Was haben Ibrahim Maza (19) und Erik ten Hag (55) gemeinsam? Beide sind neu bei Bayer 04 Leverkusen. Maza brachte durch seinen Wechsel von Hertha zum Vizemeister den Berlinern zwölf Millionen Euro Ablöse ein. Und der Holländer ten Hag trat die Nachfolge von Xabi Alonso als Cheftrainer bei Bayer an. Zwei spannende Personalien, die nun miteinander verbunden sind.
Leverkusens Manager-Legende Reiner Calmund (76) traut Maza im neuen Umfeld eine erfolgreiche Laufbahn zu. „Für viele Profis, die aus Berlin zu uns kamen, war Leverkusen ein Karriere-Sprungbrett“, sagt Calli. Es ist ungewöhnlich, dass seit den 1980er-Jahren über ein Dutzend Profis aus Berlin – West wie Ost – zu Bayer 04 gegangen sind.

Das Gros hatte Calmund zum Werksklub gelotst, der oft mit einem Koffer voller Geld nach Berlin gereist war und auch meist schneller handelte als die Konkurrenz. Für den KURIER hat er seine persönliche Top-Ten derjenigen Berliner im Bayer-Trikot aufgestellt, die in seine Ära als Verantwortlicher bei Bayer fallen.
So angelte sich Calmund Andreas Thom

Platz 1: Torhüter-Legende Rüdiger Vollborn (63). Der wechselte schon 1981 von Blau-Weiß 90 zu Bayer. Calmund: „Über viele Jahre zeigte er überragende Leistungen, wurde 1988 Uefa-Cup-Sieger und 1993 DFB-Pokalsieger.“ Mit 483 Pflichtspielen ist er Leverkusens Rekordspieler.
Platz 2: Carsten Ramelow (51). Der Mittelfeldmann galt Mitte der 1990er-Jahre als größtes Talent von Hertha BSC, wurde aber oft von zu hohen Erwartungen erdrückt. 1995 ging er zu Bayer 04 und startete eine grandiose Laufbahn mit 333 Bundesligaspielen für Leverkusen, wurde Nationalspieler und 2002 unter Rudi Völler Vizeweltmeister. Calmund: „Eine Bilderbuch-Karriere!“
Platz 3: Andreas Thom (59). Der Wechsel des damals besten DDR-Nationalspielers vom BFC Dynamo zu Bayer gehörte zu den spektakulärsten Coups von Calmund. Beim WM-Qualifikationsspiel der DDR gegen Österreich in Wien am 15. September 1989 – sechs Tage nach dem Mauerfall – schickte er seinen Vertrauten Wolfgang Karnath als Fotograf „getarnt“ ins Praterstadion. Der nahm Kontakt zu Thom auf. Schon im Januar 1990 ging der erste offizielle Transfer eines DDR-Nationalspielers in die Bundesliga über die Bühne! Calmund: „Andy Thom war ein Glücksgriff für uns. Ein toller Spieler und Super-Typ!“
Falko Götz gehört zur Bayer-Familie

Platz 4: Niko Kovac (53). Der Junge aus dem Wedding glaubte 1996 nicht mehr an einen Bundesliga-Aufstieg der Hertha und wechselte 1996 zu Bayer. Dort wurde er Nationalspieler von Kroatien und begann eine steile Karriere. Calmund: „Ein Top-Mann. Ehrgeizig und stets fokussiert!“
Platz 5: Falko Götz (63). Vor einem Europacupspiel des BFC Dynamo in Belgrad flüchtete Götz 1983 in den Westen und wurde bei Bayer aufgenommen. 1988 holte er den Uefa-Pokal mit Leverkusen. Noch heute im Scouting bei Bayer tätig. Calmund: „Falko war ein Klasse-Stürmer und gehört zur engsten Bayer-Familie.“
Platz 6: Marcus Feinbier (55). Der torgefährliche Schlaks wechselte 1986 von Hertha Zehlendorf zu Bayer und war am Uefa-Cup-Sieg 1988 beteiligt. Gab mit 17 seit Erstligadebüt bei Bayer!
Platz 7: Günter Drews (57). Laut Calmund ein sehr zuverlässiger, mannschaftsdienlicher Spieler, der 1985 vom BFC Preussen kam.
Wo sortiert sich Ibrahim Maza ein?
Platz 8: Andreas Neuendorf (50). Traute sich 1994 den Schritt von den Reinickendorfer Füchsen zu Bayer zu. „Zecke war jung, schlagfertig und selbstbewusst“, so Calmund. Sein Teamkamerad Ulf Kirsten verpasste ihm den Spitznamen „Zecke“.
Platz 9: Mike Rietpietsch (51). Calmund entdeckte den dribbelstarken Verteidiger bei einem Spiel des 1.FC Union, wo er eigentlich einen anderen Spieler beobachtet hatte. 1994 Wechsel zu Bayer.
Platz 10: Mario Tolkmitt (54). 1992 kam der Angreifer vom FC Berlin zu Bayer und besaß Anteil am DFB-Pokalsieg 1993.
Reiner Calmund schaut gespannt auf Ibrahim Maza, der vielleicht demnächst ein Kandidat für seine Top Ten werden könnte. Doch ein Selbstläufer wird das im starken Bayer-Team garantiert nicht.