Wenn der Videokeller funkt

Zwei Hertha-Tore aberkannt: Jetzt redet VAR-Opfer Fabian Reese

Zehenspitze, Haarspitze bringen Abseitswitze. Nur Hertha-Kapitän Fabian Reese kann überhaupt nicht mehr darüber lachen.

Author - Wolfgang Heise
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Der Frust sitzt bei Herthas Kapitän Reese wegen der VAR-Witze tief. Er will schon gar nicht mehr nach einem Tor jubeln.
Der Frust sitzt bei Herthas Kapitän Reese wegen der VAR-Witze tief. Er will schon gar nicht mehr nach einem Tor jubeln.Christopher Rupprecht/IMAGO

Warum immer wieder Herthas Kapitän Fabian Reese (28)? Der VAR ist wirklich nicht sein Freund. Wunderschönes Tor geschossen, gejubelt, und dann meldet sich der Videokeller mit merkwürdigen Entscheidungen – kein Tor! Einfach unterirdisch!

In der 26. Minute war beim 3:3 von Hertha BSC in Fürth mal wieder dieses miese Gefühl bei Reese da. Er hatte aus spitzem Winkel ins Gehäuse getroffen, jubelte und war erleichtert. Endlich das erste Saisontor aus dem Spiel heraus. Doch dann kam der Funkspruch an Schiri Tom Bauer.

Die Videoassistentin Katrin Rafalski wollte ein Abseits von Reese gesehen haben. Nicht im Moment des Passes von Michael Cuisance, sondern beim Flug des Balls soll Kennet Eichhorn mit dem Kopf dran gewesen sein, und deswegen soll Reese ins Abseits gelaufen sein. Waren es Halluzinationen vor dem Bildschirm von Frau Rafalski?

Wunderschön ins Tor reingeschlenzt! Doch Fabian Reese jubelte bei seinem ersten Tor in Fürth zu früh. Es wurde mit einer absurden Begründung aberkannt.
Wunderschön ins Tor reingeschlenzt! Doch Fabian Reese jubelte bei seinem ersten Tor in Fürth zu früh. Es wurde mit einer absurden Begründung aberkannt.Martin Agüera/kolbert-press/IMAGO

Hertha-Coach Leitl: „Sehr suspekt, warum Reeses Tor nicht zählte“

Herthas Trainer Stefan Leitl wunderte sich nur: „Es ist sehr suspekt, warum dieses erste Tor von Fabi Reese zurückgenommen wird. Das konnte uns keiner erklären. Auch Kenny Eichhorn sagt, er berührt den Ball gar nicht. Dann ist es kein Abseits.“ Den Schiri nahm Leitl ausdrücklich in Schutz: „Tom Bauer kann da überhaupt nichts für. Er hat das Signal bekommen. Was auch immer da im Videokeller gesehen wurde, keine Ahnung.“

Für Leitl ist es nur ein ärgerliches Rätsel, für Reese war es aber ein emotionaler Tiefschlag: „Da kriegen wir noch ein Tor aberkannt, weil, glaube ich, eine Haarspitze noch dran war. Diese Regel, da steigt man selber auch nicht mehr durch.“

Dann erklärt er: „Heutzutage darf man sich erst so richtig freuen, wenn man am Mittelkreis steht und der Schiri wieder anpfeift. Ich hatte das schon ein paarmal in dieser Saison, wo ich mich sehr gefreut habe. Ich dachte, das kann nicht sein.“

Reeses 40-Meter-Traumtor wurde wegen Zehenspitze einkassiert

Reese wurde zum zweiten Mal in dieser Saison zum VAR-Opfer. Im Oktober beim 2:1-Sieg gegen Preußen Münster hatte er ein irres 40-Meter-Bogenlampentor ins leere Münster-Tor geschossen. Er jubelte, die Fans im Olympiastadion jubelten noch lauter.

Im Oktober traf Fabian Reese bei Herthas 2:1-Heimsieg gegen Preußen Münster mit einem 40-Meter-Schuss, doch der Treffer wurde wegen einer angeblichen Abseitsstellung aberkannt.
Im Oktober traf Fabian Reese bei Herthas 2:1-Heimsieg gegen Preußen Münster mit einem 40-Meter-Schuss, doch der Treffer wurde wegen einer angeblichen Abseitsstellung aberkannt.Engler/nordphoto GmbH/IMAGO

Doch dann das: VAR Patrick Alt funkte dazwischen. In der Szene davor soll Stürmer Sebastian Grönning mit der Zehenspitze im Abseits gestanden haben. Die virtuell gezogene Linie sollte es nachweisen. Doch die gezeigte Computeranimation machte die Entscheidung noch lächerlicher.

Kopfschütteln überall. Damals sagte Reese mit Ironie: „Das war der Diebstahl des Jahres!“ Doch lachen konnte er selbst nicht wirklich darüber. Denn danach verfolgte ihn das Pech. Einige Großchancen vergab er. Nur zwei Elfmetertore. Zum Glück passte Cuisance noch mal wunderschön auf Reese, und der Kapitän traf zum 1:0. Der Treffer zählte.

Die Ungerechtigkeit war besiegt. Reese jubelte nicht, er war eher den Tränen nahe. Der Bann ist gebrochen. Am Freitag (18.30 Uhr) das nächste Tor nachlegen, wenn der VAR nichts dagegen hat …