Monster-Comeback

Käpt’n Toni richtet sich auf der Brücke von Hertha BSC häuslich ein

Als Bankdrücker startet Kapitän Toni Leistner in die Saison. Aber als gleich vier Kollegen platt sind, packt der Verteidiger richtig zu.

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Daumen hoch! Toni Leistner motiviert im Spiel in Nürnberg die Kollegen. 
Daumen hoch! Toni Leistner motiviert im Spiel in Nürnberg die Kollegen. Jan-Philipp Burmann/City-Press

Für Toni Leistner geht es auf der Achterbahn des Fußballerlebens wieder mal steil bergauf. Keine neue Situation für den Kapitän von Hertha BSC. Aber mit 34 Jahren genießt man dieses Glück so viel mehr.

Als Cristian Fiel als neuer Trainer auf dem blau-weißen Dampfer anheuerte, trafen sich zwei alte Bekannte wieder. In Dresden hatten beide bereits eine gemeinsame Station in ihren Karrieren. Einen Bonus brachte das Leistner nicht. So ehrgeizig, wie er Fiel als Spieler kannte, so ehrgeizig ist er auch als Trainer. Für Leistner blieb zwar die Kapitänsbinde, aber auch nur der Platz auf der Bank.

Kaum sind die ersten Spieltage in der Zweiten Bundesliga vorbei, hat sich der Wind gedreht. Zahlreiche Verletzungen spülten Leistner zurück in die erste Reihe. Und dort machte der Verteidiger genau das, was Profis in solchen Situationen tun: Sie nutzen sie!

Verletztenmisere in der Abwehr wird Hertha BSC noch einige Zeit begleiten

Bei seiner Rückkehr in die Startelf lieferte Leistner in Nürnberg eine bärenstarke Partie ab. Dafür hatte er im Training stets Vollgas gegeben und ist jetzt wieder mittendrin. Denn die Verletztenmisere in der Abwehr wird Hertha BSC noch einige Zeit begleiten.

Linus Gechter hatte sich gegen Düsseldorf das Schlüsselbein gebrochen, wird nach der Operation dieses Jahr kaum noch spielen können. Unbestimmt ist die Ausfallzeit bei Michal Karbownik. Auch im Spiel gegen Düsseldorf erlitt der Pole eine Verletzung am Sprunggelenk, fällt mehrere Wochen aus. Dazu kommt das unfassbare Pech von John Anthony Brooks. Der Rückkehrer verletzte sich im Training am Sprunggelenk, der Zeitpunkt für sein Debüt im Hertha-Dress in dieser Saison steht in den Sternen. Den letzten Schock dieser Art versetzte Jeremy Dudziak der Hertha. Nach einem Torschuss im Training war Schluss, Probleme an den Adduktoren erfordern zwei Wochen Pause.

Coach Cristian Fiel spricht im Training mit Toni Leistner.
Coach Cristian Fiel spricht im Training mit Toni Leistner.Matthias Koch/Imago

Coach Fiel hat sich ganz bewusst für den Kapitän von Hertha BSC entschieden

Wohl dem, der bei so viel Abwehr-Pech einen Toni Leistner hat. Coach Fiel: „Ich habe mich für ihn entschieden, weil er der Kapitän der Mannschaft ist, im Training Vollgas gibt und dafür gearbeitet hat. Aber ich hätte mich genauso für Pascal Klemens entscheiden können.“ Hat er aber nicht. Und so ist es Leistner, der erst einmal aus der Mannschaft wieder verdrängt werden muss. „Von uns sitzt keiner freiwillig auf der Bank“, sagt Leistner und weiß, dass er sich starker Konkurrenz erwehren muss. Natürlich will er immer spielen. Aber Leistner hebt – ganz Kapitän – das Schicksal des Teams über sein eigenes: „Ja, es waren keine einfachen Wochen für mich. Ich habe von Anfang an gesagt, dass es nicht um meine Person geht, sondern dass wir viele Punkte holen.“

Dafür kann er jetzt auf dem Rasen sorgen. Der ideale Platz für einen Kapitän. Doch auch ohne Stammkaderstatus kann Leistner das Kapitänsein richtig gut. „Es ist generell eine Herausforderung, Kapitän einer Mannschaft zu sein. Man muss an vielen Stellschrauben drehen, unterstützend mitwirken und auch mal das eine oder andere Wort mehr sagen, als vielleicht jemand, der nicht die Kapitänsbinde trägt. Ich glaube, ich fülle das relativ gut aus, egal ob ich auf dem Platz stehe oder nicht.“ ■