Horror auf der Hochzeitsfeier

Bluthochzeit von Kreuzberg: Angeklagter schweigt vor Gericht

Für ein Brautpaar sollte es der schönste Tag werden, doch die Feier endet mit einer Bluttat: Ein Gast ersticht einen anderen aus Eifersucht.

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Angeklagter Hassan M. (30) im Saal des Landgerichts.
Angeklagter Hassan M. (30) im Saal des Landgerichts.Olaf Wagner

Nach der Bluthochzeit in Kreuzberg steht Hassan M. (30) vor dem Landgericht. Die Anklage lautet auf Totschlag, gefährliche Körperverletzung und Nötigung.

Der Angeklagte stammt aus Eritrea. Seit 2017 soll er in Deutschland leben – mit Ehefrau und inzwischen drei Kindern. Als Putzmann arbeitete er. Doch 2022 wurde er kriminell: Eine Attacke gegen eine Frau am Görlitzer Park. M. kam in U-Haft. In der Zeit soll Ali H., ebenfalls aus Eritrea, der „Strohwitwe“ Hilfe angeboten haben. So kam es zur Feindschaft. Und laut Anklage zu Unterstellungen. Hassan M. soll eine Affäre vermutet, den Landsmann für den Liebhaber seiner Frau (27) gehalten haben. M. wurde im Oktober 2022 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt und kam nach fünf Monaten U-Haft frei.

Danach soll es vorbei gewesen sein mit Harmonie in der Ehe. Seine Frau blieb dennoch – wegen der gemeinsamen Kinder. Dann die Einladung zur Hochzeit in der eritreischen Community. Eine edle Feier im Ballsaal „Queen Palace“ in der Skalitzer Straße. Bereits zwei Wochen vor der Feier am 29. Dezember soll M. seine Frau attackiert haben. Er habe sie in der gemeinsamen Wohnung „mit der Hand am Hals gepackt und fest zugedrückt“, so die Anklage. Dann habe er mit einem Staubsaugerrohr in Richtung ihres Kopfes geschlagen. Sie habe schützend den rechten Arm gehoben und schmerzhafte Prellungen erlitten.

Der Angeklagte soll von seiner Frau verlangt haben, Ali H. anzuzeigen

Und er soll versucht haben, den angeblichen Nebenbuhler in den Knast zu bringen. Die Anklage: „Er verlangte von seiner Frau zu seiner Ehrenrettung, dass sie H. wegen Vergewaltigung anzeigt.“ Sie habe sich gesträubt. Er habe gedroht – „mit weiteren Schlägen und den Tod“. Da sei sie am 13. Dezember mit ihrem Mann zur Polizei gegangen, um eine falsche Anzeige zu machen.

Dann die Feier am 29. Dezember. Fröhliche Stimmung. Doch gegen 22.55 Uhr soll M. einen Streit begonnen haben. Immer wieder habe er Ali H. aufgefordert, zu einem Gespräch unter vier Augen mit nach draußen zu kommen – „weil er sich durch die mögliche Affäre in seiner Ehre verletzt fühlte“, heißt es in der Anklage. Ali H. aber lehnte immer wieder ab. Da soll M. zunächst ein Glas nach H. geworfen haben. Als ein anderer Gast (25) schlichten wollte, habe er diesen mit einem Messer am Oberschenkel verletzt – „um ihn aus dem Weg zu schaffen“. Dann habe er in die linke Brust des vermeintlichen Rivalen gestochen – „aus Wut in Tötungsabsicht“. Ein wuchtiger Stich sei es gewesen.

Für Ali H. kam jede Hilfe zu spät, er starb kurz darauf im Krankenhaus

Der Stich traf das Herz. Hochzeitsgäste griffen ein, hielten den mutmaßlichen Stecher fest. Für Ali H. kam jede Hilfe zu spät. starb kurze Zeit später im Krankenhaus. M. wurde mit blutigen Händen abgeführt. Doch er soll damals einen Angriff bestritten und gegenüber einem Polizisten erklärt haben: „Ich habe nicht mit einem Messer angegriffen.“ Bei dem Blut handele es sich um sein eigenes.

Die Verteidiger: „Derzeit schweigt unser Mandant.“ Weil ihnen noch nicht alle Beweismittel vorliegen würden. Sie wollen weitere Akteneinsicht, sie sprachen von offenen Fragen und Zweifeln an der Darstellung der Anklage. Auf dem Richtertisch liegt nun eine Papiertüte. Darin ein Messer. Vorsichtig zog die Richterin das imposante Teil heraus. Es soll aus einem sudanesischen Imbiss in der Nähe des Tatortes stammen. Der Prozess geht Dienstag weiter. Mit einem Urteil wird am 29. September gerechnet. ■