Noch ein Spiel beim VfL Osnabrück am Sonntag (15.30 Uhr), dann ist diese Hertha-Saison beendet. Umbruch, Neuaufbau, Berliner Weg. Es gibt viele Namen für die Radikalkur mit jungen Spielern bei den Blau-Weißen. Wer war der beste Youngster? Hier das Ranking im Berliner KURIER.
Platz 1: Pascal Klemens (19), der Hauptgewinner
Beim 3:1 gegen Kaiserslautern saß Klemens nur auf der Bank. Die Gigantensaison hat Kraft gekostet. Er kam im Sommer als gelernter Innenverteidiger, aber überzeugte alle als Sechser. Viel Übersicht, gute Laufwege, gute Pässe. Er verdrängte den erfahrenen griechischen Nationalspieler Andreas Bouchalakis aus der Stammelf. 22 Spiele machte der Teenie in der Zweiten Liga. Bei denen gewann Hertha achtmal, es gab neun Unentschieden und nur fünf Niederlagen. Seine ganz persönliche Ungeschlagen-Bilanz. 13 Spiele in Folge kassierte er von Ende August 2023 bis Anfang März keine Pleite, wenn er auf dem Platz war. Das schaffte kein anderer Hertha Profi. Innerhalb von neun Monaten steigerte er seinen Marktwert von 300.000 Euro auf 5 Millionen Euro.
Platz 2: Tjark Ernst (21), der Chance-Nutzer
Eigentlich sollte er nur Ersatzkeeper werden. Doch Marius Gersbeck, die geplante Nummer 1, leistete sich einen Prügelskandal, Suspendierung und Begnadigung. Ernst nutzte seine Chance konsequent, wurde bis auf wenige Patzer zum sicheren Rückhalt zwischen den Pfosten. An ihm lag es nicht, dass die Blau-Weißen zu viele Gegentore (57) kassierten. Jetzt soll sein 2026 auslaufender Vertrag bis 2028 verlängert werden. Klares Indiz: Er bleibt auch nächste Saison der Stammkeeper vor Gersbeck. Sein Marktwert stieg von 400.000 Euro auf 2,5 Millionen Euro.
Platz 3: Marton Dardai (22), der EM-Fahrer

Der zweitälteste Sohn von Trainer Pal Dardai ist seit vier Jahren im Profikader und endlich Stammspieler mit 28 Zweitliga-Partien. Mal als Innenverteidiger, mal als Sechser. Er kann das Spiel nach vorne mit seinen Pässen eröffnen. Jetzt fährt Marton Dardai mit Ungarn zur EM. Das könnte der endgültige Karrieredurchbruch für ihn werden. Problem: Andere Klubs wollen ihn jetzt schon.
Platz 4: Marten Winkler (21), der Turbo-Aufsteiger
Von allen Youngstern machte er die meisten Liga-Spiele – nämlich 29. Nach einem Jahr Ausleihe bei Drittligist Waldhof Mannheim kam er im Sommer 2023 zurück. Nach Herthas Bundesliga-Abstieg hat er seine Gewinner-Sichtweise: „Ich bin Aufsteiger.“ Klar. Der rechte Flügelflitzer durfte eine Liga höher spielen und überzeugte. Ein paar Leistungsschwankungen, aber das ist normal. Fünf Tore geschossen, fünf vorbereitet. Eine mehr als solide Bilanz für einen Jung-Profi.
Platz 5: Ibrahim Maza (18), das Wunderkind

Das offensive Megatalent hatte viel Pech – Meniskus-OP im Sommer. Als Maza in der Rückrunde endlich dabei war, zeigte er sofort, was in ihm steckt. Der Mittelfeldspieler hat das Auge und die Technik für einen modernen Spielmacher. Er machte seit seinem Comeback im Februar alle 13 Zweitliga-Spiele mit. Der U19-Nationalspieler wird von vielen Bundesligisten umworben, darunter der VfB Stuttgart. Ob er bleibt, ist noch offen.
Platz 6: Linus Gechter (20), der Pechvogel
Der Innenverteidiger hatte nach seiner Rückkehr von Eintracht Braunschweig im Sommer gleich doppeltes Pech. Für die Hierarchie im Team wurde Routinier Toni Leistner geholt. Danach hatte er einige Verletzungen (Oberschenkelmuskelriss, Hüftprobleme, Magen-Darm-Virus). Doch die Zukunft gehört ihm. 15 Spiele machte Gechter, in denen verloren die Blau-Weißen nur dreimal.
Platz 7: Derry Scherhant (21), der unglückliche Joker
Der junge Angreifer kann auf drei Positionen spielen, als Mittelstürmer oder auf beiden Flügelpositionen. Sein erstes Problem: Auf allen drei Positionen ist die Konkurrenz stark. Tabakovic, Niederlechner, Reese, Christensen, Winkler und Palko Dardai. In 27 Spielen stand er nur fünfmal in der Startelf. Sein zweites Problem: Manchmal spielt er zu eigenwillig und hat bei der Defensivarbeit Rückstände. Das kritisierte Trainer Pal Dardai die ganze Saison bei ihm.
Platz 8: Gustav Christensen (19), der fleißige Däne
Der Linksaußen kam zum Saisonanfang aus Dänemark und gewöhnte sich erstaunlich schnell an die Zweite Liga. Er hat Fabian Reese vor sich, doch das ließ ihn nicht verzweifeln. Wenn er spielte, dann immer mit voller Dynamik und Willen. Zum Saisonende hatte er Pech. Eine Kopfverletzung, zugezogen beim U23-Spiel, warf ihn zurück.
Platz 9: Bence Dardai (18), der Abwanderer
Der jüngste Dardai-Sohn gilt wie Maza als Supertalent im offensiven Mittelfeld. Acht Joker-Einsätze beim Saisonstart – alle überzeugend. Beim 3:1 gegen Paderborn Ende Oktober 2023 verletzte er sich am Sprunggelenk – OP! Als Bence Dardai in der Rückrunde wieder fit war, wurde bekannt, dass der U18-Nationalspieler ablösefrei zum VfL Wolfsburg wechselt. Jetzt spielt er abwechselnd für das Regionalliga-Team und die U19. ■