Nello di Martino (73)

Rente, nein danke! Hertha BSC hat den ältesten Torwarttrainer der Welt

Respekt! Hertha-Ikone Nello di Martino trainiert mit über 70 Jahren noch immer die jungen Torhüter auf dem Rasen.

Author - Wolfgang Heise
Teilen
Hertha-Ikone Nello di Martino ist mit 73 Jahren immer noch Torwarttrainer.
Hertha-Ikone Nello di Martino ist mit 73 Jahren immer noch Torwarttrainer.mix1/Imago

Herthas Profis starten Montag in die Saisonvorbereitung, die U23 ist seit Donnerstag schon wieder am Schwitzen. Und mittendrin, statt nur dabei ist Hertha-Ikone Nello di Martino. Der Italiener ist seit über 50 Jahren das Phänomen im Klub. Mit sensationellen 73 Jahren trainiert er noch immer die Nachwuchskeeper. Hertha BSC sorgt damit für einen Rekord und hat den ältesten Torwarttrainer der Welt.

Nein und nochmals nein. Das hat nichts mit Seniorenfußball zu tun, wenn di Martino auf dem Rasen ist. Mit Töppen und Torwarthandschuhen schießt er auf die jungen Keeper Maximilian Mohwinkel (21), Burak Özkanli (18) und Nash-Daniel Amankona (24) ein und gibt immer wieder Anweisungen: „Einen Schritt vor, gut so!“ Di Martino ist in seinem Element. Er liebt seinen Job.

Bei Hertha kümmert er sich seit vier Jahren um alle Nachwuchsteams. Er ist sozusagen wechselnder Co-Torwarttrainer. Er schaut bei jeder Mannschaft vorbei und gibt Tipps und Ratschläge. Aber es bleibt eben nicht bei Worten. Er macht auch die Übungen mit.

Wenn die Vespa knattert, weiß bei Hertha BSC jeder, dass Nello di Martino auf dem Vereinsgelände ist.
Wenn die Vespa knattert, weiß bei Hertha BSC jeder, dass Nello di Martino auf dem Vereinsgelände ist.Fotostand/Imago

Was für ein Energiebündel in dem Alter, wo andere schon längst in Rente sind. „Na und?! Ich bin 73 Jahre alt. Aber mir bringt die Arbeit noch immer Spaß. Ich bin doch immer bei Hertha“, sagt die Vereinsikone, die seit 1971 für den Klub arbeitet. Eine Knieverletzung zerstörte seine eigene Karriere, dann wurde er Torwarttrainer, später Team-Manager der Profis. Kurzum: Di Martino hat alles bei Hertha miterlebt. Seine blau-weiße Liebe ist grenzenlos. Zusammen mit KURIER-Kolumnist Michael Jahn schrieb Di Martino vergangenes Jahr seine legendäre Autobiografie.

Nello di Martino: „Die Älteren haben die wichtigen Tipps“

„Es geht immer alles nur zusammen. Die Älteren können den Jüngeren immer wieder Tipps wegen ihrer großen Erfahrung geben. Die junge Spieler neben das dankbar an“, sagt der Methusalem mit den weißen Haaren. Auch der Stamm-Torwarttrainer der U23 Ilja Hofstädt (52) sieht es so: „Die Zusammenarbeit ist mit Nello gut. Jeder bringt seinen Input mit rein.“

Während di Martino die Bälle im Akkord auf die Torhüter schießt, kann Hofstädt genau die Körperhaltung, Schrittfolge, Sprung- und Fangtechnik der Nachwuchstorhüter beobachten und dann wieder Verbesserungsvorschläge geben.

Herthas Ben-Hatira: „Nello schlägt geile Flanken“

Di Martino ist noch so fit, dass er sogar noch von der Seitenlinie die Bälle Richtung Strafraum schießt. Der erfahrene U23-Spieler Änis Ben-Hatira sagt nur: „Nello schlägt geile Flanken!“ Der Respekt ist riesengroß für diese Lebensleistung. Nello sagt nur bescheiden: „Die Arbeit hält mich jung.“

Bei ihm muss man genau hinhören, wenn er etwas sagt. Di Martino hat manchmal einen viel größeren Blick auf das ganze Fußballgeschäft. „Die Jungs hier in der U23 spielen in der Regionalliga gegen erfahrene Männerteams und die anderen bekommen Siegprämien. Unsere Jungs bekommen nur Luft, wenn sie gewonnen haben. Sie spielen für ihre Hoffnung, dass sie es zu den Profis schaffen. Mehr nicht“, bricht er Lanze für das Nachwuchsteam.

Für ihn zählt nur Hertha und Italien. Er ist Herthas einziger Weltmeister. Bei der WM 2006 in Deutschland war er der Teammanager der italienischen Nationalmannschaft, die den Titel holte. Seine Verbindungen zum Fußballverband seines Heimatlandes sind noch immer exzellent.

„Ich habe jetzt mal etwas länger Urlaub in meiner Heimat bei Neapel gemacht. Diesmal waren es zehn Tage, statt einer Woche“, sagt Nello. Dann war die Sehnsucht nach Hertha wieder zu groß.