An so einigen Tagen in dieser Woche hing der Himmel noch voll beladen mit grauen Regenwolken. Die Sonne hatte es echt schwer, sich da durchzukämpfen. Das drückt mächtig aufs Gemüt. Doch Besserung ist in Sicht. Denn wer jetzt genauer zum Himmel schaut, der merkt, da liegt was in der Luft! Genauer gesagt, da fliegt etwas auf uns – endlich ein Hauch von Frühlingsglück, das nun gen Osten unterwegs ist.
Die ersten luftigen Frühjahrsboten bemerkte ich jetzt bei einem Spaziergang mit meiner Frau entlang am Teltowkanal in Richtung Kleinmachnow. Während wir uns zunächst an den Schneeglöckchen erfreuten, die sich schon ganz schön keck am Rande des Uferweges aus dem Boden kämpften, drangen plötzlich wohlbekannte Töne von ganz oben zu uns nach unten.
Diese markanten Trompeten-Rufe, die nur von Kranichen stammen können. Und dann zog in einer gewaltigen V-Formation der erste große Schwarm dieser schwarz-weißen Frühlingsvögel über unsere Köpfe hinweg, die wir Menschen gerne als Glücksbringer bezeichnen – und das mitten im Februar. Bei mir war jedenfalls das Glücksgefühl und die Freude da, dass mit der Ankunft dieser Tiere der Winter nun endlich zu Ende geht.
Kraniche im Anflug: Die Frühlingsboten und Glücksbringer sind zeitig da

Daheim konnte ich auf der Internetseite des Naturschutzbundes (Nabu) lesen, dass die Kraniche bereits seit Anfang Februar unterwegs sind, früher als sonst. Laut den Experten sorgten die guten Wetterbedingungen mit viel Rückenwind dafür, dass sich Tausende dieser Tiere relativ zeitig aus ihren Überwinterungsquartieren in Nordafrika, Frankreich und Spanien aufgemacht haben, um bis zu 4000 Kilometer zurück in ihre Brutgebiete nach Deutschland zu fliegen.
Diese liegen vor allem im Osten unseres Landes. Ich erfahre, dass von den über 12.000 Kranichpaaren, die fast jährlich in Deutschland ankommen, schätzungsweise über 5.000 in Mecklenburg-Vorpommern sowie 3.320 Paare in Brandenburg landen.
Nicht lange, dann werden Anfang März diese Vögel uns mit ihren Paarungstänzen erfreuen, bevor sie ihre Nester bauen. Wer dieses fantastische Ritual, meist am frühen Morgen, mitten in der erwachenden Natur beobachten kann, darf sich wirklich glücklich schätzen. Nicht umsonst heißt es in einem alten sibirischen Sprichwort: „Wer einen Kranich sieht, hat Glück. Wer einen Kranich tanzen sieht, hat doppelt Glück.“

Kraniche im Osten: Nicht allen bringen sie Glück
Wenn wir großes Glück haben, werden diese schönen Vögel in unserer Heimat für viel Nachwuchs sorgen. In der Regel legen Kraniche bis zu drei Eier in ihre Nester. Ein Monat dauert es etwa, bis dann die Küken geschlüpft sind.
Wie ich erfahren habe, sind leider sind nicht alle Menschen überglücklich, wenn von diesen wunderbaren Vögeln die Rede ist. Etwa die Bauern in Brandenburg, auf deren Feldern die Kraniche massenhaft mit ihren Schnäbeln die gerade frisch ausgetragene Saat aus dem Boden piken. Einem Landwirt, so lese ich, soll dadurch im vergangenen Jahr ein Schaden von 80.000 Euro entstanden sein. Allein die Kosten für die Neuaussaat seien sehr hoch. Und das Land Brandenburg will den Bauern diesen Schaden nicht ersetzen. Man sieht, dieses tierische Glück hat auch seine Schattenseiten.
Dennoch freue ich mich darauf, wenn ich im April und Mai wieder in die Uckermark oder zur Kleinen Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern zum Angeln fahre. Mit viel Glück werde ich dabei nicht nur den einen oder anderen Hecht am Haken haben, sondern auch am Ufer die Kraniche aus nächster Nähe bewundern dürfen.
Norbert Koch-Klaucke schreibt jeden Freitag im KURIER über Geschichten aus dem Osten.
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