Hertha-Kolumne

Knaller oder Killer: Mit welchem Präsidenten steigt Hertha BSC auf?

Vor der Mitgliederversammlung gehen die Meinungen der Kandidaten auseinander, wann die Bundesliga-Rückkehr gelingen soll.

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Am 17. November stimmen die Mitglieder von Hertha BSC im CityCube ab, wer neuer Präsident wird.
Am 17. November stimmen die Mitglieder von Hertha BSC im CityCube ab, wer neuer Präsident wird.Nordphoto/imago

Wenn Hertha BSC zur Mitgliederversammlung ruft, hatten in der Vergangenheit die amtierenden Präsidenten oder auch die Manager meist einen „Knaller“ in petto. Manchmal eine wichtige Vertragsverlängerung, eine fette Finanzspritze oder gar einen neuen prominenten Spieler, der man in naher Zukunft verpflichten würde. Die Herthaner sollten positiv gestimmt werden.

Am kommenden Sonntag steht sogar die brisante Kür eines neuen Präsidiums für die nächsten vier Jahre an und ein „Knaller“ wie früher üblich, ist nicht zu erwarten. Trotz teils spielerisch attraktiven Auftritten - die zwei Niederlagen zuletzt in Folge, dazu Platz 11 in der Liga - taugen eher zum Stimmungskiller.

Wahlkampf wird bei Hertha BSC mit harten Bandagen geführt

Fünf sehr unterschiedliche Kandidaten haben sich für das Amt des Präsidenten beworben. Sie kämpften in den zurückliegenden Wochen verbal in der Öffentlichkeit mit sehr harten Bandagen. Auf dem Rasen hätte es dafür wohl die eine oder andere Gelbe Karte gegeben.

Da sicherlich beinahe jeder, der es mit der Hertha hält, den Wiederaufstieg in die Erste Bundesliga herbeisehnt, habe ich mir aus den Wahlversprechen der Bewerber ihre Meinung nur zum Thema Aufstieg herausgenommen und frage mich: Unter welchem Präsidenten wird wohl der Aufstieg am vehementesten vorangetrieben?

Hertha BSC: Fabian Drescher widerspricht Tom Herrich

Eine deutliche Aussage von Geschäftsführer Thomas E. Herrich soll dabei als Steilpass dienen. Herrich, der in äußerst schwierigen Zeiten enorme Verantwortung übernahm, nannte am 22. Februar 2024 im Podcast Hertha BASE, gefragt nach „Erlössteigerungspotenzial“ u.a. prominent die Fernsehgelder. „TV-Einnahmen sind die härteste Währung. Unter dem Gesichtspunkt ist der Aufstieg alternativlos.“ An dieser Aussage schieden sich die Geister.

Herthas Interimsboss Fabian Drescher traf bei der Kandidaten-Vorstellung den richtigen Ton. ER gilt als Favorit auf das Präsidentenamt.
Herthas Interimsboss Fabian Drescher traf bei der Kandidaten-Vorstellung den richtigen Ton. ER gilt als Favorit auf das Präsidentenamt.Imago Images/nordphoto/Engler

Beispiel Fabian Drescher (42/Rechtsanwalt) und kommissarischer Präsident, der liebend gern im Amt bleiben will.  Er sagte zur Saisoneröffnung im Juli dieses Jahres: „Vielleicht stehen wir hier nächstes Jahr zum gleichen Zeitpunkt wieder zur Aufstiegsfeier!“ Der Beifall war riesengroß. In einem Interview mit dem Magazin „11 Freunde“ vom November sagte er allerdings: „Eines muss ich klarstellen. Der Aufstieg ist nicht alternativlos. Diese aus dem Zusammenhang gerissene Aussage von Tom Herrich wurde in den vergangenen Wochen rauf-und runterzitiert. Aber so dramatisch ist es nicht. Wir müssen uns in erster Linie gesunden und ganzheitlich nachhaltig agieren.“ Ja, was denn nun? Drescher sagte auch: „Unser Anspruch kann nicht sein, jahrelang in der Zweiten Liga zu spielen…“ Agiert Drescher zu defensiv oder einfach nur realistisch?

Präsidentenwahl bei Hertha BSC: Ganz unterschiedliche Kandidaten

Kandidat Uwe Dinnebier (61), Unternehmer, sieht die gegenwärtige Führung kritisch. Er spricht von einer „Schicksals-Wahl“, strebt Kraft seiner wirtschaftlichen Kompetenz selbstbewusst und offensiv den schnellen Aufstieg an. Er habe das Gefühl, im Verein fehlen bei einigen die letzten Prozente an Überzeugung und der Glaube an den Erfolg und den Aufstieg.

Auch Wolfgang Sidka (70), der ehemalige Bundesliga-Profi von Hertha BSC, sagt: „Hertha muss schnell wieder hochkommen. Es muss aufgehört werden, von einer Übergangssaison zu sprechen wie im Vorjahr. Der Verein muss wie eine Fußballmannschaft agieren – mit den Besten auf jeder Position.“ Er sieht sich dabei durchaus an der Spitze und als Teamplayer.

Stepan Timoshin (23), Unternehmer und Jung-Millionär, nahm das Wort „Aufstieg“ kaum in den Mund, kritisierte stattdessen harsch „sportliche und wirtschaftliche Fehlentscheidungen“, nannte Hertha drastisch einen „Saustall“, der in Ordnung gebracht werden muss.

Was wird aus Reese und Maza bei Hertha BSC?

Olaf Brandt, (56), selbstständiger Gastronom, will schnell mit Hertha ganz hoch hinaus. „Wir müssen uns im Winter auf einigen Positionen verstärken und versuchen, sofort aufzusteigen.“ Seine unglaubliche Vision: „Deutscher Meister 2030“!

Die Meinungen, wann und in welchem Tempo der Aufstieg bewerkstelligt werden soll, gehen bei den Kandidaten auseinander. Ich glaube, er muss im Mai 2025 gelingen, sonst sind solche Unterschiedsspieler wie Fabian Reese oder Ibrahim Maza nicht mehr in Berlin zu halten und die Erste Liga wieder weit weg. Der Hamburger SV lässt grüßen! ■