Mein Sommerurlaub steht bevor. Und ich freue mich schon riesig auf diese wunderbare Zeit – vor allem darauf, welche Sau nun in diesem Jahr durch den Osten getrieben wird.
Na, Sie werden jetzt denken, ich spinne. Doch keineswegs – oder haben Sie schon die Löwin von Kleinmachnow vergessen, die vor einem Jahr für ein herrliches Sommertheater in unserer Hauptstadtregion sorgte?
Ich hatte schon diese Geschichte komplett vergessen, aber nicht mein Vermieter in Norwegen, zu dem ich auch in diesem Urlaub wieder zum Angeln fahre. In einem WhatsApp-Chat zur Vorbereitung zu meiner Tour erinnerte mich der gute Knut daran, alles gut daheim zu verschließen, „denn bei euch treiben ja so manche gefährliche Kreaturen ihr Unwesen, wie man aus dem vergangenem Jahr weiß“. Lachender Smiley in Dreifachausgabe schickte er hinterher. Zunächst wusste ich nicht, was der Norweger meinte, bis dann bei mir der berühmte Groschen fiel.
Löwin aus Kleinmachnow: Auf einer Fähre in Skandinavien erfuhr ich von der „Großwildjagd“

Denn die Geschichte und das Video dazu, wie eine angebliche Löwin durch Kleinmachnow bis nach Berlin-Wannsee in der Gegend herumstreifte, die am Ende eine Wildsau war, hatte ja auch in Skandinavien im Sommer 2023 ihre Runde gemacht und für große Lacherfolge gesorgt.
Zunächst herrschte erst einmal großer Schrecken. Ich erinnere mich noch, wie meine Frau und ich am letzten Tag unseres Angelurlaubes bei der Rückreise auf der Fähre zwischen Norwegen und Dänemark saßen und im Internet die aufgeregt tönenden Nachrichten von der wild frei laufenden Löwin im Berlin-Brandenburger Grenzland lasen.

Da wurden also Polizisten und Spurensucher losgeschickt, die eine „Großwildjagd“ auf die vermeintliche Raubkatze veranstalteten. Sogar Hubschrauber kreisten über die Ortschaft. Für mich klang der Mega-Aufwand, der da damals in der Heimat betrieben wurde, recht aufregend, aber nicht besorgniserregend.

Bis sich während der Fahrt mit der Fähre sogar eine Freundin aus dem fernen Brüssel bei uns meldete, die eine Warnmeldung zur Löwin weiterleitete und wir doch aufpassen sollten, falls wir gerade wieder dort in der Gegend am Teltowkanal angeln würden. Als wir ihr mitteilten, dass wir gerade vom Fischfang in Norwegen heimkehrten, war sie beruhigt. Tage später kam dann offiziell die Entwarnung, dass die Löwin, die da jemand am Straßenrand sehr unscharf im Dunkeln mit seinem Smartphone gefilmt hatte, in Wahrheit eine Wildsau war.

Jetzt geht es für mich erneut in den Urlaub und reise zum Angeln nach Skandinavien. Ich bin bereits sehr gespannt, welche Sau nun erneut durch brandenburgische Städte und Dörfer bis zum Stadtrand der Hauptstadt getrieben wird, um das Sommerloch in diesem Jahr zu stopfen.
Einen Vorschlag bekam ich schon zu hören. Ein Wolf soll nun in der Gegend sein Unwesen treiben. Das berichtete mir jedenfalls ein Hundebesitzer bei einem Spaziergang an einem Potsdamer See. Tatsächlich fand ich am Uferweg tierische Spuren.
Diese Abdrücke stammten, auch für einen Laien eindeutig erkennbar, tatsächlich von einem Wildschwein und seinen Artgenossen. Also bitte, bloß keine Panik machen, wenn etwas tierisches durch die Gegend laufen sollte! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen erholsame und vor allem löwenfreie Ferien, die ja in zwei Wochen beginnen!
Norbert Koch-Klaucke schreibt jeden Freitag im KURIER über Geschichten aus dem Osten.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com ■