KURIER im Kiez

Der Kaiser ist wieder da! Dampfschiff „Kaiser Friedrich“ fährt elektrisch

Ausgehtipp für ein Feierabendbier auf Berlins ältestem Dampfschiff. Das fast 140 Jahre alte Dieselschiff bekam einen E-Antrieb und neue Aufgaben.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Berlins ältester Dampfer, „Kaiser Friedrich“, bei seiner großen Jungfernfahrt Anfang Mai
Berlins ältester Dampfer, „Kaiser Friedrich“, bei seiner großen Jungfernfahrt Anfang MaiNadja Wohlleben

„Der Kaiser ist wieder da!“, freue ich mich, als die Mitteilung ins Postfach flattert. Mit einer zünftigen Jungfernfahrt wurde neulich die Rückkehr eines maritimen Berliner Wahrzeichens auf die Spree gefeiert. Mit seinem blau-weißen Schornstein und dem blauen Rumpf ist die „Kaiser Friedrich“ ein Schiff mit Wiedererkennungswert. Statt mit Dampf aus eben jenem Schornstein gleitet der Kaiser aber seit Anfang Mai flüsterleise über die Spree. Ein neuer Elektromotor hat das betagte Schiff fit für die Zukunft gemacht.

Mit fast 140 Jahren ist die „Kaiser Friedrich“ älter als die Weidendammer Brücke, auf der Erich Kästners Pünktchen und Anton Zündhölzer verkauften, lese ich auf der Webseite der Reederei Berliner Welle, unter deren Flagge die „Kaiser Friedrich“ wieder auf Berliner Gewässern unterwegs ist.

Das Kaiserreich, den Ersten Weltkrieg, die Goldenen Zwanziger, den Zweiten Weltkrieg, Nachkriegszeit, Mauerbau und Wiedervereinigung, alles hat das Dampferchen miterlebt. Was da nicht alles vom Oberdeck aus beobachtet wurde? Wie schön, dass die „Kaiser Friedrich“ nun wieder auf dem Wasser unterwegs ist, das ist nämlich längst keine Selbstverständlichkeit.

Berlins ältester Dampfer, "Kaiser Friedrich", hat große Jungfernfahrt.
Berlins ältester Dampfer, "Kaiser Friedrich", hat große Jungfernfahrt.Nadja Wohlleben

Die „Kaiser Friedrich“ hat eine bewegte Geschichte. 1886 wurde sie als Doppelschraubendampfer für die Spree-Havel-Dampfschifffahrt-Gesellschaft Stern in den Oderwerken bei Stettin gebaut. Mit ihren 30 Metern Länge und etwa hundert Tonnen Gewicht war sie danach fast 80 Jahre lang als dampfendes Fahrgastschiff auf Berliner Gewässern unterwegs. Im Jahr 1967 wurde das Schiff stillgelegt und später als Wohn- und Büroschiff genutzt.

1996 kaufte das heutige Deutsche Technikmuseum das Schiff, baute ordentlich um und machte den Kaiser zum ersten Mal wieder flott. Am 27. April 1994 wurde das Schiff, das auch schon unter dem Namen „Siegfried“ fuhr, von Eberhard Diepgens Ehefrau getauft. Das Schiff fuhr in der Flotte der Stern und Kreisschiffahrt GmbH in der historischen Mitte Berlins Stadtrundfahrten. Doch der teure und umweltschädliche Diesel machte den Betrieb zunehmend zum Verlustgeschäft. 2011 und 2012 lag das Schiff mit Café-Betrieb am Rand von Berlin und fuhr keine Stadtfahrten mehr.

Feierabend bei einer Schiffstour auf der Spree

Ab 2013 lag das Schiff an der Schleuseninsel im Tiergarten und es sah so aus, als sei die „Kaiser Friedrich“ an ihrer letzten Station angekommen. Denkste! Zwei private Investoren fanden sich und ließen dem Problemfall ein neues Herz einbauen. Volker Marhold und Julius Dahmen orderten in der Werft Genthin einen neuen Elektromotor.

Das älteste Schiff der Stadt fährt nun liebevoll restauriert und mit modernstem Antrieb ab dem 5. Mai wieder durch Berlin. Besonders cool: Es gibt kleine Feierabendfahrten von einer Stunde Dauer. Mit einem frisch gezapften Bier und Gegrilltem durch Berlins Mitte schippern, das dürfte sich schnell als entspannter Ausgehtipp für Berliner herumsprechen. Noch besser: Bis zum 31. Mai gibt es auf die ersten Fahrten mit dem Kaiser 20 Prozent Rabatt. Sehen wir uns an Deck?  ■

Stefanie Hildebrandt schreibt für den KURIER über Berlins Kieze. Kontakt, Anregungen, Fragen, Kritik: wirvonhier@berlinerverlag.com