„Wir im Osten“

Löwin von Kleinmachnow: Welche Sau wird dieses Jahr im Osten gejagt?

Unser Autor erinnert sich mit einem Schmunzeln, wie vergangenen Sommer ein tierisches Riesentheater um eine vermeintliche Raubkatze gemacht wurde.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Das war im Sommer vor einem Jahr: Bürgermeister Michael Grubert aus Kleinmachnow versucht anhand von Fotos zu erklären, weshalb es sich bei dem gesuchten Raubtier um keine Löwin handelt. 
Das war im Sommer vor einem Jahr: Bürgermeister Michael Grubert aus Kleinmachnow versucht anhand von Fotos zu erklären, weshalb es sich bei dem gesuchten Raubtier um keine Löwin handelt. Paul Zinken/dpa

Mein Sommerurlaub steht bevor. Und ich freue mich schon riesig auf diese wunderbare Zeit – vor allem darauf, welche Sau nun in diesem Jahr durch den Osten getrieben wird.

Na, Sie werden jetzt denken, ich spinne. Doch keineswegs – oder haben Sie schon die Löwin von Kleinmachnow vergessen, die vor einem Jahr für ein herrliches Sommertheater in unserer Hauptstadtregion sorgte?

Ich hatte schon diese Geschichte komplett vergessen, aber nicht mein Vermieter in Norwegen, zu dem ich auch in diesem Urlaub wieder zum Angeln fahre. In einem WhatsApp-Chat zur Vorbereitung zu meiner Tour erinnerte mich der gute Knut daran, alles gut daheim zu verschließen, „denn bei euch treiben ja so manche gefährliche Kreaturen ihr Unwesen, wie man aus dem vergangenem Jahr weiß“. Lachender Smiley in Dreifachausgabe schickte er hinterher. Zunächst wusste ich nicht, was der Norweger meinte, bis dann bei mir der berühmte Groschen fiel.

Löwin aus Kleinmachnow: Auf einer Fähre in Skandinavien erfuhr ich von der „Großwildjagd“

Polizisten in Kleinmachnow sind ebenso wie TV-Teams unterwegs, werden von besorgten Anwohnern beobachtet: Diese Bilder von der Jagd auf einer vermeintlichen Löwin gingen vergangenen Sommer um die Welt.
Polizisten in Kleinmachnow sind ebenso wie TV-Teams unterwegs, werden von besorgten Anwohnern beobachtet: Diese Bilder von der Jagd auf einer vermeintlichen Löwin gingen vergangenen Sommer um die Welt.Annette Riedl/dpa

Denn die Geschichte und das Video dazu, wie eine angebliche Löwin durch Kleinmachnow bis nach Berlin-Wannsee in der Gegend herumstreifte, die am Ende eine Wildsau war, hatte ja auch in Skandinavien im Sommer 2023 ihre Runde gemacht und für große Lacherfolge gesorgt.

Zunächst herrschte erst einmal großer Schrecken. Ich erinnere mich noch, wie meine Frau und ich am letzten Tag unseres Angelurlaubes bei der Rückreise auf der Fähre zwischen Norwegen und Dänemark saßen und im Internet die aufgeregt tönenden Nachrichten von der wild frei laufenden Löwin im Berlin-Brandenburger Grenzland lasen.

Diese Videoaufnahme sorgte für Aufregung. Was darauf wie eine Raubkatze aussah, war am Ende eine Wildsau.
Diese Videoaufnahme sorgte für Aufregung. Was darauf wie eine Raubkatze aussah, war am Ende eine Wildsau.Screenshot/X

Da wurden also Polizisten und Spurensucher losgeschickt, die eine „Großwildjagd“ auf die vermeintliche Raubkatze veranstalteten. Sogar Hubschrauber kreisten über die Ortschaft. Für mich klang der Mega-Aufwand, der da damals in der Heimat betrieben wurde, recht aufregend, aber nicht besorgniserregend.

Löwenjagd zwischen Berlin und Brandenburg im Sommer 2023: Ein Gemeindejäger und Polizisten suchen im Wald nach weiteren Spuren im Wald.
Löwenjagd zwischen Berlin und Brandenburg im Sommer 2023: Ein Gemeindejäger und Polizisten suchen im Wald nach weiteren Spuren im Wald.Fabian Sommer/dpa

Bis sich während der Fahrt mit der Fähre sogar eine Freundin aus dem fernen Brüssel bei uns meldete, die eine Warnmeldung zur Löwin weiterleitete und wir doch aufpassen sollten, falls wir gerade wieder dort in der Gegend am Teltowkanal angeln würden. Als wir ihr mitteilten, dass wir gerade vom Fischfang in Norwegen heimkehrten, war sie beruhigt. Tage später kam dann offiziell die Entwarnung, dass die Löwin, die da jemand am Straßenrand sehr unscharf im Dunkeln mit seinem Smartphone gefilmt hatte, in Wahrheit eine Wildsau war.

Die Sichtung einer vermeintlichen Löwin: Polizisten waren damals in Kleinmachnow sogar mit Maschinenpistolen im Einsatz.
Die Sichtung einer vermeintlichen Löwin: Polizisten waren damals in Kleinmachnow sogar mit Maschinenpistolen im Einsatz.Mauersberger/imago

Jetzt geht es für mich erneut in den Urlaub und reise zum Angeln nach Skandinavien. Ich bin bereits sehr gespannt, welche Sau nun erneut durch brandenburgische Städte und Dörfer bis zum Stadtrand der Hauptstadt getrieben wird, um das Sommerloch in diesem Jahr zu stopfen.

Einen Vorschlag bekam ich schon zu hören. Ein Wolf soll nun in der Gegend sein Unwesen treiben. Das berichtete mir jedenfalls ein Hundebesitzer bei einem Spaziergang an einem Potsdamer See. Tatsächlich fand ich am Uferweg tierische Spuren.

Diese Abdrücke stammten, auch für einen Laien eindeutig erkennbar, tatsächlich von einem Wildschwein und seinen Artgenossen. Also bitte, bloß keine Panik machen, wenn etwas tierisches durch die Gegend laufen sollte! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen erholsame und vor allem löwenfreie Ferien, die ja in zwei Wochen beginnen!

Norbert Koch-Klaucke schreibt jeden Freitag im KURIER über Geschichten aus dem Osten.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com