„Wir im Osten“

Defa-TV – jetzt gibt es endlich wieder Ost-Fernsehen

Die beliebten Filme und Dokus aus der DDR: Nun kann jeder sie auf einem neuen Internet-Kanal rund um die Uhr sehen. 

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Defa-TV wirbt gerade mit Renate Krößner als „Solo Sunny“. Die Schauspielerin (starb 2020) erhielt 1980 für diese Rolle auf der Berlinale den „Silbernen Bären“. 
Defa-TV wirbt gerade mit Renate Krößner als „Solo Sunny“. Die Schauspielerin (starb 2020) erhielt 1980 für diese Rolle auf der Berlinale den „Silbernen Bären“. Defa TV/Defa-Stiftung/Facebook

Geht es Ihnen auch so? Wenn ich mich heute so durch die Kanäle des klassischen Fernsehens zappe, vergeht mir regelrecht die Lust, in die Röhre zu glotzen. Bei den Privaten bekommt man ständig Dschungelcamp und Co. geboten. Und die öffentlich-rechtlichen Sender bieten auch noch kaum richtige Highlights. Manchmal wünsche ich mir da doch wieder das Ostfernsehen zurück.

Nun gut, ich war zu DDR-Zeiten nun auch nicht der Fan der zwei Programme aus Berlin-Adlershof. Und wenn man, wie ich, das Glück hatte, nicht im Tal der Ahnungslosen zu wohnen, habe ich auch die Westkanäle geschaut. „Aktuelle Kamera“ und „Schwarzer Kanal“ waren Grund genug, um umzuschalten.

Gojko Mitic hier als Winnetou in Bad Segeberg (2015): Er ist in seinen legendären Indianerfilmrollen auch auf Defa-TV zu sehen.
Gojko Mitic hier als Winnetou in Bad Segeberg (2015): Er ist in seinen legendären Indianerfilmrollen auch auf Defa-TV zu sehen.Ulrich Perrey/dpa

Aber es gab Ausnahmen: Nicht nur bei „Ein Kessel Buntes“ (natürlich wegen der West-Stars) oder bei Sportsendungen mit Heinz Florian Oertel wurde bei uns DDR-TV geschaut. Ich erinnere mich noch immer gerne daran, wie ich als Kind und Jugendlicher am Bildschirm hing, wenn die Indianer- und Olsenbande-Filme oder so mancher schöner Defa-Film im Ostfernsehen liefen. Derzeit bekommt man davon nur wenig auf MDR und RBB zu sehen – und das meist auch nur zur Nachtzeit oder in den Morgenstunden.

Wie froh bin ich, dass es nun wieder das Ostfernsehen gibt. Ja, Sie haben richtig gelesen! Durch Zufall entdeckte ich beim Streamen bei Amazon-Prime den Kanal Defa-TV. Seit wenigen Wochen ist dort der Sender präsent. Im Gegensatz zum Defa-Kanal auf Youtube kann man bei Defa-TV gleich mehrere DDR-Filme täglich rund um die Uhr sehen – ohne Zusatzkosten.

Olsenbande und Gojko Mitic: Defa-TV zeigt Ostfernsehen rund um die Uhr

Möglich macht es die Defa-Stiftung, die Hüterin von über 700 Spielfilmen, 950 Trickfilmen und Hunderten von Dokus ist, die zu DDR-Zeiten in den Babelsberger Studios entstanden sind. Ich finde es toll, dass wir nun auf dieses einzigartige und erhaltenswerte Kulturerbe des Ostens stets zugreifen können.

Die Olsenbande in Aktion: Mächtig gewaltig, dass die Filme nun auf dem neuen Kanal Defa-TV im Internet laufen. 
Die Olsenbande in Aktion: Mächtig gewaltig, dass die Filme nun auf dem neuen Kanal Defa-TV im Internet laufen. Unired Archives/imago

Bei Defa-TV, das auch beim Streaming-Dienst Rakuten TV und über die TV Plus App von Samsung (Kanal 4995) läuft, bin ich gerade zum süchtigen Ostfernsehen-Glotzer geworden. Neben Märchenfilmen wie „Das kalte Herz“ oder Olsenbande-Filmen stehen derzeit wahre Defa-Schätze auf dem Programm.

Ich habe mich richtig gefreut, als ich „Solo Sunny“, „Aus dem Leben eines Taugenichts“ (mit Dean Reed und West-Star Hannelore Elsner), „Der Tangospieler“ oder „Ich war neunzehn“ (mit dem jungen Jaecki Schwarz in der Hauptrolle) endlich wiedersehen durfte. Und ich freue mich darauf, viele für mich unbekannte Werke zu entdecken – wie den Krimi „Mord am Montag“ oder „Chemie und Liebe“ , der 1948 als einer der ersten Defa-Filme entstand.

Defa-TV läuft im Fernsehen bei Streaming-Diensten wie Amazon Prime rund um die Uhr. Auch die beliebten Märchenfilme werden gezeigt.
Defa-TV läuft im Fernsehen bei Streaming-Diensten wie Amazon Prime rund um die Uhr. Auch die beliebten Märchenfilme werden gezeigt.Koch-Klaucke

Defa-TV zeigt nicht nur die bekannten DDR-Filme

Überraschend werden auch viele Dokumentarfilme gezeigt. Einer handelt von Gojko Mitic und über seine Arbeit als Defa-Chefindianer. Das musste ich natürlich sehen. Gespannt bin ich auf die Doku „Vom Alex zum Eismeer“, die ebenfalls im Programm steht, das übrigens zur Mitte jeden Monats gewechselt wird.

Wie angesagt gerade Defa-Filme sind, sieht man auch auf der Berlinale. Am 22. Februar lief während der Verleihung des Heiner-Carow-Preises der Klassiker „Bürgschaft für ein Jahr“, in dem Katrin Sass zu sehen ist, die 1982 dafür den „Silbernen Bären“ erhielt. Im Berlinale-Retrospektive-Programm ist auch „Denk bloß nicht, ich heule“ (1965), der zu den verbotenen Streifen in der DDR gehörte. Am 24. Februar läuft er im Steglitzer Cineplex Titania (11 Uhr). Wer ihn verpassen sollte: Zum Glück gibt es ja Defa-TV!

Norbert Koch-Klaucke schreibt jeden Freitag im KURIER über Geschichten aus dem Osten.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com