Kolumne „Wir von hier“

Hitze in Berlin: Darum wird vor manchen Trinkbrunnen gewarnt!

Trinkbrunnen in Berlin sind eine gute Sache, meint unsere Autorin, obwohl sie gerade enttäuscht wurde.

Author - Claudia Pietsch
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Dieser Junge löscht seinen Durst an einem Berliner Trinkbrunnen.
Dieser Junge löscht seinen Durst an einem Berliner Trinkbrunnen.Petra Schneider/imago

In der Nähe vom Pankower Anger hat ein neues Café eröffnet. Es trägt einen großen Namen und verspricht Kaffeespezialitäten in Barista-Qualität. Also keine Schnellbackstube mit angeschlossenem hastigen Kaffeeausschank. Eher was Gediegenes für Kenner. In Internet-Bewertungen sind die Schreiber des Lobes voll. „Eindrucksvolles Ambiente und hervorragende Qualität. Die Mitarbeiter sind alle gut geschult und super sympathisch“, schreibt einer. Eine andere schwärmt gar: „Fast wie in Paris“. Ich bin zwar keine wirkliche Kaffee-Tante, doch neugierig schaue ich an einem sehr heißen Tag vorbei.

Eine Flasche kalten Wassers wäre gut

Der Caffè Latte in mittlerer Größe macht optisch was her und schmeckt gut. Schön, dass ich ihn mir geleistet habe, auch wenn der Preis sportlich ist. Beim Lesen der Angebotstafeln würden Mitglieder meiner Familie, die heute allerdings nicht dabei sind, wohl einen abgedroschenen Spruch bemühen. In abgewandelter Form: „Ich will doch nur einen Kaffee trinken und nicht den ganzen Laden kaufen.“

Egal, ich genieße den Moment unter einem der großen Sonnenschirme. Für den weiteren Weg würde ich gern noch eine Flasche kaltes Wasser erwerben. Doch der Preis dafür ist dann auch mir zu exorbitant. Da fällt mir ein, dass ganz in der Nähe ein Trinkbrunnen der Berliner Wasserbetriebe plätschert. Der könnte meinen Nach-Kaffee-Durst doch prima löschen.

Dieser Brunnen in Berlin-Pankow muss erst noch geputzt werden, bevor sein Wasser einwandfrei ist.
Dieser Brunnen in Berlin-Pankow muss erst noch geputzt werden, bevor sein Wasser einwandfrei ist.Claudia Pietsch/KURIER

Diese Brunnen, von denen es inzwischen 233 in Berlin gibt, laufen von April bis Oktober und bewässern durstige Kehlen. Mit Berliner Leitungswasser, dessen Qualität laut den Wasserbetrieben unbestritten gut ist. Im Dauerbetrieb sprudelt das Wasser aus den Hähnen, bleibt so immer in Bewegung und damit hygienisch einwandfrei, wie die Betreiber versprechen. Mir gefällt besonders, dass man nichts anfassen muss, sich das Wasser einfach so in den Mund sprudeln lassen kann. Oder eine Flasche damit füllen.

Damals war nicht abzusehen, wie heiß die Sommer in der Stadt werden

Die ersten dieser Wasserspender wurden in Berlin schon in den 1980er-Jahren aufgestellt. Zu einer Zeit also, in der noch nicht abzusehen war, wie heiß die Sommer in der Stadt einmal sein würden. Inzwischen haben die Brunnen für viele einen besonderen Wert. Denn die erfrischende Offerte ist kostenlos, schont also das Portemonnaie der einen und hilft auch jenen, die auf der Straße leben müssen. An heißen und an anderen Tagen. Nur in der kalten Jahreszeit stellen die Wasserspender ihr unermüdliches Plätschern ein, manche tragen dann ein Häubchen mit der Aufschrift: „Ich bin ein Trinkbrunnen im Winterschlaf“.

Als ich an dem Brunnen in der Nähe des Cafés ankomme, werde ich jedoch enttäuscht. „Bitte noch nicht trinken. Dieser Brunnen wird gereinigt und geprüft. So sichern wir eine gesunde Erfrischung“, warnen die Wasserbetriebe auf einem Schild. Pech gehabt, denke ich mir.

Dann kommt ein junger Mann vorbei. Die Sonne hat ihm Schweißperlen auf die Stirn getrieben. Beim Lesen des Achtungsschildes auf dem Brunnen stutzt er, ignoriert aber meinen Oberlehrerinnen-Blick und die dazugehörige warnende Bemerkung. Er beugt sich über das sprudelnde Nass und trinkt genüsslich. „Schmeckt doch jut“, lässt er verlauten, grinst und geht weiter. Ich hingegen habe mich entschieden, noch zu warten, bis auch dieser Brunnen geputzt ist. Und trinke dann zu Hause Berliner Wasser aus der Leitung.

Claudia Pietsch schreibt montags im KURIER über Berliner und Brandenburger Befindlichkeiten.
Kontakt zur Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com