Hertha BSC sei sein Herzensverein, betont Kevin-Prince Boateng. Nur schwer kann es der ehemalige Bundesliga-Star offenbar verkraften, was aus dem Hauptstadt-Klub geworden ist. In einem großen Interview mit der „Fußball-Woche“ spricht Kevin-Prince Boateng deshalb jetzt Klartext und sagt: „Bei Hertha wurden immer weiter Fehler gemacht.“
Was genau meint der 37-jährige, der in der Saison 2022/2023 noch einmal das Trikot seines Jugendvereins in der 2. Bundesliga getragen hatte? „Auf einen Fehler muss immer eine Korrektur kommen, es darf keine Fehlerkette werden. Und bei Hertha wurden immer weiter Fehler gemacht, ob Du dann 40 Millionen oder 400 Millionen hast, ist völlig egal. Es gibt nicht den einen Zeitpunkt, wo alles schiefgelaufen ist“, sagte der frühere ghanaische Nationalspieler.
Kevin-Prince Boateng: Hertha BSC „muss mehr machen“
Hertha BSC habe es seiner Meinung nach in den vergangenen Jahren verpasst, an der eigenen Außendarstellung zu arbeiten. „Das Image könnte noch immer viel besser sein, da müsste man meiner Meinung nach als Verein noch mehr machen.“
Konkrete Ideen hat Kevin-Prince Boateng auch. Er würde Ibrahim Maza, der jüngst zum ersten Mal in die algerische Nationalmannschaft berufen wurde, zum Gesicht der Hertha machen. „Der Junge kommt aus dem Wedding und ist jetzt schon der beste Fußballer in dieser Mannschaft – warum nutzt man diesen Jungen nicht noch mehr? Der muss auf jeder Häuserwand und auf jedem Bus plakatiert werden, damit die kleinen Jungs aufhören, Trikots von Bayern, Dortmund und Paris zu tragen“, so Boateng.

Doch nicht nur Hertha BSC habe in den vergangenen Jahren Fehler gemacht. Kevin-Prince Boateng blickt auf kritisch auf seine Karriere zurück. „Viele denken: Der ist Fußballprofi, der hat Geld, dem geht’s gut – aber mir ging es in den 19 Jahren meiner Karriere nie gut.“
Kevin-Prince Boateng will Hertha-Fußballern helfen
Deshalb wolle er mit seiner Beratungsagentur vor allem jungen Hertha-Fußballern Perspektiven aufzeigen. „Wir wollen auch nicht einfach nur eine Karriereplanung für die Jungs, wir wollen ihnen eine Lebensplanung geben“, erklärt Boateng. Es gehe darum, die Überraschungen in einer Karriere zu minimieren.
„Ich hatte kein gefestigtes Leben und daher zu viele Überraschungen in meiner Laufbahn, war zu empfänglich für dieses oder jenes Angebot. Ich bin zu Tottenham gewechselt, ohne zu wissen, dass die schon neun Mittelfeldspieler haben! Das darf nicht passieren. Wir wollen nun einen ausgereiften Plan vorgeben. Und 14 Vereine in 19 Jahren wie bei mir, das ist kein Plan“, sagt der 37-Jährige. ■