Es ist einfach nur noch ein VAR-Witz. Doch lachen kann keiner bei Hertha BSC darüber - und auch nicht Ex-Schiri Manuel Gräfe (51). Beim 1:3 in Darmstadt wurde Herthas Tor zum 2:1 in der 51. Minute durch Jon Thorsteinsson völlig irrwitzig aberkannt. Schiri Patrick Alt gab zunächst den Treffer, dann schaltete sich VAR Tobias Welz ein und wollte ein Handspiel gesehen haben. Erstes Problem: Kein TV-Bild zeigt dieses Handspiel, sondern eine elegante Brustannahme des Balles durch Thorsteinsson. Zweites Problem: Eigentlich soll der VAR nur noch bei eindeutigen Fehlentscheidungen des Schiris dazwischenfunken.
Der ehemalige Berliner Schiedsrichter Manuel Gräfe war genauso fassungslos wie Herthas Fans. In der Nacht zu Sonntag meldete er sich via X (früher Twitter) zu Wort: „VAR soll bei glasklaren Fehlern eingreifen, wie Kircher zu Recht betonte! Hier doch nicht! Vielleicht (!) Arm, aber nicht zu sehen. Kein Darmstädter mit freien Blick sieht/reklamiert Hand - warum wohl nicht?! Weil Brust.“
Zu Erklärung: Mit „Kircher“ ist Schiri-Boss Knut Kircher gemeint, der eigentlich im Sommer eine neue Linie für die Unparteiischen festgelegt hatte. Zuletzt sagte er nochmal zum umstrittenen Videobeweis, den es seit acht Jahren gibt: „Der VAR ist zu kleinteilig, zu detektivisch eingesetzt worden. Im Graubereich hat der VAR nichts zu suchen.“
Gräfes scharfe Kritik gegen den VAR
#Bundesliga2 #SVDBSC 1:2 #Hertha #Schiedsrichter gibt Tor.#VAR soll bei glasklaren! Fehlern eingreifen-wie Kircher zu Recht betonte!Hier doch nicht!Vielleicht(!) Arm,aber nicht zu sehen..
— Manuel Gräfe (@graefe_manuel) November 10, 2024
Kein Darmstädter(4!) mit freien Blick sieht/reklamiert Hand-warum wohl nicht?! Weil Brust.. pic.twitter.com/0H2qsZlelu
Was da in Darmstadt passierte, hatte aber nicht mal mehr etwas mit Graubereich zu tun. Die Videoassistenten Welz und Thorsten Schiffner griffen ungefragt gleich zweimal ein. In der 26. Minute hatte der Linienrichter, wie alle anderen im Stadion mit bloßem Auge gesehen, dass Darmstadts Torvorlagengeber Isac Lidberg im Abseits stand. Dafür brauchte man nicht mal eine Slow-Motion oder ein Standbild. Völlig korrekt gab Schiri Patrick Alt den Treffer durch Kai Klefisch nicht.
Doch der VAR ließ danach zwei Minuten überprüfen, ob es vielleicht doch nicht abseits war und das Tor für Darmstadt gezählt hätte. Zum Glück für Hertha blieb es bei der Entscheidung. Sinnlos war der VAR-Einsatz trotzdem und entspricht auch nicht den Vorgaben. Fakt ist aber: Nach der Spielunterbrechung war bei Hertha der bis dahin gute Spielfluss dahin.
Zweimal griff VAR Welz ungefragt ein

In der 51. Minute dann die nächste übergriffige Aktion der Videoassistenten. Thorsteinsson hatte den Ball mit der Brust gestoppt, nahm dabei sogar noch seinen rechten Arm vom Oberkörper weg, damit die Kugel ihn nicht berührt, und traf zum 2:1. Hertha jubelte, kein Darmstädter kam auf die Idee zu protestieren. Schiri Alt gab den Treffer. Doch der Kölner Keller wollte gesehen haben, dass der Isländer den Ball mit dem rechten Oberarm berührt hat.
Das Standbild zeigt, dass der Ball mit einem Achtel seines Umfangs den Oberarm überdeckt, mehr nicht. Es war ein zweidimensionales Trugbild. Eine optische Täuschung! Die Welt ist dreidimensional und der Ball eine Kugel. Heißt: Der Ball trifft zuerst die rechte Brustseite und höchstwahrscheinlich nach physikalischen Gesetzen überhaupt nicht den Oberarm. Schiri Alt nahm das Tor trotzdem zurück.
Hertha-Fans: „Der Video-Keller mag uns nicht“
Vom Torjubel in die Enttäuschung. Bei Hertha lief danach in der zweiten Halbzeit nicht mehr viel zusammen und Darmstadt traf doppelt zum 3:1. Herthas Fans toben im Internet: „Ein Witz, wir wurden verschaukelt.“ Oder: „Der Keller mag Hertha nicht.“ Auch das böse Wort „Betrug“ fiel in den Kommentaren.
Ein kreativer Facebook-User antwortete mit Galgenhumor, um das VAR-Absurdistan zu verdeutlichen. Er montierte die Thorsteins-Szene neben dem Bild vom spanischen EM-Handspieler Marc Cucurella, der Jamal Musialas Torschuss im Viertelfinale mit ausgestrecktem Arm gestoppt hatte. Es wurde vom Schiri Anthony Taylor nicht als Handspiel geahndet wurde. Einen Elfer für Deutschland gab es nicht.
Beide Bilder betitelte er so: „Verwechslungsgefahr! Hand, keine Hand!“ Damit wurde der ganze Irrsinn auf den Punkt gebracht. Die Uefa gab zumindest nach drei Monaten zu, dass es eine Fehlentscheidung gegen Deutschland bei der EM war. Vielleicht gibt es das auch in ein paar Monaten im Falle des Thorsteinsson-Tores. Nützen tut es den Blau-Weißen aber nichts. Die Punkte sind futsch. ■