Die Silvesternacht rückt näher – bald sind wir im neuen Jahr. Wie schnell die Zeit vergeht! Dass die Nacht des Feuerwerks näher rückt, konnte man übrigens schon vor Wochen an einer Tatsache bestens erkennen: Es wird wieder ordentlich über ein Böllerverbot diskutiert. Petitionen werden geteilt, unterschrieben und übergeben, Diskussionen geführt. Ob für oder gegen Feuerwerk: Jeder hat etwas dazu zu sagen. Was mich wütend macht: In der Debatte werden alle über einen Kamm geschoren. Und das, obwohl ganz klar ist, wer das vermeintlich böse Feuerwerk eigentlich erst böse macht.
Seit meiner Kindheit haben mich die bunten Sterne begleitet
Ich bin selbst ein großer Feuerwerksfan. Seit meiner Kindheit haben mich die bunten Sterne begleitet – das Anstehen mit meinem Vater vor der Drogerie in der Kleinstadt, in der ich aufwuchs. Die Besuche in der „Pfennig-Oase“, bei denen ich mein Taschengeld für bunte Fontänen über den Ladentisch schob. Die Vorfreude, wenn der Tag der Tage näher rückte – und wenn Oma am Weihnachtsabend ein Paket mit Kinderfeuerwerk in Geschenkpapier verpackt hatte, war ich der glücklichste Mensch auf der Erde.
Raketen aus der Hand fliegen quer
Noch heute habe ich dieses kribbelige Gefühl, wenn es auf den Jahreswechsel zugeht. Und das, obwohl ich selbst kaum noch Feuerwerk kaufe. Warum? Weil das Leben in Berlin mich müde gemacht hat. Ich gehe selbst nicht mehr auf die Straße. Denn mehr als einmal habe ich erlebt, wie Pyrochaoten Feuerwerksbatterien hinlegten, Raketen aus der Hand quer über die Straße fliegen ließen. Und wie sie – für mich am schlimmsten – Polenböller vom Balkon warfen oder in der Menschenmenge zündeten. Während schwere Verletzungen mit geprüftem Feuerwerk aus Deutschland kaum passieren können, steckt in diesen Böllern aus dem Ausland eine unberechenbare Wucht.

Nun wird also über Böllerverbote debattiert – wie jedes Jahr. Mich regt dabei auf, dass alle über einen Kamm geschoren werden. Die Supermärkte stehen heute etwa voller Batterien, die Hersteller überbieten sich mit Superlativen. Doch ich bin der glücklichste Mensch der Welt, wenn ich etwa ein römisches Licht zünden kann. Diese Pappröhre feuern einfach nur bunte Leuchtkugeln in die Luft, die mich in eine Zeit zurückversetzen, in der das Leben noch etwas leichter zu sein schien. Ich verstehe aufgrund der eigenen Geschichte, wie viele Erinnerungen mit dem Feuerwerk verbunden sein können.
Das Gebrüll gegen Knaller und Raketen nimmt kein Ende
Doch das Gebrüll gegen Raketen und Co. nimmt kein Ende – weil ein paar Idioten es versauen. In den vergangenen Tagen gab es etwa immer wieder große Funde der Polizei: Die Böller-Mafia versorgt Berlins Chaoten mit der heißen Ware. Darunter auch Kugelbomben, die von den asozialen Feuerwerks-Heinis dann auf dem Boden gezündet werden, obwohl sie eigentlich in die Hände professioneller Pyrotechniker gehören – und dann weit hoch in den Himmel.
In Berichten hieß es, Ermittler hätten in diesem Jahr schon etliche illegale Feuerwerkskörper beschlagnahmt. „Wir kontrollieren derzeit intensiver und stellen immer wieder illegale Böller, Sprengsätze und Eigenlaborate sicher – jeder selbst gebaute Sprengkörper ist lebensgefährlich und kann in Sekunden aus einer Hand ein schwer verletztes Körperteil machen“, sagte ein Polizeisprecher in einem Artikel. Die Leute, die das machen, die illegales Feuerwerk über die Grenze schmuggeln, die Böller selber bauen, die mit den Produkten nicht ordentlich umgehen und damit eine ganze Szene in Verruf bringen: Ich hasse sie.

Ein echter und vernünftiger Pyro, dem etwas am Feuerwerk liegt, importiert keine Böller mit verbotenem Sprengstoff aus dem Ausland. Er nimmt Rücksicht. Er will die Raketen am Himmel sehen – und nicht im nächsten Fenster. Er erfreut sich an den Effekten, die aus den Feuerwerksrohren sprudeln. Und nutzt sie nicht als Waffe. Ein vernünftiger Pyro räumt übrigens auch seinen Müll am nächsten Tag weg (die meisten haben daran sogar Freude!). Und er würde nie einen Böller zünden, wenn er dadurch jemanden gefährden würde. Oder wenn gerade ein Hund in der Nähe ist.
Feuerwerks-Chaoten gehören hinter Schloss und Riegel
Nicht dem Feuerwerk selbst sollte unsere ganze Aufmerksamkeit gelten, sondern den Vollidioten, die sich diesen völlig normalen Regeln des Anstands widersetzen. Sie sind keine Feuerwerksfans. Sie sind Kriminelle. Kontrollen sind nötig, dazu satte Strafen, bei denen den Vollidioten Hören und Sehen vergeht – wer sich und andere Menschen sinnlos in Gefahr bringt, gehört für mich hinter Schloss und Riegel. Diese Chaoten sind es, die bestraft gehören. Und nicht all jene, für die das Feuerwerk ein schönes Ritual zum Abschluss des Jahres ist.




