Wie feige und skrupellos! Eine Seniorin (89) wurde in ihrer Wohnung überfallen, gefesselt, geknebelt, beraubt und hilflos zurückgelassen. Erst zwei Tage später wurde sie bewusstlos gefunden.
Acht Monate später wird dem mutmaßlichen Täter nun in Berlin der Prozess gemacht: Sadija R. (46), zuletzt Stütze-Empfänger. Die Anklage wirft ihm versuchten Mord und schweren Raub vor. Eine DNA-Spur am Knebel soll zu seiner Festnahme sechs Wochen nach der Tat geführt haben. Vor Gericht schwieg er zunächst.
Die Seniorin galt als wohlhabend. Sadija R. kannte sie schon seit längerem. Seine Ex-Frau putzte bei Jutta A. (Name geändert), die allein in einer Wohnung in Berlin-Wedding lebte und auf eine Gehhilfe angewiesen ist.
Am 19. März soll R. bei der hochbetagten Frau geklingelt haben. Unter einem Vorwand habe er sich Zutritt zu ihrer Wohnung verschafft, sie überwältigt, so die Anklage.
Der Räuber nahm ihren Tod in Kauf, so die Anklage
Sie wurde auf ihr Bett gedrängt, brutal mit einem Oberhemd gefesselt, mit einem Tuch geknebelt. Die Anklage: „Er nahm in Kauf, dass die betagte Frau auf Grund der Fesselung und Knebelung sowie des dadurch hervorgerufenen Stresses sterben könnte.“
Sie erlitt Hämatome, Frakturen an den Unterarmen, Rippenbrüche. R. habe „mindestens 130 Euro“, ein silbernes Armband, mehrere Figuren aus Messing, Silber und Porzellan eingepackt, dann die Tür zugezogen.
Jutta A. blieb hilflos zurück. Gefesselt, geknebelt, verletzt. Sie konnte sich nicht selbst befreien, konnte nicht schreien. R. sei bewusst gewesen, „dass sie ohne Flüssigkeit und Nahrung oder medizinische Hilfe zeitnah sterben werde“, heißt es in der Anklage.