest steht: Er war Freigänger einer Berliner Strafanstalt, als er sich 2018 im Internet auf die Suche machte. Egon G.: „Ich habe Beziehungen geknüpft.“

Insgesamt 54.000 Euro strich der Liebesschwindler ein

Es geht um sieben Taten zwischen 8. Mai 2019 bis 18. August 2021 – mit Beute in Höhe von insgesamt 54.000 Euro. Erstes Opfer: Eine Seniorin aus Mitte. Im Oktober 2018 schlich er sich in ihr Herz. Sieben Monate später fragte er nach Geld. 2000 Euro – „damit ich mir einen Wagen kaufen kann“. Doch eine Krankheit sei bei ihm festgestellt worden – „ich habe den Kopf verloren und bin auf Flucht gegangen“.

Er verschwand mit dem Geld, für das es einen Darlehensvertrag geben soll. Der Richter: „Sie sollen auch 12.000 Euro aus einer Schublade genommen haben.“ Der Frauenheld: „Das streite ich ab.“ Seine Taschen seien nicht leer gewesen: „Ich habe immer illegale Geschäfte gemacht, hatte immer Geld.“

Während die eine Dame sich noch über sein Verschwinden wunderte, tauchte er bei einer anderen Berlinerin (66) unter. G.: „Ich suchte mir eine Arbeit.“ Die Witwe: „Er lebte über zwei Jahre bei mir.“ Sie überließ ihm mal ihr Handy (Wert: 1110 Euro). Das soll G. dreist zum Geschenk für eine nächste Eroberung gemacht haben.

G. kopfschüttelnd: „Das Handy habe ich bezahlt.“ Aber es habe in der Beziehung gekriselt. „Da nahm ich Kontakt zu einer anderen Frau auf.“ Er sei dann zwischen Berlin und Leipzig gependelt. Doch Monika D. habe die neue Flamme angerufen: „Dass ich mit ihr liiert wäre, sogar verlobt, aber das ist eine Lüge.“

Geldgeiler Liebesschwindler wollte Zinsen zurückzahlen

In Leipzig dachte Witwe Gabi L. (73), sie hätte mit G. ein gutes Los gezogen. Doch auch sie musste feststellen: „Leider traf er sich auch mit anderen Frauen.“ Sie kam ihm schließlich auf die Schliche: „Er hatte mir ein Handy geschenkt, das einer anderen Frau gehörte, ich gab es ihr zurück.“

Allerdings zu spät: Er soll nach Geld gefragt haben. Angeblich ging es um eine Erbschaft in Heidelberg, das Haus seiner verstorbenen Mutter. 15.000 Euro. Gabi L. hatte das Geld nicht, aber ihre Freundin (73). Er versicherte: „Ich zahle mit Zinsen zurück.“ Die Freundin: „Man hatte Vertrauen zu ihm, nie dachten wir, dass etwas nicht stimmen könnte mit ihm.“ ■