Sensibler Arbeitsplatz

Darf die das? Nichte von Clan-Chef Abou-Chaker fängt beim Finanzamt an

Berliner Clanchef Arafat Abou-Chaker soll ein Steuersünder sein. Seine Nichte wird jetzt Finanzbeamtin. Das gefällt nicht allen in der Behörde.

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Die Nichte von Clan-Chef Arafat Abou-Chaker wird jetzt Finanzbeamtin.
Die Nichte von Clan-Chef Arafat Abou-Chaker wird jetzt Finanzbeamtin.Olaf Wagner/imago

Eine 19-jährige Anwärterin des Berliner Finanzamts könnte bald ihre Laufbahn im öffentlichen Dienst beginnen. Nach erfolgreicher Ausbildung zur Finanzbeamtin würde sie künftig Steuerpflichtige auf die korrekte Abgabe ihrer Steuerdaten überprüfen – ein verantwortungsvoller Beruf, der Zugang zu sensiblen Informationen der Bürgerinnen und Bürger gewährt. Allerdings ist die junge Frau nicht irgendwer.

Die junge Frau steht im Fokus, weil sie enge familiäre Verbindungen zum Abou-Chaker-Clan hat, einer Berliner Großfamilie, deren Mitglieder im Zusammenhang mit schwerer Kriminalität stehen, darunter Drogenhandel, Betrug und der sogenannte Pokerraub 2010 in einem Berliner Luxushotel. Das berichtet der „Spiegel“ (Bezahlschranke) in seiner neuen Ausgabe.

Ihr Onkel Arafat Abou-Chaker gilt als eine führende Figur des Clans und steht wegen Verdachts auf Steuerhinterziehung mit einem geschätzten Gesamtschaden von über einer Million Euro vor Gericht.

Der Fall der Finanzanwärterin hat in der Berliner Verwaltung Besorgnis ausgelöst. Während einige argumentieren, dass Straftaten von Angehörigen der Frau nicht zur Last gelegt werden können, sehen andere die Gefahr einer möglichen Unterwanderung des Staatsapparats.

Nichte von Clan-Chef Arafat Abou-Chaker ist 19 Jahre alt

Organisierte Kriminalität ist in Deutschland zunehmend auf dem Vormarsch und versucht, an verschiedenen Stellen Einfluss zu gewinnen – ob bei der Polizei, im Zoll oder in Justizvollzugsanstalten.

Aus Sicherheitskreisen heißt es, dass trotz eines tadellosen Führungszeugnisses bei Bewerbern mit Verbindungen zur Organisierten Kriminalität Wachsamkeit geboten sei. Eine enge familiäre Bindung zu kriminellen Clanstrukturen könnte die Anwärterin in Loyalitätskonflikte bringen oder sie anfällig für Druck und Einflussnahme machen.

Die Nichte des Clan-Chefs soll in mehreren Berliner Finanzämtern lernen.
Die Nichte des Clan-Chefs soll in mehreren Berliner Finanzämtern lernen.Funke Foto Services/imago

Die Berliner Polizei greift bei ihren Sicherheitsüberprüfungen auf erweiterte Methoden zurück, einschließlich Analysen von Social-Media-Aktivitäten und Tattoos. Bewerber mit Clanbezug werden aus Gründen der Sicherheit oft abgelehnt, so der „Spiegel“.

Im Bereich der Steuerverwaltung gibt es allerdings weniger strenge Regelungen. Hier reicht meist ein aktuelles Führungszeugnis und der Nachweis „charakterlicher Eignung“. Die Finanzverwaltung des Berliner Senats hat zu dem Fall der Anwärterin bislang keine Stellung bezogen, verwies aber auf umfassende Maßnahmen gegen Korruptionsrisiken in den Steuerbehörden.

Der Fall verdeutlicht, wie groß die Herausforderungen sind, die durch die potenzielle Nähe von Behördenmitarbeitern zur Organisierten Kriminalität entstehen. Bisher fehlt es jedenfalls an klaren Sicherheitsvorgaben in allen staatlichen Institutionen. ■