Schwimmen gehen - das gehört für mich zu einem gelungenen Sommer. Am liebsten in einem See, aber in der Stadt auch im Freibad. Die meisten Berliner Sommerbäder sind seit Mai geöffnet. In den vergangenen Jahren machten Tumulte, Schlägereien und sexuelle Belästigungen immer wieder Schlagzeilen. Mehrfach ließen sich erhitzte Gemüter am Beckenrand nur durch Polizeieinsätze bändigen. Deshalb haben die Berliner Bäderbetriebe neue und verschärfte Regeln aufgestellt. Ich bin neugierig darauf und radele zum Sommerbad Pankow in der Wolfshagener Straße.
An diesem Tag ist das Wetter durchwachsen, niemand steht vor den hohen Zäunen an. Am Eingang zu dem weitläufigen Bad stehen schon weit vor dem Kassencontainer drei junge Wachleute. Weil es so leer ist, sind sie zum Schwatzen mit mir aufgelegt. Aber erst verlangen sie tatsächlich meinen Ausweis zu sehen. Auch einen Blick in meine kleine Tasche wollen sie werfen, in der es aber außer einem zusammengeknüllten Badeanzug nichts zu entdecken gibt. Noch nicht mal mit einer Nagelfeile kann ich dienen. Die würden sie mir auch abnehmen, erklären sie mir nachdrücklich, schließlich könne sie jemand als Waffe einsetzen. Später lese ich auch noch auf einem Schild, dass Pediküre im Freibad sowieso untersagt ist.
Seit Öffnung des Sommerbades etliche Messer eingesammelt
Als ich etwas ungläubig schaue, klappt einer der jungen Männer eine Kiste auf. Darin liegen Taschenmesser, Brotmesser und sogar eine Art kleines Küchenbeil. All diese Werkzeuge haben sie seit Öffnung des Bades vor erst gut einer Woche eingesammelt, erzählen sie mir.

Sie schränken dann aber ein, die meisten Messer hätten sie Besuchern abgenommen, die damit nach eigenem Bekunden im Bad lediglich Melonen zerteilen oder Äpfel schälen wollten. "Früchte besser schon zu Hause aufschneiden", rät mir einer der jungen Securitys für weitere Besuche.
Im Bad ist es ziemlich leer. Es sind nur Hobby-Sportler da, die teils mit Schwimmbrille und Profi-Anzügen durchs einladend blau schimmernde Wasser pflügen. Noch will auch niemand von der imposanten Turmanlage springen. Genauso leer ist das Planschbecken. Auf den seit dem vergangenen Jahr so beeindruckend sanierten Sonnenterassen warten die Schirme noch fein zusammengefaltet auf Gäste. Und über die weitläufigen Liegewiesen stolzieren nur Nebelkrähen und Elstern, fette Pommes-Beute werden sie heute wohl nicht machen.
Noch ist viel Platz im Schwimmbecken
Also schwimme auch ich meine Bahnen und genieße den vielen Platz im Becken. Das wird wohl in wenigen Tagen deutlich bevölkerter sein. Stress-Situationen inklusive. Als ich den Heimweg antrete, patrouillieren zwei der jungen Wachleute durchs Bad. Wirklich etwas zu tun haben sie heute augenscheinlich nicht. Ich frage sie, ob die Messeransammlung in ihrer Kiste heute noch umfangreicher geworden ist. Ist sie nicht. Dementsprechend hoffnungsvoll wünsche ich ihnen zum Abschied friedliche Sommerwochen.
Claudia Pietsch schreibt montags im KURIER über Berliner und Brandenburger Befindlichkeiten.
Kontakt zur Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com ■