Das ist überraschend

Torwart-Beben bei Hertha BSC: Marius Gersbeck bekommt die zweite Chance

Trainer Cristian Fiel lässt Gersbeck beim 2:3 gegen den HSV spielen, obwohl Stammkeeper Tjark Ernst wieder gesund ist.

Author - Wolfgang Heise
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Er kann zufrieden sein. Marius Gersbeck steht erstmal als Nummer 1 im Hertha-Tor.
Er kann zufrieden sein. Marius Gersbeck steht erstmal als Nummer 1 im Hertha-Tor.Imago Images/nordphoto/Engler

Überraschung beim 2:3 gegen den HSV! Es stand wieder Marius Gersbeck (29) im Tor, obwohl der bisherige Stammkeeper Tjark Ernst (21) wieder gesund war. Es ist ein Torwartbeben bei den Blau-Weißen. Gersbeck erhält die zweite Chance als Nummer 1– im doppelten Sinn!

Routinier Gersbeck war total happy: „Der Trainer hat mir das Vertrauen geschenkt und darüber habe ich mich gefreut. Ich freue mich darüber, dass er sich entschieden hat, mich im Tor zu lassen. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen.“

Vergangene Woche war Konkurrent Tjark Ernst wegen Muskelproblem beim 2:1 in Paderborn ausgefallen. Gersbeck zeichnete sich mit Glanzparaden aus und hielt den glücklichen Sieg fest. Mitte der Woche meldete sich Ernst wieder fit. Da musste Gersbeck wegen einer Erkältung pausieren. „Das mit dem Infekt war Freitag wieder okay“, sagt der Keeper, der in der Ostkurve als Fan groß geworden ist.

Trotz kleiner Trainingspause entschied sich Coach Cristian Fiel wieder für Gersbeck im Tor: „Marius hat letzte Woche gespielt. Er hat es ordentlich gemacht, deswegen habe ich ihm heute die Möglichkeit gegeben, wieder zu spielen.“

Und auch die zweite Chance hat er gegen den HSV genutzt. An den drei Gegentoren hatte er nun wirklich gar keine Schuld. Noch gibt es keine definitive Antwort, ob das jetzt die Wachablösung im Hertha-Kasten ist. Fiel: „Ob Marius drin bleibt? Bis zum nächsten Spiel sind noch ein paar Tage. Und dann wird es eine Entscheidung geben.“

Gersbeck mit Kampfansage an Ernst

Torwart Marius Gersbeck und Tjark Ernst vor dem Anpfiff im Olympiastadion.
Torwart Marius Gersbeck und Tjark Ernst vor dem Anpfiff im Olympiastadion.Imago Images/Eibner

Gersbeck will auf jeden Fall nicht wieder raus aus dem Kasten und sagt es diplomatisch so: „Wenn ich jetzt gespielt habe, hoffe ich, auch weiter im Tor zu sein. Das entscheidet der Trainer trotzdem jede Woche.“ Klare Kampfansage an Ernst, mit dem er sich sonst prima versteht: „Wir haben ein gutes Verhältnis, das zeichnet die ganze Torwarttruppe aus.“

Klingt auf den ersten Blick alles nach Torwartrotation. Doch beim genaueren Hinhören ist es viel mehr. Es riecht danach, dass Gersbeck jetzt die neue Nummer 1 ist. Kapitän Toni Leistner lobt auf alle Fälle den Keeper: „Marius ist ein erfahrener Hund. Er hat einen extrem guten linken Fuß. Es macht extrem Spaß, mit ihm zu spielen. Er hat eine extrem gute Vorbereitung gemacht. Deswegen hat er es sich wahrscheinlich auch verdient. Vielleicht war die kleine Verletzung von Tjark ausschlaggebend. Wir haben zwei sehr gute Torhüter und das ist dann die Entscheidung vom Trainer.“

Gersbeck und die zweite Chance. Er sollte eigentlich schon im Sommer 2023 die neue Nummer 1 werden. Doch dann gab es den Prügelskandal von Österreich, als er im Trainingslager in der Nacht einen jungen Mann niederstreckte. Gersbeck zeigte viel Reue. „Es war der Fehler meines Lebens“, gestand er bei der Mitgliederversammlung im November 2023. Der Keeper wurde zunächst suspendiert, dann wieder begnadigt, doch im Tor hatte sich vergangene Saison da längst Ernst festgebissen. Gersbeck durfte erst in der Rückrunde wieder als Vertreter von Ernst ins Tor, als der verletzt war.

Gersbeck: „Es ist ein Zwischenstück in meiner Geschichte“

Jetzt sieht es anders aus. Gersbeck, der schon als 18-Jähriger für Hertha 2013 in der Bundesliga beim 2:1-Sieg in Dortmund im Tor stand, kehrte vor 18 Monaten vom Karlsruher SC zu den Blau-Weißen, zu seinem Herzensverein, zurück. Er trat mit dem Ziel an, die neue Nummer 1 zu werden. Mit selbst verschuldeter Verspätung kann jetzt sein Traum wahr werden. Schlusswort von Gersbeck: „Für mich bedeutet das sehr, sehr viel. Das ist das, wovon ich immer geträumt habe. Wenn man das Vertrauen bekommt, versucht man es zurückzuzahlen. Es ist ein vorläufiges Zwischenstück. Es ist einfach schön, wieder im Tor zu stehen.“