Mentale Team-Verstärkung

Psychologin bei Hertha BSC: Knackt Paula den Heimkomplex der Profis?

Sportpsychologin Paula Isringhausen wurde von der Hertha-Akademie zum Zweitliga-Team befördert.

Author - Wolfgang Heise
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Sportpsychologin Paula Isringhausen arbeitet jetzt mit den Profis von Hertha BSC zusammen.
Sportpsychologin Paula Isringhausen arbeitet jetzt mit den Profis von Hertha BSC zusammen.City-Press

Neues Gesicht bei Hertha BSC auf dem Trainingsplatz. Wer ist die junge Frau mit dem langen, blonden Zopf? Es ist Paula Isringhausen (32), sie ist Sportpsychologin. Isringhausen wird ab dieser Saison die blau-weißen Profis mental unterstützen. Ein sehr gute Verstärkung! Denn die Mannschaft leidet seit langem an einem Heimkomplex im Olympiastadion. Kann Paula den knacken?

Paula Isringhausen arbeitet seit drei Jahren bei Hertha, doch bisher nur bei den Jugendmannschaften. Dazu betreut sie auch noch die U16-Mädels des DFB. Sie ist eine echte Spezialistin für die Kopf- und Seelenarbeit von Fußballern. Leistungssport und Psychologie ist seit Jahren schon kein Tabuthema mehr. Vor drei Jahren sagte Isringhausen schon in der Berliner Zeitung: „Unser Arbeitsbereich ist einer der wenigen, die noch nicht ansatzweise erschlossen sind.“

Alles wurde perfektioniert, besonders um die Körper der Fußballer bestmöglich fit zu bekommen. Athletiktrainer, Physiotherapeuten, Ärzte haben so manche neue Methoden in den Profifußball gebracht. Doch die Seelenmassage findet erst jetzt so richtig ihren Weg.

Sportpsychologie wird immer wichtiger

Sportdirektor Benjamin Weber und Sportpsychologin Paula Isringhausen beobachten das Training der Hertha-Profis.
Sportdirektor Benjamin Weber und Sportpsychologin Paula Isringhausen beobachten das Training der Hertha-Profis.Engler/nordphoto/Imago

Es geht bei der Arbeit von Isringhausen nicht nur darum, mentale Probleme aufzuarbeiten. Es geht noch mehr darum, gute Spieler noch besser zu machen durch mentale Stärke. Isringhausen sagt zu ihrer Arbeit mit den Teenies in der Akademie: „Wenn die Jungs kapieren, dass psychologische Arbeit sie besser machen kann und letztlich auch die Wahrscheinlichkeit erhöht, es zum Profi zu schaffen, dann sind sie sofort sehr offen.“

Diese Aufgeschlossenheit braucht sie jetzt nach ihrer Beförderung ins Zweitliga-Team auch bei den Profis. Denn die Spieler haben kollektiv ein Problem. Hertha wurde vergangene Saison in der Heimtabelle das Schlusslicht der Liga mit nur vier Siegen im Olympiastadion. Mit neun Siegen, die eigentlich der Normalfall einer Heimbilanz bei 17 Partien sind, wären die Blau-Weißen mit 59 Punkten aufgestiegen, so waren es nur 44 Zähler.

Herthas Heimschwäche kostete den Aufstieg

Am 21. Januar 2024 waren alle Menschen im Olympiastadion bei Herthas Spiel gegen Düsseldorf in Schock und Trauer wegen des Todes von Präsident Kay Bernstein.
Am 21. Januar 2024 waren alle Menschen im Olympiastadion bei Herthas Spiel gegen Düsseldorf in Schock und Trauer wegen des Todes von Präsident Kay Bernstein.Jan Huebner/Imago

Machen sich die Spieler vor den eigenen Fans mit einer riesigen Kulisse von über 50.000 Zuschauern im Olympiastadion zu viel Druck, weil sie nicht enttäuschen wollen? Es ist ein Ansatz, um den Heimfluch zu beenden. Oder sitzt es noch tiefer? Im Januar 2024 stand der gesamte Klub nach dem plötzlichen frühen Tod von Präsident Kay Bernstein über Wochen unter Schock. Nur fünf Tage nach Bernsteins Tod wurde das Heimspiel gegen Düsseldorf am 21. Januar zum brutalen Trauerspiel für die Profis. Nervendruck pur für alle! Es endete 2:2, doch seit diesem Tag gab es in anderthalb Jahren nur noch acht Heimsiege in der Liga.

Die Heimschwäche ist für Hertha ungewöhnlich. Vielleicht hat Paula Isringhausen schon bald das Problem geknackt. Trainer Stefan Leitl sagt es schon sehr lange: „Es ist wichtig, dass wir zu unserer Heimstärke finden. Wir haben ein überragendes Stadion, wir haben einen überragenden Support hier.“