Es war mal wieder so ein Spiel, dessen Ausgang die Richtung vorgibt. Normalerweise wackelt Hertha BSC in solchen Partien. Beim 1. FC Nürnberg allerdings gab es höchstens eine kurze Flatter. Hertha hatte wieder einmal die richtige Antwort parat.
0:2 hatten die Blau-Weißen am Spieltag zuvor gegen Düsseldorf verloren. Das war auch so ein Spiel, das die Richtung vorgab. Umso schwieriger wurde die Reise zum Club. Nicht für Hertha auf dem Rasen. Die Blau-Weißen lösten die knifflige Aufgabe beim 2:0 durch die Tore von Derry Scherhant (37) und Palko Dardai (90.) so souverän, dass Trainer Cristian Fiel an alter Wirkungsstätte erst einen recht entspannten Tag an der Seitenlinie verbringen konnte und dann auch noch kaum etwas zu meckern hatte. „Was wir gut gemacht haben in der zweiten Halbzeit, dass wir unsere Führung verteidigen. Was wir besser machen müssen, ist: Wir müssen das Spiel früher entscheiden“, sagte Fiel und stellte fest: „Wenn man das gesamte Spiel sieht, war der Sieg verdient.“
Hertha BSC steckte in dieser Saison schon einige Rückschläge stark weg
Rumms, nach der Düsseldorfpleite meldet sich Hertha BSC beeindruckend zurück. Es ist nicht das erste Comeback in dieser noch jungen Saison. Schon früh in der Vorbereitung setzte es den ersten Rückschlag.
Im Treter-Test bei Energie Cottbus verletzte sich Fabian Reese schwer, kehrt wohl frühestens im November auf den Rasen zurück. Was schier kaum zu kompensieren schien, rückte in Nürnberg weit in den Hintergrund. Ibo Maza und Derry Scherhant wirbelten auf der linken Seite alle Gedanken an Reese weg. Die beiden Eigengewächse spielten ein Hoch auf den Berliner Weg.

Berliner Weg bringt 20 Talente ins Umfeld der Profis von Hertha BSC
Eingeschlagen, weil er schon immer richtig war und forciert, weil nach den verbrannten Windhorst-Millionen das Geld an allen Ecken und Enden knapp ist, wurde der Jungbrunnen intensiviert. Jetzt sprudelt er wieder. Manager Benjamin Weber zählt in einem Interview auf transfermarkt.de beeindruckende Zahlen auf: „In der Regel hatten wir in der letzten Zeit vier, fünf Spieler aus unserem Nachwuchs in der Startelf und noch mal vier, fünf weitere im Kader. Insgesamt sind es sogar rund 20 Spieler, die einen Bezug zur eigenen Akademie haben und zum näheren Umfeld des Profikaders zählen.“
Doch die finanzielle Not reißt auch immer wieder Löcher. 22-Tore-Stürmer Haris Tabakovic bat nach einem Angebot der TSG Hoffenheim um Freigabe für seinen Bundesliga-Traum. Und bekam sie. Ebenso ließ Hertha Marc Kempf zu Italien-Aufsteiger Como ziehen. Im vergangenen Jahr hatten die Blau-Weißen dem Verteidiger den Traum noch verbaut, standen im Wort und hielten es. Aber auch auf den Verlust dieser fest eingeplanten Stützen für die Saison hat Hertha die richtige Antwort. Zusammenrücken, einander vertrauen und den jungen Wilden die Chancen geben.
Alles zusammen ergibt ein sehr liebenswertes Stehaufmännchen. Hertha BSC kann jeden Gegner in der Liga schlagen. Das haben die ersten sechs Saisonspiele bewiesen. Die Mannschaft ist dabei nicht auf Glück angewiesen, sie kann den Erfolg solide, teilweise sogar ziemlich schön herausspielen. Dafür müssen die Blau-Weißen an die 100 Prozent Leistung herankommen. Sonst können sie auch gegen jeden Gegner verlieren. Aber, und das kennen wir ja mittlerweile: Auch dann hat Hertha immer eine Antwort. ■