Hertha-Kolumne

Lewan Kobiaschwili lüftet das Aufstiegs-Geheimnis von Hertha BSC!

2011 und 2013 feierte der Georgier mit Hertha die Bundesliga-Rückkehr. Im KURIER verrät er, warum er das auch Stefan Leitl und seinem Team zutraut.

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Lewan Kobiaschwili (2.v.l.) stieg mit Hertha BSC gleich zweimal in die Bundesliga auf. 2011 mit dem heutigen Co-Trainer Andre Mijatovc (M.).
Lewan Kobiaschwili (2.v.l.) stieg mit Hertha BSC gleich zweimal in die Bundesliga auf. 2011 mit dem heutigen Co-Trainer Andre Mijatovc (M.).imago

Es gab eine Zeit, da glaubte man bei Hertha BSC, als Hauptstädter sei man per se erstklassig. Das selbstbewusste Gefühl war bei den Blau-Weißen zuletzt verloren gegangen – nach zwei schwierigen Spielzeiten in der Zweiten Liga. Doch nun soll es wieder nach oben gehen. Stefan Leitl, Herthas Cheftrainer, hatte bereits Ende Mai klare Worte gefunden und seine künftigen Ansprüche formuliert: „Unser Ziel kann es nur sein, alles daran zu setzen, um in die Bundesliga aufzusteigen.“

Was können Leitl und sein Team für das große Vorhaben von den letzten beiden Aufsteigermannschaften der Hertha lernen?

Augfstieg: Hertha BSC hat heute schwieriger als 2011 und 2013

Diese Aufstiege liegen sehr lange zurück und viele der Protagonisten von einst sind in alle Winde verstreut. 2011 gelang die Rückkehr in die Beletage unter Cheftrainer Markus Babbel und 2013 unter Jos Luhukay – beide Male äußerst souverän. Fakt ist, dass ein Aufstieg in der Anfang August beginnenden Saison 2025/26 schwieriger wird, als vor zwölf Jahren. Damals gab es mehrere Vereine, deren Etat deutlich unter dem von Hertha lag. Jetzt ist die Dichte an starken Klubs mit Tradition, Geld und Erstliga-Ambitionen enorm hoch.

Lewan Kobiaschwili war für Hertha BSC insgesamt über 100 Mal am Ball und feierte 2011 und 2013 die Rückkehr in die Bundesliga.
Lewan Kobiaschwili war für Hertha BSC insgesamt über 100 Mal am Ball und feierte 2011 und 2013 die Rückkehr in die Bundesliga.Michael Schulz/imago

Der Georgier Lewan Kobiaschwili hat einst beide Aufstiege mit erkämpft, gehörte immer zu den Stützen der Mannschaft. Er kennt die Ziele der aktuellen Berliner Mannschaft genau. „Kobi“, wie der 47-Jährige genannt wird, verfolgt „seine“ Hertha intensiv aus der Ferne, obwohl er inzwischen als Funktionär zur europäischen Fußball-Prominenz gehört.

Lewan Kobiaschwili weiß wie man mit Hertha BSC aufsteigt

Der beliebte ehemalige Profi (62 Erstligaspiele, 43 Zweitligaduelle für Hertha zwischen 2010 und 2014) besitzt noch immer zwei Alleinstellungsmerkmale im Hauptstadtklub. Nach der skandalösen Relegation im Mai 2012 gegen Fortuna Düsseldorf (1:2, 2:2) wurde der meist untadelige Sportsmann wegen einer Tätlichkeit gegen den Schiedsrichter für siebeneinhalb Monate gesperrt. Ein Bundesligarekord, auf den „Kobi“ gerne verzichtet hätte und unter dem er lange zu leiden hatte. Nach seiner Profi-Karriere mit 100 Länderspielen gewann er 2015 die Wahl zum Präsidenten des Georgischen Fußballverbandes, erlebt bereits seine dritte Amtsperiode und gehört seit 2023 sogar zum Uefa-Exekutivkomitee. Solch hohe Positionen hat noch kein anderer ehemaliger Herthaner erreicht.

Lewan Kobiaschwili (47) ist Präsident des Georgischen Fußballverbandes  und gehört seit 2023 sogar zum Uefa-Exekutivkomitee.
Lewan Kobiaschwili (47) ist Präsident des Georgischen Fußballverbandes und gehört seit 2023 sogar zum Uefa-Exekutivkomitee.Beautiful Sports/imago

Ich habe ihn gefragt: Wir steigt man auf, Herr Präsident? Seine erste Antwort: „Mit Leidenschaft, Kampfkraft und Selbstvertrauen!“ Er erinnert an die schwierige Situation nach dem Abstieg im Mai 2010. „Viele Spieler gingen weg aus Berlin, etwa Arne Friedrich oder Lukasz Piszczek. Aber es kamen auch starke neue Leute wie Peter Niemeyer und Andre Mijatovc. Mit Markus Babbel wurde ein Trainer geholt, der sofort Aufbruchstimmung erzeugte, keinerlei Zweifel am Wiederaufstieg aufkommen ließ. Das übertrug sich natürlich auf uns Spieler. Wir hatten ein Team, dass gut zusammengestellt worden ist. Mit Adrian Ramos und Raffael besaßen wir unglaubliche Qualität. Wir entwickelten uns schnell zu einer selbstbewussten Truppe, traten dominant auf. Die Konkurrenz hatte Respekt vor uns.“

Hertha BSC: Lewan Kobiaschwili glaubt an Stefan Leitl

Ähnliches galt für den Aufstieg 2013 unter dem holländischen Cheftrainer Jos Luhukay. „Das Training machte jeden Tag viel Spaß und die Stimmung in der Kabine war sehr gut“, sagt Kobiaschwili. Trainerstab, Spieler und Fans seien eine Einheit gewesen. Dass Luhukay auch mal sehr laut werden konnte, sei okay gewesen. So blieben alle fokussiert. Viele Profis, die damals überragende 76 Punkte erspielten und nur zwei Duelle verloren, hätten bereits Erstliga-Niveau gehabt.

Drei Faktoren für einen Aufstieg sieht „Kobi“, der in Tiflis lebt, als sehr wichtig an: ein starker Cheftrainer, ein Kader mit Qualität und die richtige Mentalität. „Beide Trainer - Babbel und Luhukay - haben damals einen richtig guten Job gemacht“, lobt der Georgier, „uns zeichnete enormes Selbstbewusstsein und absoluter Siegeswille aus.“

Und 2025? Dass Stefan Leitl das Zeug zum Aufstiegstrainer hat, sieht Kobiaschwili optimistisch – genauso wie ich auch.