Prügelnacht und Pannenreise

Hertha-Doku enthüllt: Torwart Gersbeck verpasste fast seinen Gerichtsprozess

Als Herthas Torwart Marius Gersbeck wegen seiner Schlägerei zum Gerichtstermin nach Salzburg fuhr, passierten vor Anspannung zwei Pannen.

Author - Wolfgang Heise
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Torwart Marius Gersbeck wurde von Hertha BSC nach seiner Prügelnacht im österreichischen Trainingscamp begnadigt und darf wieder mittraieniren.
Torwart Marius Gersbeck wurde von Hertha BSC nach seiner Prügelnacht im österreichischen Trainingscamp begnadigt und darf wieder mittraieniren.imago images/Koch

Hautnah, authentisch, schonungslos und mittendrin Torwart Marius Gersbeck (28). Hertha BSC veröffentliche auf Youtube die dritte Episode der Saison-Doku. Nach der Prügelnacht von Österreich im Juli stellte sich Keeper Gersbeck vor laufender Kamera, als er am 28. September zur Gerichtsverhandlung nach Salzburg reiste. Es wird nichts verschwiegen. Nicht mal, dass er den Gerichtstermin fast verpasst hätte...

Gersbeck war mit seinen Schlägen gegen einen 22-jährigen Österreicher im Trainingscamp in Zell am See einmal im Leben auf das falsche Gleis abgebogen. Er  bemühte sich danach, wieder in die richtige Spur zu kommen. Doch das alles entscheidende war dieser Gerichtsprozess.

Hertha-TV begleitete Gersbeck am Tag der Anreise nach Salzburg. Der Keeper fuhr mit seiner Frau Laura  von der Haustür zum Bahnhof Südkreuz. Die Aufregung vor dem Urteil war riesig bei Gersbeck. Es passierte das Missgeschick. „Da ist eine sehr große Anspannung da, weil davon sehr viel abhängt. Ich freue mich, wenn der Tag geschafft ist. Und für mich der persönliche Spuk ein Ende hat“, erklärt der Torwart noch ruhig.

Gersbeck stieg in den falschen Zug

Marius Gersbeck und Frau Laura am Bahnhof Südkreuz, doch beim Einsteigen in Zug passierte ein fataler Fehler.
Marius Gersbeck und Frau Laura am Bahnhof Südkreuz, doch beim Einsteigen in Zug passierte ein fataler Fehler.Hertha BSC

Dann aber wurde es hektisch. Gersbeck: „Wie groß die Anspannung war groß, habe ich spätestens gemerkt, als wir sehr spät am Bahnhof angekommen sind, aus dem Auto raus sind und zum Zug gelaufen sind. Da habe ich meinen Anzug im Auto vergessen. Das ist mir erst im Zug aufgefallen.“ 

Doch es kam noch schlimmer. Für Gersbeck und Frau Laura wurde die Zugfahrt zur Stress-Odyssee. „Als wir dann in Erfurt waren, wurden wir von einer Dame darauf hingewiesen, dass wir auf ihrem Platz sitzen. Wir haben aufs Ticket geschaut und sie sagte: ,Sie sitzen im falschen Zug.' Wir haben es geschafft, auch noch in den falschen Zug zu steigen", erklärt er den Hektik-Blackout beim Einsteigen in den Zug.

Gersbeck weiter: „Wir sind dann nach Eisenach gefahren und mussten zurückfahren und dann erst nach Salzburg.
Das war dann doch so kurz vor knapp.“ Zum Glück kam der Sünden-Keeper dann doch pünktlich in den  Gerichtssaal: „Es ist eine unangenehme Situation dort zu sitzen. Man weiß, dass einem eine eventuelle Strafe droht. Es ist brutale Anspannung und man denkt: Ich möchte hier nicht sein. Ich war froh, dass es schnell ging. Es war keine Strafe, sondern eine Einstellung des Verfahrens gegen eine Geldzahlung (40.000 Euro, die Red.)."

Gersbeck entschuldigte nach dem Prozess beim Opfer

Herthas Torwart Marius Gersbeck trainiert seit Anfang Oktober wieder mit der Profi-Mannschaft.
Herthas Torwart Marius Gersbeck trainiert seit Anfang Oktober wieder mit der Profi-Mannschaft.imago images/nordphoto/Engler

Nach dem Prozess ging Gersbeck noch im Gerichtsgebäude auf den jungen Österreicher zu, den er verprügelt hatte. „Das Opfer hat mir die Möglichkeit gegeben, mich persönlich bei ihm zu entschuldigen. Das war mein Wunsch von Anfang an war. Er hat zugestimmt und es war schön, dass ich das machen konnte“, sagt Gersbeck.

Bei dem Video erkennt jeder, dass es aufrichtige Reue des Torwarts ist, der nach drei Jahren beim Karlsruher SC im Sommer zu Hertha zurückkehrte und eigentlich die Nummer 1 werden sollte. Den Posten hat jetzt aber sich der junge Keeper Tjark Ernst souverän erobert. Für ihn Gersbeck ist es erstmal wichtig, dass er überhaupt wieder begnadigt wurde und mit dem Team trainieren darf.

Gersbeck: „Ich will nicht so wirken, dass ich irgendetwas verharmlose. Das ist der schmale Grat. Ich habe einen Riesenfehler gemach. Ich verstehe jeden der sagt: .Trotzdem hast du körperliche Gewalt angewendet'. Dafür kann ich mich nur entschuldigen und es ist etwas was mich beschäftigt. Ich bin da sehr beschämt drüber.“