Ein Thüringer Tüftler hat rund um seine Gemüsebeete kleine Elektrozäune gebaut. Damit will er die derzeit landauf und landab nervende Invasion der Spanischen Wegschnecken abwehren. Eine Schnecke, die bei ihm ins Beet will, bekommt einen kleinen Stromschlag und zieht dann beleidigt, aber lebend ab, wie ich beim MDR online lese.
Horden gefräßiger Wegschnecken in den Gärten
Eine Idee, die mir hochwillkommen ist und plausibel erscheint. Geboren aus dem Ärger über die Horden gefräßiger Wegschnecken, die derzeit auch die Gärten in Berlin und Brandenburg heimsuchen. Und es werden offensichtlich immer mehr. Das wechselhafte Wetter dieser Tage scheint ihnen ein Jungbrunnen zu sein. In unserem märkischen Garten bilden sie an feuchten Abenden riesige Kolonien und machen vor fast keinem Grün halt.
Die Schleimspuren der Spanischen Wegschnecken sind widerwärtig
Ihr Anblick ist gewöhnungsbedürftig, ihre Schleimspuren widerwärtig und ihr Appetit unstillbar. Die Weichtiere einfach zu ignorieren ist auch nicht so einfach, denn sie werden bis zu 12 Zentimeter groß. Und weil ihr Schleim nicht nur unansehnlich, sondern auch bitter ist, machen selbst Igel, Vögel und Kröten lieber einen Bogen um die Biester. Sie könnten an ihnen ersticken.
Den Gemüseanbau haben wir bereits in der Vergangenheit eingestellt, der Aufwand, den Schnecken einen gedeckten Tisch zu bieten, scheint zu groß. Vor allem, wenn man selbst leer ausgeht. Was also tun mit den ungebetenen Gästen? Die Schnecken jeden Abend absammeln ist schwierig, wenn man den Garten nicht täglich besucht. Und wenn man es doch probiert, steht man vor der Frage, was tun mit einem Berg zuckender Schnecken im Eimer?

Das Umweltbundesamt, so denke ich mir, weiß sicher eine Lösung, wie mit den Feinden des Gartenbaus umzugehen ist. Ich lese dort von Bierfallen, die am besten mit einem Schneckenzaun kombiniert werden. Oder über das Begießen von Pflanzen mit gebrühtem Kaffee, der für Schnecken giftig sei. Das soll wohl bedeuten, dass die Weichtiere dann daran sterben. Doch wer jemals in seinem Garten Schneckenkorn eingesetzt hat, der weiß, dass auch Unmengen toter Schnecken nichts für empfindliche Gemüter sind. Als ich es mit den blauen Körnchen kürzlich einmal probierte, empfing mich am nächsten Morgen auf der Wiese ein riesiger Schneckenfriedhof in einer übel schimmernden Schleimlache. Ein verstörender Anblick.
Umweltbundesamt: Spanische Wegschnecken zerteilen
Doch noch befremdlicher finde ich, was das Amt weiter vorschlägt: Es hält das Streuen von Schneckenkorn anscheinend auch nicht für die optimale Lösung und rät: „Ansonsten hilft das Einsammeln und Abtöten der Schnecken durch Zerteilen oder kochendes Wasser.“ Ich frage mich, ob die Umweltexperten mir tatsächlich nahe legen, die Tiere zu zerschneiden, zu zerhacken oder zu sieden? Echt jetzt? Ich bezweifle stark, dass ein derart blutrünstiger Umgang mit den unerwünschten Eindringlingen der richtige Weg sein kann.
Ein kleines Beet in unserem Garten verschmähen die Spanischen Wegschnecken. Dort gedeihen Lavendel, Rosmarin, Thymian, Pfefferminze, Salbei und kleine Glockenblumen unbehelligt. Pflanzen, die die Schnecken augenscheinlich überhaupt nicht mögen. Für mich ein Weg der friedlichen Koexistenz mit den Übeltätern. Doch vielleicht schaue ich mir demnächst auch die Bauanleitung für den Elektrozaun des Thüringer Gartenfreundes an.
Claudia Pietsch schreibt montags im KURIER über Berliner und Brandenburger Befindlichkeiten.
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