Zum ersten Mal nach Jahrzehnten fehlte am Montagmorgen in dieser Woche die „Fußball-Woche“ im Regal im Zeitungsladen. Das traditionsreiche Fachblatt war am 13. Oktober zum letzten Mal erschienen und musste nach 102 Jahren (!) wegen heftiger wirtschaftlicher Probleme eingestellt werden. Viele Fußballanhänger in Berlin hat das mit Wehmut erfüllt. Auch Bernd Kühn, eine bekannte Größe im Hauptstadt-Fußball, reagierte enttäuscht und frustriert. Kühn, der 15 Jahre die „Fußball-Woche“ abonniert hatte, klagte am Telefon: „Was soll ich jetzt Montagvormittag ohne die FuWo anfangen? Ich weiß es noch nicht!“
FuWo begleitet Hertha BSC seit dem ersten Meistertitel
Er selbst sorgte einst für eine Renaissance des Hallenfußballs. Über zehn Jahre – bis 2020 - organisierte er das unglaublich beliebte Traditionsmasters („Fußball-Legenden live erleben“) in der Max-Schmeling-Halle. Darüber berichtete die FuWo stets ausführlich. Das Blatt, das allen Berliner Vereinen von der Bundesliga bis zur Kreisliga Raum gab, hinterlässt eine große Lücke. Die FuWo hat etwa Hertha BSC – um nur ein prominentes Beispiel zu nennen - von den „goldenen“ 1920er Jahren an über die beiden Meistertitel 1930 und 1931 bis zur aktuellen Saison intensiv begleitet. Ich selbst durfte die letzten Jahre meinen Beitrag bei der Hertha-Berichterstattung leisten.

Bernd Kühn, der einst Legenden von Real Madrid, vom FC Barcelona und natürlich vom 1. FC Union und von Hertha in die Halle lockte, hat den erneuten Verlust eines wichtigen Stücks Berliner Fußballkultur zuvor einst selbst hautnah erfahren. Das Masters musste nach Corona und vor allem wegen später nicht mehr zu stemmender hoher Hallenmiete eingestellt werden. Im Januar 2020 feierten die Hertha-Legenden um Pal Dardai und Gabor Kiraly den letzten Turniersieg im Finale gegen Dinamo Tiflis. Die Halle mit 8.000 Fans kochte aber vor allem über, wenn Hertha gegen Union spielte. Unvergesslich!
Berlin verliert mit der FuWo eine Institution
Nun traf es die Berliner Fußball-Woche. Es gab einst auch als Pendant „Die neue Fußball-Woche“, ebenfalls FuWo genannt, die in der DDR mit hoher Auflage erschien. Sie kam im Frühjahr 1993 zum letzten Mal heraus. Der Fall der Mauer führte die Sportjournalisten aus Pankow oder Prenzlauer Berg mit den Kollegen aus Charlottenburg und Kreuzberg wieder zusammen. „Die FuWo“, sagte nun Herausgeber Horst Bläsig, „das war nicht Ost oder West, das war unser Berlin.“ Nun hat die Stadt eine Institution verloren.

Auch eine andere Institution, eine der deutschen TV-Krimi-Geschichte, hat jetzt sein Karriereende als Schauspieler publik gemacht: Andreas Schmidt-Schaller (79), der ein begeisterter Fußballanhänger ist und eine Besonderheit aufweist: Er ist Mitglied bei Hertha BSC und beim 1. FC Union! Ich habe den Thüringer bei vielen Begegnungen kennen und schätzen gelernt. Als Jugendlicher wollte er am liebsten ein großer Fußballer werden, spielte Rechtsaußen und wurde „Garrincha“ genannt – nach dem brasilianischen Weltmeister, der mit seinem rechten X- und seinem linken O-Bein die Gegner schwindlig spielte. Es reichte aber nicht für eine Karriere auf dem Rasen. Als Schauspieler aber erspielte er sich Legenden-Status, verkörperte in 40 Folgen im „Polizeiruf 110“ Leutnant Thomas Grawe – einen lässigen Typen in Jeans und Lederjacke - und später von 2001 bis 2017 in der ZDF-Serie „Soko Leipzig“ in 330 Folgen.
Schmidt-Schaller war Schimanski des Ostens
Hauptkommissar Hajo Trautzschke. Gern wurde er zu DDR-Zeiten wegen seiner unkonventionellen Art in Anlehnung an die Kultfigur „Schimanski“ aus dem Duisburger „Tatort“, gespielt von Götz George, der „Schimanski des Ostens“ genannt.